Rolling Stones

Von Ingo Neumayer (WDR)

50 Jahre Rock'n'Roll

In der Anfangszeit der Rolling Stones waren Mick Jagger und Keith Richards noch so unsicher bezüglich ihrer Fähigkeiten als Songwriter, dass sie sich das Pseudonym "Nanker/Phelge" gaben, das später auch für Kompositionen der ganzen Band benutzt wurde. Phelge hieß ein ehemaliger Mitbewohner Jaggers, und Nanker bezeichnete eine Grimasse, die Brian Jones gerne schnitt.

In den 1970er Jahren taten sich in der Freundschaft zwischen Jagger und Richards zunehmend Brüche auf. Ironischerweise entstand in dieser Zeit aber ein Pseudonym, das besondere Nähe suggerierte: The Glimmer Twins (zu Deutsch: die schimmernden Zwillinge). "It's Only Rock'n'Roll" (1974) war das erste Stones-Album, das laut Plattenhülle von den Glimmer Twins produziert wurde.

Eine der wenigen Frauen, die auf einer Stones-Platte zu Songwriter-Ehren kam, war Marianne Faithfull. 1971 landete der Song "Sister Morphine" auf "Sticky Fingers". Geschrieben wurde er von Richards, Jagger und dessen damaliger Freundin, die die Drogenballade bereits 1969 veröffentlichte.

Das italienische Model Anita Pallenberg war zwei Jahre mit Brian Jones zusammen, bis sie diesen 1967 in einem gemeinsamen Marokko-Urlaub wegen Keith Richards verließ. Mit ihm hatte sie drei Kinder, 1977 trennten sich die beiden. Richards schreibt in seiner Biografie, sie hätte auch ein kurzes Verhältnis mit Jagger gehabt. Pallenberg bestreitet das.

In den 1960er Jahren galt er noch als Bürgerschreck, 2003 wurde er von Prinz Charles zum Ritter geschlagen. Sir Mick Jagger brachte zur Verleihung seinen Vater und zwei seiner Töchter mit und war sichtlich angetan von den hohen Würden. Keith Richards kommentierte die Aktion mit Spott und Häme.

Es ist ein hartnäckiges Gerücht, dass sich die größten Bands der 1960er Jahre nicht ausstehen konnten. Im Gegenteil: Die Beatles überließen den Stones den Song "I Wanna Be Your Man". Als Revanche luden die Stones John Lennon in ihre TV-Show "Rock And Roll Circus" ein – genauso wie The Who.

Rockstar zu sein, reichte Mick Jagger nicht aus. Er versuchte sich auch als Schauspieler. 1970 drehte er "Kelly, der Bandit", einen Film über einen australischen Straßenräuber im 19. Jahrhundert. Der Film floppte – wie die meisten anderen auch, in denen Jagger zu sehen war. 1982 sollte er mit Klaus Kinski in Werner Herzogs "Fitzcarraldo" spielen, doch wegen einer Tournee musste er absagen.

Ironischerweise war Richards als Schauspieler an ungleich erfolgreicheren Filmen beteiligt. Schon in den ersten beiden Teilen von "Fluch der Karibik" lehnte Johnny Depp die Rolle des Piraten Jack Sparrow an Keith Richards an: "Piraten waren die Rockstars ihrer Zeit." In den folgenden beiden Teilen hatte Richards dann tatsächlich kurze Gastauftritte als Jack Sparrows Vater.

Für ihre eigenen Filmwerke engagierten die Stones hoch dekorierte Fachmänner. So führte 1968 bei "Sympathy For The Devil" Jean-Luc Godard Regie, der die "Nouvelle Vague" des französischen Kinos mitbegründete. Der Film zeigt die Aufnahmen des gleichnamigen Songs und kombiniert diese mit Szenen politisch bedeutsamer Gruppierungen der damaligen Zeit.

40 Jahre später stand wieder eine Stones-Dokumentation an. Diesmal sollte ein ganzes Konzert gefilmt werden. Den Job übernahm Oscar-Gewinner Martin Scorsese, der sich in seinen Regiearbeiten immer wieder bei den Stones bediente. So ist in seinen Filmen "Goodfellas", "Casino" und "The Departed – Unter Feinden" jeweils der Song "Gimme Shelter" zu hören.

Stand: 28.02.2020, 15:50 Uhr

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