Modehunde

Von Kerstin Deppe und Cora Richter (SWR)

Heute im Trend, morgen krank oder im Tierheim?

"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos", wusste schon der Komiker Loriot. Der Mops gilt als Statussymbol der Reichen und Schönen, auch bei Normalsterblichen steht er hoch im Kurs. Typisch sind sein fröhlicher, friedfertiger Charakter und ein ausgeprägtes Kindchenschema. Züchterische Übertreibungen wie extreme Kulleraugen oder zu kurze Nasen führen jedoch zu massiven Gesundheitsschäden. Viele Möpse leiden durch ihre Kurzköpfigkeit, auch Brachyzephales-Syndrom genannt, unter Atemnot. Gerade an warmen Sommertagen können sie am Hitzeschlag sterben. Die stark hervortretenden Augen sind bei Möpsen nur wenig geschützt. So sind Austrocknung und Pigmentierung der Hornhaut schwerwiegende Folgen. Außerdem fallen einigen schnell die Augen aus – allein schon beim Sprung vom Sofa. Und durch die Hautfalten kommt es zu Entzündungen.

Die Französische Bulldogge ist wie der Mops ein typischer Modehund der vergangenen Jahre und ebenfalls von Qualzuchten betroffen. Der charakteristische Kopf der "Bullys" mit Knautschgesicht, Stupsnase, Kulleraugen und Segelohren wurde immer größer, die Nase platter, der Oberkörper breiter und die Beine kürzer. Resultat sind Probleme mit der Atmung, den Knochen und dem Herz. Röcheln, Schnarchen und Grunzen beruhen auf Atemproblemen und machen das Hundeleben der Französischen Bulldogge zur Qual. Natürliche Geburten sind selten. Gesunde Französische Bulldoggen sind intelligent, verspielt, zärtlich und verschmust. Vor allem Rüden können jedoch zu Aggression neigen.

Dalmatiner wurden durch den Walt-Disney-Trickfilm "101 Dalmatiner" (1961) und die Neuverfilmung aus dem Jahr 1996 mit Glenn Close berühmt. Durch sein getupftes Fell wirkt der Dalmatiner edel und mondän. Doch seine Flecken machen ihn krank. Durch die Flecken bekommt er Nierensteine, Gehirnkrankheiten und Hautentzündungen. Nicht wenige Dalmatiner sind sogar wegen ihrer hübschen Flecken völlig taub, falls sie auch noch blaue Augen haben, erhöht dies das Risiko noch. Ein gesundes Tier ist aber kein Luxus-Accessoire, sondern eine Sportskanone auf vier Beinen. Seine Energie, sein großer Bewegungsdrang und sein Jagdtrieb können seine Besitzer vor echte Herausforderungen stellen und die Erziehung zu einer Geduldsprobe machen. Gleichzeitig ist der Dalmatiner verschmust und liebebedürftig.

Chihuahua: Glamour-Hotelerbin Paris Hilton machte den kleinsten Hund der Welt populär und zu einem lebendigen Accessoire. Plötzlich war es schick, Chihuahuas in der Handtasche spazieren zu tragen. Dass es immer noch echte Hunde mit Bedürfnissen sind, bedenken viele nicht. Chihuahuas sind nur 15 bis 23 Zentimeter hoch und maximal drei Kilogramm schwer, gelten aber als äußerst mutig, selbstbewusst und neugierig. Allerdings haben "Mini-Rassen" wie Chihuahuas oder Kaninchendackel (ein Kilogramm) mit Kniescheibenverlagerungen und Stoffwechselproblemen (Zucker) zu kämpfen. Das zierliche Aussehen birgt große gesundheitliche Risiken. Die Schädeldecke der Chihuahuas ist im Vergleich zu anderen Hunden sehr dünn und sogar geöffnet. So kann schon ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf den Chihuahua das Leben kosten. Sein Skelett ist sehr instabil, daher sind Knochenbrüche sehr häufig.

Gemeinsam mit den Deutschen Schäferhund ist der Dackel ein beliebter deutscher Symbolhund. Keine Frage: Kaiser Wilhelm II., Picasso, Andy Warhol, Brigitte Bardot und Heidi Klum – sie alle waren oder sind bekennende Dackel-Fans. In den 1960er- und 1970er-Jahren war "Waldi" allgegenwärtig, 1972 sogar Maskottchen der Olympischen Spiele. Dann ließ seine Popularität nach, kurzzeitig wurde sogar ein Aussterben der Rasse befürchtet. Doch inzwischen liegt sie wieder im Trend. Dackel haben einen ausgeprägten Jagdinstinkt, sind schlau und extrem starrköpfig. Und wickeln mit ihrem Dackelblick fast jeden um den Finger. Allerdings hat die als drollig wahrgenommene Kurzbeinigkeit für den Dackel schlimme Folgen. Sie beruht auf der sogenannten Chondrodystrophie, einem genetischen und daher erblichen Defekt bei der Knorpelbildung, aus der eine vorzeitige Beendigung des Längenwachstums der Beinknochen resultiert. Etwa jeder vierte Dackel (auch Teckel genannt) erleidet durch den Gendefekt des Knorpels einen Bandscheibenvorfall, in dessen Folge es oftmals zu einer Querschnittslähmung kommt – je kürzer die Beine, desto wahrscheinlicher. Bei der Dackellähme verliert der Dackel die Kontrolle über seine Hinterbeine. Leider sind beim Dackel nicht nur die Beine kurz und krumm gezüchtet, sondern auch die Herzklappen. Daher neigen sie zur Endokardiose (Herzhusten).

Der Golden Retriever ist ein beliebter Familienhund. Er ist freundlich, kinderlieb und zutraulich, lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen und hat einen ausgeprägten Willen zum Gehorsam. Er buddelt und frisst gerne, liebt Wasser und Apportierspiele. Die große Beliebtheit der Rasse hat jedoch zu einer regelrechten Massenvermehrung geführt. Dadurch entstanden mittlerweile auch ängstliche, aggressive und von Krankheiten geplagte Tiere.

In den 1930er-Jahren kamen die ersten Afghanen nach Deutschland. Ihr seidig-glänzendes Fell machte sie zu Luxus- und Modehunden, die auch in den 1970er-Jahren sehr beliebt waren. Einfach in der Haltung ist ein Afghane nicht: Als Windhund braucht er viel Bewegung und Auslauf; wegen seiner Jagdleidenschaft können Halter ihn kaum von der Leine lassen. Die üblichen Erziehungsmethoden haben bei dem stolzen, unabhängigen Hund nur wenig Erfolg. Leider bringt die Zucht auf Größe neben orthopädischen Katastrophen wie Hüftdysplasie (HD) auch eine starke Neigung zu Knochenkrebs der langen Beinknochen mit sich. Die betroffenen Hunde werden im Durchschnitt von den Tumoren in weniger als einem Jahr nach der Entdeckung des Krebses getötet, da die Osteosarkome schnell in die Lunge streuen. Keine Therapie kann diese Hunde retten.

Ende des 19. Jahrhunderts war der Schäferhund ein perfekter, kerngesunder und bildhübscher mittelgroßer Hütehund. Für manche ist  der ehemals stolze Schäfer mit abfallender Rückenlinie und breit gestellten Hinterläufen das Symbol für krank gezüchtete Hunde. Eigentlich sollte der Schäferhund dadurch noch kräftiger, sprungbereiter und bedrohlicher wirken. Durch diese Zuchtziele leiden viele Schäferhunde unter einer unheilbaren Fehlentwicklung der Hüften, die sogenannte Hüftgelenksdysplasie – kurz HD. Außerdem leiden einige Schäferhunde unter Problemen mit der Lendenwirbelsäule, Gleichgewichtsstörungen und einem Versagen der Bauchspeicheldrüse.

Haarlose Hunderassen wie zum Beispiel der Chinesische Schopfhund sollen für Tierhaarallergiker besonders geeignet sein, bewiesen ist das aber nicht. Sicher ist, dass der Gendefekt der Haarlosigkeit mit Gebissanomalien einhergeht. Durch das fehlende Fell ist die Hundehaut nicht ausreichend vor der Sonne geschützt und es kommt zu Problemen bei der Wärmeregulierung. Bei Nackthunden besteht außerdem eine genetisch bedingte Schwäche des Aufhängeapparates der Augenlinse. So kann die Augenlinse sich verlagern und es kommt zu Seheinschränkungen bis hin zur Blindheit. Diese Hunde dürfte es in Deutschland nicht geben, es handelt sich eindeutig nach § 11 b Tierschutzgesetz um eine Qualzucht.

Die strahlend blauen Augen und das gescheckte Fell machen den Australian Shepherd zu einem der beliebtesten Hunde. Was die wenigsten wissen: Seine außergewöhnliche, gescheckte Fellzeichnung und die hellen Augen beruhen auf einem Gendefekt, der eine große Bandbreite an Krankheiten mit sich bringt. Schwerwiegende Augenkrankheiten bis hin zu Blindheit sowie Taubheit können beim Australian Shepherd auftreten, wenn er Träger des Merle-Gens ist – auch schon bei den mischerbigen. Der Merle-Gendefekt, der in den vergangenen Jahren in viele Hunderassen eingezüchtet wurde, führt zu einer beliebten großfleckigen, hellgrauen bis weißen Aufhellung der Grundfarbe des Fells (Blue-Merle-Färbung und Farbe Red Merle). Man spricht hier von Merle-Hunden und Merle-Schecken. Über die Hälfte der sogenannten "Merle-Hunde" können kaum oder gar nicht schwimmen. Etwa einer von hundert dieser Hunde ist aufgrund seines Gendefektes von Geburt an vollständig taub. Einige sind auch blind.

