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Höhlenforschung
Chronik einer Höhlenrettung – Der Fall Johann Westhauser
Von Andrea Wieland
Nach zwölf Tagen endlich aufatmen: Der Höhlenforscher Johann Westhauser erreicht die Oberfläche der Riesending-Schachthöhle. Hunderte Helfer setzten für ihn ihr Leben aufs Spiel. Zwölf Tage Anspannung für Einsatzleiter Klemens Reindl und die internationalen Höhlenretter.
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- Tag 1: Der Unfall
- Tag 2: Kommunikation mit Höhlen-SMS
- Tag 3: Arzt wagt den Abstieg
- Tag 4: Medikamente für den Verletzten
- Tag 5: Transport wird vorbereitet
- Tag 6: Start des Transports
- Tag 7: Patient ist stabil
- Tag 8: Langsam kommen sie voran
- Tag 9: Transport geht schneller als gedacht
- Tag 10: Helfer kommen an ihre Grenzen
- Tag 11: Die letzte Etappe
- Tag 12: Es ist geschafft!
Tag 1: Der Unfall
Der Höhlenforscher Johann Westhauser erleidet in 1000 Metern Tiefe trotz Helm eine schwere Kopfverletzung. Er ist nicht mehr in der Lage, die Riesending-Schachthöhle aus eigener Kraft zu verlassen.
Ein weiteres Mitglied der Forschungsexpedition erreicht nach zehn Stunden Aufstieg das Tageslicht und informiert die Bergwacht. Noch am Abend steigen die ersten drei Teams mit elf Höhlenrettern zum Verunglückten hinab.
Tag 2: Kommunikation mit Höhlen-SMS
Die ersten Rettungskräfte erreichen den Unfallort. Der exakte Gesundheitszustand Westhausers ist weiterhin unklar. Die Kommunikation funktioniert über das Funksystem "Cavelink". So ist das Versenden von Textnachrichten zwischen dem Höhleneingang und dem Unfallort möglich.
Weitere Helfer der Bergwacht Bayern und aus Salzburg treffen ein. Die Landes- und Bundespolizei unterstützen den Einsatz mit Hubschraubern.
Tag 3: Arzt wagt den Abstieg
Das Rettungsteam ist beim verletzten Höhlenforscher angekommen und meldet, dass Westhauser bei Bewusstsein ist. Jetzt soll ein Arzt zu ihm vorstoßen. Nur wenige Mediziner in Europa kommen für diesen Einsatz infrage, da sie sowohl medizinisch kompetent wie höhlenerfahren sein müssen. In der Höhle haben Retter mittlerweile Biwaks mit Trinkwasser, Verpflegung und Schlafsäcken eingerichtet.

Rettungskräfte am Eingang der Riesendinghöhle in Berchtesgaden
Tag 4: Medikamente für den Verletzten
Der Arzt muss wegen konditioneller Probleme abbrechen. Zwei weitere Ärzte sind auf dem Weg in die Höhle. Doch auch sie müssen Pausen einlegen, um körperlich fit und seelisch belastbar beim Patienten einzutreffen.
Die vorläufige Diagnose der Sanitäter lautet: leichtes Schädel-Hirn-Trauma. Am Abend kommt ein Team aus italienischen Helfern und einem österreichischen Arzt bei Westhauser an. Er kann jetzt medikamentös behandelt werden.
Tag 5: Transport wird vorbereitet
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erreicht auch der italienische Arzt den verletzten Höhlenforscher. Die Mediziner treffen die Entscheidung: "Der Patient ist transportfähig." Weitere sechs Teams transportieren nun Medikamente und das nötige Rettungsmaterial zur Unfallstelle. Alle Beteiligten und Anwesenden erwarten nun mit Spannung den Beginn des Transports.
