Auf einer Karte ist die Lage der Darwin Mounds nordwestlich von Großbritannien eingezeichnet.

Korallenriffe

Tiefseekorallen

Die sogenannten Tiefsee- oder Kaltwasserkorallen sind viel weniger erforscht als ihre tropischen Verwandten. Denn die Riffe, die man nicht ertauchen kann, stehen viel weniger im Blickpunkt des öffentlichen Interesses.

Von Götz Bolten

Tiefseekorallen sind nur wenig erforscht

In vielen Lexika findet man unter dem Stichwort "Korallenriff" folgende Informationen: "Aus Korallenskeletten aufgebauter Wall in warmen Meeren etwa zwischen 30 Grad nördlicher Breite und 30 Grad südlicher Breite." Gemeint sind damit die Riffe, die seit Jahrzehnten touristisch erschlossen sind und den Menschen durch ihre Farben- und Artenvielfalt verzaubern.

Interessanterweise stehen die Riffe, die man nicht ertauchen, geschweige denn erschnorcheln kann, viel weniger im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Trotzdem gibt es sie und zwar auch jenseits der beiden 30. Breitengrade.

Die sogenannten Tiefsee- oder Kaltwasserkorallen sind viel weniger erforscht als ihre tropischen Verwandten. Deswegen verwundert es auch nicht, dass die Darwin Mounds, ein riesiger Gürtel aus Korallenriffen, der sich von Norwegen bis nach Portugal erstreckt, erst 1998 entdeckt wurden.

Tiefseekorallen leben in Tiefen zwischen 40 und 2000 Metern. Trotz der eisigen Temperaturen von fünf bis zehn Grad Celsius wachsen sie bis zu zweieinhalb Zentimeter pro Jahr.

In den dunklen Tiefen des Atlantiks haben sich so über Jahrtausende bizarre Strukturen gebildet: Das Kalk-Skelett der häufig vorkommenden "Lophelia pertusa" kann Äste von mehreren Metern Länge ausbilden.

Tiefseekorallen können ohne Sonne überleben. Sie brauchen für ihre Versorgung keine Algen, die Photosynthese betreiben. Woher die Korallen ihre Nährstoffe beziehen, ist bislang unklar. Forscher vermuten, dass sie sich von Bakterien ernähren, die ihre Nährstoffe, beispielsweise Methangas und Kohlenwasserstoffe, aus dem Meeresboden beziehen.

Tiefseekorallen sind gefährdet

Trotz unterschiedlichem Stoffwechsel und Lebensraum haben die Tiefseekorallen einiges mit den tropischen Korallen gemein: Sie sind ein unentbehrlicher Teil eines Ökosystems mit tausenden Arten von anderen Meeresbewohnern.

Traurigerweise sind auch beide Korallenarten gleichermaßen durch den Menschen gefährdet. Bei der Tiefseefischerei im Atlantik werden Netze mit Gewichten bis zu einer Tonne über den Meeresboden geschleift, die jahrhundertealte Korallenstrukturen vernichten.

Bei einem 15-tägigen Fischzug können so 30 Quadratkilometer Riff verwüstet werden. Auf Druck verschiedener Umweltorganisationen hat die Europäische Union im März 2004 die Fischerei mit Bodenschleppnetzen in den Darwin Mounds verboten.

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 24.03.2020)

Quelle: WDR

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