Roboter stellt Limonade auf ein Tablet

Roboter

Care-O-bot – Pfleger aus Stahl

Der Pflegeroboter Care-O-bot serviert Getränke, deckt den Tisch, holt Medikamente und gießt die Blumen. Er schaltet den Fernseher und das Radio ein, dient als Gehhilfe und alarmiert im Notfall den Rettungsdienst. Kurz – er ist das kleine Universalgenie, von dem jeder Altenpflegedienst träumt.

Von Michael Ringelsiep und Tobias Aufmkolk

Gucken, scannen, greifen

Seit vielen Jahren arbeiten Ingenieure des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart schon an dem Prototyp. Ihr erster Entwurf, der Care-O-bot 1, war zunächst nur eine Art computergesteuertes Servierwägelchen.

Die zweite Version, der Care-O-bot 2, ist dagegen schon ein richtiger Roboter. Er kann Gegenstände durch zwei Kameras in seinem Kopf orten, mit seinem beweglichen Roboterarm greifen und auch anreichen. Entfernung, Form und Größe müssen dazu ständig neu berechnet werden.

Um zum Beispiel eine Flasche erkennen zu können, muss der Roboter ihre Form mit Eigenschaften auf einer Datenbank abgleichen. Damit er sie nicht zerquetscht oder sie ihm aus der Hand fällt, werden beim Zupacken die Kräfte durch Sensoren gemessen.

Aber der Care-O-bot 2 kann noch mehr – sogar einer plötzlich auftauchenden Person ausweichen, da er mit einem Laserscanner seine Umgebung abtastet. Auch Befehle kann der er über ein abnehmbares Funkpanel mit Touchscreen entgegennehmen. So kann der Benutzer die Aktionen des Roboters überwachen, auch wenn er sich in einem anderen Raum befindet.

Ein grün-grauer Roboter mit einem Greifarm.

Care-O-bot 2 – Er kann viel, ist aber recht langsam

Das Fraunhofer-Institut entwickelt seine Roboter jedoch stetig weiter. Die Version Care-O-bot 3 verfeinert und erweitert die Fähigkeiten ihrer Vorgänger um ein Vielfaches. Dieser Roboter kann beispielsweise Gegenstände holen und bringen, den Tisch decken oder Türen und Schubladen öffnen.

Care-O-bot 4 geht noch weiter. Nicht nur, dass der Prototyp immer schneller wird, er soll sich auch außerhalb des Hauses bewegen können – zum Beispiel um Patienten zu begleiten, Bestellungen in Restaurants zu tätigen oder durch Museen zu führen. Und er ist deutlich schöner geworden als seine Vorgänger. 2015 gewann er den begehrten "reddot design award".

Ersatz für menschliche Pfleger?

Auch die Japaner arbeiten an einem Altenheim-Roboter. Er heißt RI-MAN. Das 158 Zentimeter große, von japanischen Wissenschaftlern entwickelte und mit weichem Silikon beschichtete Gerät soll 70 Kilo schwere Menschen tragen können. Der Roboter kann verschiedene Gerüche auseinanderhalten, feststellen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt und ein menschliches Gesicht erkennen.

RI-MAN und Care-O-bot werden in der Altenpflege aber wahrscheinlich erst dann zum Einsatz kommen, wenn die heutige Internet-Generation im Rentenalter ist. Die Fraunhofer-Forscher rechnen, dass ihr Care-O-bot dann ungefähr so viel wie ein Mittelklassewagen kosten wird. Auch über Leasingmodelle denkt man nach. Ein mobiler Pflegedienst oder die Unterbringung im Altenheim ist um ein Vielfaches teurer.

Einen Markt für Pflegeroboter wird es sicher bald geben. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen deutlich steigern. Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Immer mehr Alte müssen von immer weniger Jungen gepflegt werden.

Eines werden die Pflegeroboter jedoch nie können: den Menschen ersetzen. Care-O-bot kennt keine Gefühle, lacht nicht, spendet keinen Trost und muntert nicht auf. Er ist und bleibt eine Maschine, die künftig älteren oder behinderten Menschen dabei helfen soll, sich länger selbständig in der eigenen Wohnung zu versorgen. Und wenn er das schafft, hat man schon viel erreicht.

Care-O-bot 3 fährt mit einem Tablet

Care-O-bot 3 ist schon deutlich schneller

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Weiterführende Infos

Quelle: WDR | Stand: 28.01.2020, 09:40 Uhr

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