Tag 6: Start des Transports
Das Team braucht neue Sicherungsseile für den Rücktransport. Aufgrund schlechten Wetters können die Hubschrauber jedoch nicht fliegen, um das fehlende Material zu liefern. Streckenabschnitte werden ausgebaut, Westhauser liegt auf einer Spezialtrage, und zur besseren Kommunikation werden Drähte für ein Höhlentelefon verlegt. Am Abend beginnt der Transport.
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Höhlenrettung
Von Andrea Wieland
Der Höhlenforscher Johann Westhauser erleidet am 8. Juni 2014 in 1000 Metern Tiefe trotz Helm eine schwere Kopfverletzung. Er ist nicht mehr in der Lage, die Riesending-Schachthöhle aus eigener Kraft zu verlassen. Ein weiteres Mitglied der Forschungsexpedition kann nach zehn Stunden Aufstieg die Bergwacht informieren. Darauf folgt eine spektakuläre Rettungsaktion: Nach 12 Tagen Bangen bringen die Höhlenretter den Verunglückten ans Tageslicht.
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Tag 7: Patient ist stabil
Elf Stunden hat ein Team aus 15 italienischen Höhlenrettern Johann Westhauser auf einer Spezialtrage zum nächsten Biwak transportiert. Ein deutscher Mediziner aus München löst nun den österreichischen Arzt ab, der seit fast fünf Tagen in der Höhle ist. Der gesundheitliche Zustand des Patienten ist nach wie vor stabil.
Tag 8: Langsam kommen sie voran
Mittlerweile befinden sich etwa 100 Retter in der Höhle, die die Versorgungspunkte weiter ausbauen. Die ersten Nahrungsmittel werden knapp und müssen nachgeliefert werden. Der Weg führt über enge Gänge, Canyons und unterirdische Bachläufe. Am nächsten Biwak wird der Verletzte von einem internationalen Ärzteteam betreut.
Tag 9: Transport geht schneller als gedacht
Das Einsatzteam schafft es bis auf 700 Meter Tiefe. Jetzt folgt einer der schwierigsten Streckenabschnitte: Steile Bergschächte führen zum Höhleneinstieg. Hier wenden die Retter ein Flaschenzug-System an. Mehrere Retter seilen sich nach unten ab, im Gegengewicht zieht das Seil den "verpackten" Westhauser einige Meter nach oben.

Erleichterung bei den Rettungskräften: Westhauser ist am Tageslicht
Tag 10: Helfer kommen an ihre Grenzen
Auf dem Weg zum letzten Notfallpunkt vor dem Höhleneingang müssen der Verletzte und die Helfer eine schwierige Passage überwinden, eine "Wasserdusche".
Ein Schweizer Team soll mit einer speziellen Ausrüstung dafür sorgen, dass Westhauser dabei nicht nass wird und keine Unterkühlung erleidet. Strapazen für die Retter und höchste Zeit für den Verunglückten, mit seiner Kopfverletzung so schnell wie möglich auf die Intensivstation eines Krankenhauses zu gelangen.
Tag 11: Die letzte Etappe
Nach einer mehrstündigen Pause am letzten Biwak bewegt sich das Team weiter in Richtung Tageslicht. Es sind noch knapp 300 Höhenmeter, inklusive eines 180-Meter-Steilschachts.
Draußen hat die Deutsche Flugsicherung für die Region am Untersberg eine Flugverbotszone verhängt. Bis Sonntag dürfen hier ausschließlich die Rettungs- und Versorgungshubschrauber der Bundes- und Landespolizei fliegen, damit die Rettung nicht behindert wird.
Tag 12: Es ist geschafft!
Um 11.44 Uhr kommt die Nachricht, auf die alle gewartet haben: Das Rettungsteam hat es geschafft, Johann Westhauser an die Oberfläche zu transportieren. Nach einer medizinischen Erstversorgung fliegt ihn ein Rettungshubschrauber in die Unfallklinik Murnau. Einsatzleiter Klemens Reindl bezeichnet diese Bergung als "Meilenstein in der alpinen Bergrettung".
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Stand: 22.12.2017, 11:00