Vasenmalererei aus dem alten Griechenland mit zwei Fackelläufern.

Kunstlicht

Kienspan und Kerze

Die Zähmung des Feuers und damit des Lichts war eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Was vermutlich mit einem zufälligen Blitz begann, wurde im Laufe von Jahrtausenden zur Grundlage allen Fortschritts.

Von Rolf Stephan

Eine zufällige Entdeckung

Man sollte nicht glauben, dass der Kienspan, dieses kleine Stückchen harzigen Holzes, noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland eine große Rolle spielte. Im Schwarzwald zum Beispiel war es oft das einzige Leuchtmittel der Bauern, die sich keine Kerzen leisten konnten.

Wie die Menschen auf die Idee mit dem Kienspan kamen, lässt sich heute nur vermuten. Wahrscheinlich entdeckten unsere Vorfahren am Lagerfeuer schnell, dass man das Feuer und damit das Licht einfach von der Feuerstelle entfernen konnte, indem man einen langen Holzscheit herausnahm, der an einer Seite noch nicht brannte.

Die erste Fackel erleuchtete ihre Umwelt. Leider brannte das Holz schnell ab und man musste entweder neues Holz dabei haben oder man durfte sich nicht zu weit von der Feuerstelle entfernen.

Erst eine weitere, vermutlich ebenso zufällige Entdeckung versprach Besserung: Man kann davon ausgehen, dass Fett oder Öl – vielleicht von einem Tier, das man über dem Feuer briet – auf das Feuer fiel und es so anfachte und vor allem länger brennen ließ.

Jetzt mussten unsere Vorfahren also nur noch das Holz entweder mit Öl oder fetthaltigen Stoffen tränken oder Hölzer finden, die selbst diese Eigenschaften in sich trugen. Der Kienspan war geboren.

Die Erfindung der Kerze

Die Erfindung des Dochtes kann aus heutiger Sicht mit der Erfindung des Rades in einem Atemzug genannt werden. Während beim Kienspan und der Fackel Brennstelle und Brennstoff eins waren, wurden bei Öllampe und Kerze Brennstoff und Brennstelle in Form des Dochts getrennt.

Drei brennende Kerzen

Kerzen verbreiten eine festliche Stimmung

Endlich gab es eine leicht zu transportierende, wenig Emissionen verursachende, lange haltbare Leuchtquelle. Die ersten Öllampen sind übrigens aus der Zeit um 20.000 Jahre vor Christus bekannt.

Belege für erste Kerzen stammen aus der Zeit um 500 vor Christus. Ihre noch heute verbreitete Form wurde vermutlich ein bis zwei Jahrhunderte nach Christi Geburt entwickelt.

Der Docht einer Kerze ist von einem festen, meist zylinderförmigen Brennstoff umgeben. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war dieser Brennstoff das teure Bienenwachs oder einfacher Talg, später dann Stearin oder Paraffin.

Die Flamme, die nur am Docht entsteht, verflüssigt zunächst diesen Brennstoff. Im Docht steigt der verflüssigte Brennstoff auf und vergast. Daraus und aus dem in der Luft vorhandenen Sauerstoff entsteht dann die Flamme.

Kerzenlicht spielt noch heute eine große Rolle, allerdings seltener zur Beleuchtung eines Raumes als eher zum Verbreiten einer festlichen Stimmung, zum Beispiel bei einem schönen Abendessen oder an Weihnachten.

Quelle: SWR | Stand: 03.12.2018, 11:01 Uhr

Darstellung: