Tiefseeroboter Kiel 6000.

Energie aus dem Meer

Manganknollen

In der Tiefsee sind Schatzsucher unterwegs. Doch sie suchen am Meeresboden keine Kisten voller Gold. Die heutigen Schätze der Tiefsee sind kartoffel- bis salatkopfgroße, schwarze Knollen – Manganknollen. Sie könnten Deutschlands Rohstoffquelle der Zukunft sein.

Von Annika Zeitler

Viel mehr als nur Mangan…

Manganknollen enthalten die Metalle Mangan und Eisen, aber auch die wirtschaftlich interessanten Elemente Kupfer, Nickel und Kobalt. Diese Metalle kommen in der Erdkruste nicht allzu häufig vor und werden vor allem in der Stahlverarbeitung und Elektroindustrie gebraucht.

Hinzu kommen noch Spuren anderer bedeutsamer Elemente wie Platin oder Tellur für die Computer- oder Handyherstellung.

Deutschland hat selbst keine Vorkommen an Kupfer, Nickel oder Kobalt. Sie werden bisher zu hundert Prozent aus Ländern wie Chile, Russland und der Demokratischen Republik Kongo importiert. In jeder Tonne Manganknollen steckt durchschnittlich etwa doppelt so viel Kupfer, Nickel und Kobalt wie in einer Tonne Erzgestein an Land.

Manganknollen-Fieber unter den Staaten

Der Boden der Tiefsee ist übersät mit Manganknollen. Sie liegen in 5000 Meter Tiefe am Meeresboden. Die höchste Dichte an Knollen findet sich vor der Westküste Mexikos, im Peru-Becken und im Indischen Ozean. Manganknollen wachsen extrem langsam, gerade einmal fünf Millimeter bis ein Zentimeter in einer Million Jahren.

Bisher bestand wenig Interesse an den Mineralien am Meeresgrund, aber mit steigenden Rohstoffpreisen wird der Meeresbergbau für die Industrie immer interessanter. Als die Weltmarktpreise für Rohstoffe in den 1970er-Jahren zur Zeit der Erdölkrise erstmals zu explodieren drohten, brach weltweit ein Manganknollen-Fieber aus. Spezialfirmen entwickelten Tiefseeroboter und Förderschiffe, um die Knollen der Tiefe einzusammeln.

Erster Abbautest in den 1970ern

Im März 1978 wurden Manganknollen erstmals über einen langen Schlauch erfolgreich an die Meeresoberfläche gepumpt – eine Sternstunde des Tiefseebergbaus. Der Abbau ist technisch kein Problem, aber Forscher können die Auswirkungen auf das Ökosystem Meer bis heute nicht abschätzen.

Noch immer sind die Spuren der Abbaugeräte von damals deutlich am Meeresboden zu erkennen, als sei dort erst gestern ein Bagger durchgefahren. Dabei war es nur ein kleiner Test.

Insgesamt 800 Tonnen Manganknollen wurden damals nach oben gepumpt. Die Geologen hatten allerdings errechnet, dass etwa 5000 Tonnen pro Tag nötig seien, damit sich der Tiefseebergbau lohne. Die Menge der geförderten Knollen reichte also nicht aus und die Förderung wurde erst einmal eingestellt.

Ein Nautilus vor Korallen in der Tiefsee.

Wie wirkt sich ein Abbau auf die Tiefseebewohner aus?

Lebensraum Tiefsee in Gefahr

Manganknollen liegen in der Tiefsee auf kaum verfestigten Sedimenten. Sobald etwas von den Knollen abtragen wird, ist der Boden aufgewirbelt.

Auch wenn Geologen und Forscher statt eines Rechens eine Art Staubsauger für den Abbau der Knollenfelder benutzen würden: Eine gewaltige Menge an Sediment, Wasser und zahllosen Lebewesen würde so oder so mitgefördert. Der Eingriff in den Lebensraum wäre also erheblich.

Ob und wie eine Wiederbesiedlung der abgeernteten Areale erfolgt, ist bisher nicht geklärt. Welche Technik sich also am besten für den Abbau eignet, gilt es noch herauszufinden.

Viperfisch.

Lebensraum Tiefsee: nahezu unerforscht

Deutschlands 17. Bundesland

Seit 2001 werden von der Internationalen Meeresbehörde der Vereinten Nationen Lizenzen zur Erkundung von Manganknollenfeldern vergeben. Noch geht es nicht um einen Abbau, sondern nur um die genaue Untersuchung der potenziellen Abbaugebiete.

Auch Deutschland hat sich eine Tiefseelizenz im Pazifik gesichert. Neben dem deutschen Lizenzgebiet liegen die von Südkorea, Russland, Kuba und Frankreich.

Die Ausbeutung der Lagerstätten in der Tiefsee ist sehr teuer. Deshalb wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sich der Abbau der Manganknollen für die Industrie wirklich lohnen könnte. Rohstoffexperten schätzen, dass die vergleichsweise leicht zu fördernden weltweiten Kobalt- und Nickelvorkommen an Land noch rund 60 Jahre reichen werden.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 04.10.2018)

Quelle: WDR

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