Collie: 1943 kam der erste Lassie-Film ins Kino, 1954 bis 1973 folgte die Fernsehserie. In der Hauptrolle: eine Collie-Hündin. Die Filme machten die Rasse populär, bis in die 1970er-Jahre waren Langhaarcollies sehr beliebt. Die Tiere sind sportlich, verspielt und sehr intelligent. Im Kriegsdienst wurden sie als Sanitäts- und Meldehunde eingesetzt. Dass sie eigentlich Arbeitshunde sind, wird jedoch häufig vergessen. Oft müssen Collies als Deko-Objekt herhalten – und langweilen sich dabei zu Tode.

Der Pudel war der Modehund der Nachkriegs-High-Society. In den 1950er- und 1960er-Jahren galten Pudel als schick, Stars wie Maria Callas oder Grace Kelly, aber auch Thomas Mann oder Winston Churchill hatten einen. Nachdem er danach lange als Schoßhündchen älterer Damen belächelt wurde, erlebt der Pudel derzeit ein Comeback. Pudel sind intelligent und charmant, sie lassen sich leicht erziehen und sind sehr auf Familien fixiert. Ein großer Vorteil: Pudel haaren nicht.

In den 1970er-Jahren war der Englische Cocker Spaniel fast an jeder Ecke zu sehen, danach nur noch selten. Der Cocker geriet in Verruf, weil einzelne Tiere überraschend zugebissen hatten. Die Verhaltensauffälligkeit war wahrscheinlich durch die verstärkte Zucht roter Hunde entstanden, die damals sehr beliebt waren. Heute ist die Cocker-Wut kein Problem mehr: Die Tiere sind freundlich, temperamentvoll, verspielt und intelligent – aber kein bisschen leise. Freude, Übermut und Ärger kläfft ein Cocker hinaus in die Welt.

Von den einen wird der Yorkshire Terrier als "rennendes Haarteil" geschmäht, die anderen schätzen ihn für seinen Mut. Der kleinste Vertreter der Terrier wurde ursprünglich zur Ratten- und Mäusejagd gehalten, bevor er als Begleithund in Mode kam. Seine Hochphase in Deutschland hatte er in den 1980er-Jahren. Der Yorkshire Terrier kläfft gern, ist lebhaft, fröhlich und vorwitzig. Er neigt zum Größenwahn und übernimmt gerne das Kommando.

Ein Bernhardiner ist der Star im Film "Ein Hund namens Beethoven". 1992 kam der in die deutschen Kinos, danach stieg die Nachfrage nach Bernhardinern deutlich an. Die Kombination von Stärke und Sanftmut macht ihn interessant, vor allem Kinder sind davon fasziniert. Die Tiere sind verschmust und sehr gelassen, sie lernen gerne und ordnen sich gerne unter. Früher waren Bernhardiner vor allem als Rettungshunde bekannt. Durch Zuchtauslese wurden sie immer größer, schwerer und träger. Heute sind sie als Gebrauchshunde eher ungeeignet.

In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde der Bobtail zum Star. Eigentlich ein Arbeits- und Hütehund, avancierte der Bobtail zur frisierten Schönheit und zum Werbeobjekt in aller Welt. Zu seinem Charakter passt das nicht: Der Bobtail ist ein kraftvoller, robuster, selbstbewusster Hund, der eine konsequente Erziehung braucht. Er ist ein fröhlicher Clown, wachsam und sehr intelligent. Sein Fell braucht viel Pflege.

Promis lieben ihn: Sarah Jessica Parker, Paul McCartney und Prinz Charles gehen mit einem Jack Russell Terrier durchs Leben und haben der Rasse zu neuem Ruhm verholfen. Terrier sind die harten Jungs unter den Hunden, und der Jack Russell ist hier keine Ausnahme: Er ist eigensinnig und ungestüm, hat eine Nase für Ärger und strotzt vor Energie. Bevor er als Begleithund populär wurde, kam er als Arbeitsterrier bei der Jagd zum Einsatz. Jack Russell Terrier sind enthusiastische Kläffer.

Der Weimaraner ist eigentlich ein Jagdhund. Aufgrund seiner edlen Erscheinung ist er seit einigen Jahren auch bei Nicht-Jägern und Stadtmenschen sehr beliebt. Aber wer ihn als modisches Maskottchen missversteht, bekommt ein echtes Problem: Der Weimaraner ist anspruchsvoll, dominant und gleichzeitig hochsensibel. Er hat einen starken Willen und braucht ständige Konzentration, Aufmerksamkeit und konstantes Gehorsamkeitstraining. Für Anfänger ist er absolut ungeeignet.

Stand: 26.02.2020, 12:00 Uhr

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