Ein Berggorilla im Regenwald im Kongo

Menschenaffen

Die Gattungen der Menschenaffen

In der Biologie unterscheidet man zwischen kleinen und großen Menschenaffen. Zu den Großen Menschenaffen (Hominiden) zählen Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans – und auch der Mensch. Bonobos sind eine Zwergform der Schimpansen.

Von Jennifer Daqué

Gorillas

Es gibt zwei verschiedene Gorilla-Arten: die Flachland- und die Berggorillas. Flachlandgorillas leben in den zentralafrikanischen Ländern Gabun, Kamerun, Nigeria und im Kongo. Ihre Verwandten sind in Ruanda, Uganda und Tansania heimisch. Gorillas benötigen ein feuchtwarmes Klima und suchen deshalb den Schutz tropischer Regenwälder oder nebliger Gebirgswälder.

Gorillas sind die größten und auch schwersten "Hominiden" (Menschenähnliche). Ausgewachsene Männchen können bis zu 1,90 Metern groß und 220 Kilogramm schwer werden. Die kleineren Weibchen bringen es auf eine Größe von bis zu 1,60 Metern und ein Gewicht von 100 Kilogramm.

In freier Wildbahn besteht ihre Ernährung ausschließlich aus pflanzlicher Kost. Um ihren hohen Energiebedarf zu decken, verbringen sie daher einen großen Teil des Tages mit Fressen.

In der übrigen Zeit pflegen sie die Familienbande. Denn im Gegensatz zu dem, was "King Kong"-Filme immer wieder zeigen, sind Gorillas keine aggressiven Tiere. Wenn keine Gefahr droht, verhalten sich Gorillas Fremden, aber auch anderen Gorillas gegenüber äußerst friedlich.

Sie leben in Gruppen von bis zu 30 Tieren, angeführt von einem großen Alpha-Männchen, dem sogenannten "Silberrücken". Das Territorium einer Großfamilie kann sich auf ein Gebiet von bis zu 20 Quadratkilometern erstrecken. Innerhalb dieses Areals zieht die Gruppe auf der Suche nach Nahrung umher.

Ein Silberrücken im nebligen Gebirgswald in Zentralafrika

Der Silberrücken: das Alpha-Männchen einer Gorilla-Familie

Geschlafen wird, wo man gerade ist. Dazu bauen die Weibchen Nester aus Zweigen und Blättern auf dem Boden. Generell klettern Gorillas nur sehr selten auf Bäume: Meistens sind es nur Jungtiere, die den Höhenrausch suchen.

Gorillas sind massiv vom Aussterben bedroht. Erstens, weil auch ihr Lebensraum vom Menschen systematisch zerstört wird, und zweitens, weil Gorilla-Hände, -Füße und -Köpfe vielen Touristen immer noch als grausames Souvenir dienen.

Orang-Utans

Diese "roten Riesen" werden ihrem Lebensraum in Südostasien entsprechend in zwei Untergruppen unterteilt: die Sumatra-Orang-Utans (Pongo abelii) und die Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus). Auf ihrem Kontinent sind sie die letzten wild lebenden großen Menschenaffen.

Neben dem leuchtend roten Fell sind vor allem ihre überlangen Arme charakteristisch für die Orang-Utans. Bei einer Körpergröße von bis zu 1,50 Metern erreichen sie eine Spannweite von bis zu 2,30 Metern. Die langen Arme sind ihrer Art der Fortbewegung geschuldet. Denn sie leben überwiegend in Baumwipfeln, wo sie sich von Ast zu Ast schwingen. Wohl auch deshalb bedeutet ihr Name im Malaiischen "Waldmensch".

Ihre weitgehend vegetarische Nahrung suchen Orang-Utans ebenfalls hoch in den Bäumen: Blätter und Rinden, Früchte und Blüten. Hin und wieder stehen aber auch kleine Insekten, Honig und Vogeleier auf ihrem Speiseplan. Männchen erreichen ein Gewicht von mehr als 100 Kilogramm, Weibchen werden bis zu 55 Kilogramm schwer. In Freiheit werden die Tiere bis zu 35 Jahre alt.

Orang-Utans sind Einzelgänger: Nur zur Paarungszeit treffen Männchen und Weibchen aufeinander. Im Laufe ihres Lebens zieht ein Weibchen vier bis fünf Kinder groß. Die "Waldmenschen" kommunizieren mithilfe eines großen Luftsacks an der Kehle: Zur Standortbestimmung und zur Verteidigung ihrer Reviere stoßen sie dabei geräuschvolle, bellende Laute aus.

