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Schwarmintelligenz: Ameise ist nicht gleich Ameise. 02:52 Min.. Verfügbar bis 16.02.2023.
Tierwanderungen
Die Baukunst der Blattschneiderameise
Von Tanja Fieber und Arno Trümper
Der Bau von Blattschneiderameisen ist ein schlaues System aus Straßen und Kammern. Intelligente Teamarbeit in der Kolonie sichert den Tieren das Überleben. Auf sich allein gestellt sind Blattschneiderameisen nämlich gar nicht so schlau.
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Der Ameisenbau
Typisch für den Bau einer Blattschneiderameise (Atta laevigata) sind riesige Erdnester mit Straßen und Kammern. Die Kammern sind bis zu sechs Meter tief und teilweise so groß, dass ein kleiner Mensch darin sitzen könnte.
Eine Kolonie beherbergt fünf bis acht Millionen Tiere. Sehen kann man dieses Nest in Brasilien übrigens nur, weil Forscher literweise dünnflüssigen Beton in den Bau gepumpt hatten. Nachdem der Beton getrocknet war, gruben mehr als ein Dutzend Mitarbeiter das Ameisenkunstwerk vorsichtig aus.

Blattschneiderameisen graben tief
Die Kammern
Im Bau von Blattschneiderameisen haben die Kammern klar aufgeteilte Funktionen: das Kinderzimmer, die Speisekammer, der Komposthaufen und der Pilzgarten. Denn Blattschneiderameisen sind Landwirte mit unterirdischen Gärten. Sie sammeln Blätter – nicht um sie zu fressen.
Die Ameisen züchten auf den Blättern Pilze. Diese Pilze sind ihre Nahrung. Um die Pilzzucht hygienisch zu halten, legen die Ameisen Müllkammern an. Erledigt werden alle Arbeiten (Bauen, Überwachen, Auskundschaften, Blätter schneiden) von fest eingeteilten Gruppen von Arbeiterinnen.
Die Königin ist für das Eierlegen zuständig. Die Ameisen-Männchen sind nur zur Paarung da. Die Königin, die Männchen und die Arbeiterinnen unterscheiden sich stark in der Körpergröße.

So sieht ein Blattschneiderameisen-Bau von innen aus
Die Ventilationstürmchen
Der Ameisen-Bau muss aufwendig belüftet werden. Dahinter steckt ein raffiniertes System. Einerseits gibt es zwischen den Kammern Verbindungskanäle. Sie dienen dem Transport der Blätter ins Nest und der Belüftung.
Außerdem gibt es die sogenannten Ventilationstürmchen auf den Ameisenhaufen. Wind zieht durch die Türmchen in den Bau und erzeugt einen Unterdruck. Dadurch wird die von den Ameisen und Pilzen verbrauchte Luft aus dem Nest gesaugt.

Ventilationstürmchen eines Blattschneiderameisen-Baus
Die Spuren
Bis zu 200 Meter weit laufen Blattschneiderameisen auf der Suche nach Futter und hinterlassen dabei Spuren im Gelände. Das Blätter-Sammeln ist Teamarbeit. Es gibt unter anderem Kundschafterinnen, Transporteurinnen, Wächterinnen.
Der Aufwand lohnt sich für die Kolonie. Denn die Arbeitsteilung führt auch zu einer Art Qualitätskontrolle: Manche Tiere schneiden Blätter und lassen sie fallen. Andere nehmen die Blätter ein Stück weit mit und lassen sie wieder fallen. Bei Kontakt mit einem Blattstück überprüft jedes Tier, ob das Blatt geeignet ist oder nicht. Nur für gut befundene Blätter werden so mitgenommen und gelangen in den Bau.

Blattschneiderameisen bahnen sich sichtbar ihren Weg
Der Schwarmflug
Blattschneiderameisen leben in den mittel- und südamerikanischen Tropen. Beginnt die Regenzeit, werden die Nachwuchs-Königinnen und -Männchen flügge. Sie krabbeln aus dem Bau und fliegen los, um woanders eine neue Kolonie zu gründen. Das nennt man Schwarmflug.
Haben die Königinnen nach der Paarung ein gutes Plätzchen gefunden, verlieren sie ihre Flügel und werden sesshaft. Im Gepäck haben die Tiere immer ein Stück Pilz, um im neuen Nest einen neuen Pilzgarten anzulegen.

Eine Blattschneiderameisen-Königin mit Flügeln
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BR | Stand: 22.01.2018, 14:13