
Zoos
Zoo versus Tierpark – was ist artgerecht?
Tiere haben ihre eigenen Bedürfnisse. Das muss man berücksichtigen und Training und Haltung an die Tiere anpassen. Viele Zoos haben nur wenige Quadratmeter Platz pro Tier, bieten kaum Freilaufmöglichkeiten und wenig Training für den Kopf der Tiere.
Von Petra Haubner
Elefanten brauchen viel Bewegung
Elefanten beispielsweise müssten eigentlich langsam, aber kontinuierlich in Bewegung sein, von Futterplatz zu Futterplatz zu Wasserstelle zu Futterplatz laufen. Sie leben in freier Wildbahn in Familienverbänden und entwickeln Beziehungen zueinander, wie wir Menschen es auch aus unseren Familien kennen.
In vielen Zoos haben die Elefanten dagegen winzige Gehege, stehen den ganzen Tag und bekommen ihr Futter direkt vor den Rüssel gelegt.
Das alles lässt die Tiere mit der Zeit geistig abstumpfen und körperlich abbauen, da ihnen sowohl Muskeltraining als auch geistige Beschäftigung fehlen – von den Sozialkontakten untereinander ganz zu schweigen. Durch Training und große Gehege kann viel ausgeglichen werden.

Elefanten müssten eigentlich langsam, aber kontinuierlich in Bewegung sein
Tiger müssten eigentlich lebende Beute jagen
Tiger brauchen eigentlich die Jagd, da sie zu ihrem tierischen Verhalten dazugehört. Dadurch bewegen sie sich, trainieren ihre Muskeln und ihren Kopf. Einige Zoos bieten den Tigern zwar lebende Tiere als Jagdbeute, aber auf kleinstem Raum und viel zu selten, als dass der Geist der Tiere wirklich beschäftigt würde.
Das kann übrigens auch mal schiefgehen wie bei dem berühmten Duo aus Ziege und Tiger, das überraschend für sämtliche Wissenschaftler weltweit plötzlich zu "ziemlich besten Freunden" wurde. Anstatt den Ziegenbock zu fressen, der in den Tigerkäfig gebracht wurde, schloss der Tiger mit ihm Freundschaft.
So süß das aussieht, zeigt es doch, dass das Leben im Zoo nicht artgerecht sein kann: wenn natürliche Feinde plötzlich zu Freunden werden.
2015 sorgte diese ungewöhnliche Freundschaft zwischen Tiger Amur und der Ziege Timur für Schlagzeilen. Vermutlich weil Ziegenbock Timur sich untypisch verhalten und dem Tiger die Stirn geboten hatte. Vielleicht wäre diese Freundschaft aber auch nie entstanden, wenn Tiger Amur artgerecht mit viel Platz und Artgenossen gehalten würde.
Anfang 2016 gab es jedoch Streit zwischen den beiden. Seitdem leben sie nebeneinander in getrennten Gehegen.

Tiger Amur und Ziege Timur – eine ungewöhnliche Freundschaft
Depressionen durch Langeweile
Haben Tiere nicht genug Platz und Beschäftigung, fangen sie an zu leiden. Manchmal entwickeln sie Verhaltensstörungen und Aggressionen oder regelrechte Depressionen.
Ein tiergerechter Tierpark oder Zoo müsste die Tiere im Training fordern und fördern, ihnen genug Platz geben, um sich ausreichend bewegen zu können, auf artgerechte Fütterung achten und ihnen die sozialen Kontakte ermöglichen, die die Tiere auch in der freien Wildbahn pflegen würden.
Beispielsweise eine nach Geschlecht und Alter gemischte Herde bei Elefanten oder genug Platz und Raum für Einzelgänger, wie es Greifvögel wie Eulen sind.
Quelle: SWR | Stand: 19.07.2019, 12:15 Uhr