Da der Mensch kontinuierlich die Regenwälder und damit ihren Lebensraum zerstört, sind auch Orang-Utans vom Aussterben bedroht. Schätzungen aus dem Jahr 2015 vermuteten nur noch etwa 14.000 frei lebende Tiere auf Sumatra und zwischen 15.000 und 44.000 frei lebende Tiere auf Borneo .

Porträt eines Orang-Utan-Männchens.

Charakteristisch für Männchen: die großen "Wangenwülste"

Bonobos (Zwergschimpansen)

Wenn man die verschiedenen Gattungen der Menschenaffen auflistet, dann werden Schimpansen und Bonobos oft getrennt genannt. Dabei gehören die Bonobos (Pan paniscus) zur Gattung der Schimpansen und werden auch "Zwergschimpansen" genannt. Doch trotz der engen Verwandtschaft unterscheiden sich beide Tierarten deutlich.

Bonobos leben ausschließlich in den tropischen Regenwäldern der Demokratischen Republik Kongo, auf einer Höhe von 1500 Metern über dem Meeresspiegel. Im Gegensatz zu den Schimpansen haben sie ein tiefschwarzes Fell und auffallende rote Lippen.

Männchen und Weibchen der Bonobos sind etwa gleich groß und schwer. Ausgewachsen erreichen sie eine Größe von etwa 1,15 Metern und wiegen etwa 40 bis 50 Kilogramm. Bonobos ernähren sich hauptsächlich von Blättern, Nüssen, Rinde und Früchten. Nur manchmal verzehren sie auch Insekten oder Kleintiere.

Beinahe ihr gesamtes Leben verbringen sie hoch in den Bäumen des Regenwalds. Sogar die Nächte bringen sie in den Ästen zu. Zum Schlafen basteln sie sich dazu, Nester aus Blättern und Zweigen – ebenso wie die Gorillas, nur eben ein paar Etagen höher.

Ein Bonobo kauert im Regen und hält sich warm.

Zu Hause im Regenwald: die Bonobos

Bekannt sind die Bonobos auch für ihr ausschweifendes Sexualleben, das eine wichtige soziale Funktion erfüllt. Sie paaren sich nicht nur aus Gründen der Fortpflanzung, sondern auch, um Streit zu schlichten oder Spannungen in der Gruppe abzubauen.

Wie bei anderen Gattungen der Menschenaffen ist ihre Population in der Vergangenheit stark geschrumpft – vor allem durch die Wilderei. Denn in manchen Gebieten des Kongo gilt Bonobo-Fleisch als Delikatesse. Nach Schätzungen der Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) leben insgesamt nur noch etwa 20.000 Bonobos in freier Natur.

Schimpansen

Der natürliche Lebensraum der Schimpansen (Pan troglodytes) ist sehr vielfältig. In West-, Ost- und Zentralafrika leben sie sowohl im Grasland als auch in tropischen Regenwäldern. Dort formen sie regelrechte Gemeinden von bis zu 80 Tieren.

Innerhalb dieser Gruppen leben sie in einzelnen Familien zusammen. Schimpansen leben die meiste Zeit auf dem Boden, obwohl sie gute Kletterer sind. Doch nur in der Nacht ziehen sie sich für längere Zeit in die Bäume zurück und schlafen in selbst gebauten Nestern.

Schimpansen ernähren sich vorwiegend vegetarisch. Ebenso wie ihre Verwandten, die Bonobos, verzehren sie nur gelegentlich kleinere Tiere und Insekten. Mit einer Körpergröße von bis zu 1,70 Metern und einem Gewicht von etwa 50 Kilogramm ähnelt ihre Statur der des Menschen.

Doch noch weitaus "menschlicher" ist ihr flexibler Daumen, den sie den anderen Fingern gegenüberstellen und mit dem sie präzise Greifbewegungen ausführen können.

Schimpansen sind die einzigen Menschenaffen, die oft Werkzeuge benutzen. Mit Stöcken fischen sie zum Beispiel Termiten aus deren Bauten oder verjagen Leoparden. Trotz ihrer höheren Intelligenz sind Schimpansen weitaus aggressiver als beispielsweise Gorillas. Oft tun sich die Männchen in Gruppen zusammen, um gegen andere Rudel blutige Angriffe zu führen.

Schimpansen sind uns von allen Menschenaffen am ähnlichsten. Etwa 98,8 Prozent ihres Genmaterials stimmt mit dem unseren überein. Doch trotz dieser Ähnlichkeit zum Menschen sind auch Schimpansen stark gefährdet. In freier Wildbahn leben laut Weltnaturschutzunion IUCN nur noch etwa 172.000 bis 300.000 Tiere.

Ein Schimpanse sitzt auf einem Ast.

Schimpansen klettern nur selten auf Bäume

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 10.08.2020)

Quelle: WDR

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