Die eindrucksvollste Geschichte
Im Juni 1948 riegelte die sowjetische Besatzungsmacht alle Landwege nach West-Berlin ab. Aus Angst, die Berliner Bevölkerung könnte verhungern, starteten die Amerikaner das "Unternehmen Luftbrücke": 1500 Tonnen Lebensmittel mussten nun täglich nach Berlin geschafft werden.
Angeflogen wurden die Flughäfen Berlin Tempelhof, Tegel und Gatow – in Spitzenzeiten starteten und landeten die Flugzeuge fast im Minutentakt. Tag und Nacht schleppten und schaufelten die Berliner: Aus Kriegstrümmern aus den Stadtteilen Tempelhof und Neukölln entstand eine neue Landebahn.
Die Blockade dauerte ein Jahr. In dieser Zeit flogen die Flugzeuge mehr als 200.000 Mal nach Berlin und schafften knapp eineinhalb Millionen Tonnen Versorgungsgüter zur Bevölkerung. 76 Menschen starben beim "Unternehmen Luftbrücke" bei Unfällen.

Landung einer US-Militärmaschine in Berlin
Die eigenwilligste Konstruktion
Japan platzt aus allen Nähten. Deswegen liegt der "New Kansai International Airport" auf einer künstlichen Insel. Der italienische Architekt Renzo Piano hat ein Werk konstruiert, das bis heute seinesgleichen sucht: Auf dem Meeresgrund bauten die Japaner ein rechteckiges Fundament, eine Art Kasten.
Sie trugen auf dem Festland ganze Hügelketten ab und schütteten sie hinein. Renzo Piano hatte ausgerechnet, dass der voll gesogene Untergrund unter dem Flughafen mit der Zeit absacken würde: in 30 Jahren ungefähr neun Meter. Das heißt, die Insel musste weit über Meeresniveau aufgeschüttet werden.
1994 wurde der Kansai International Airport eröffnet. Die Insel ist 2,5 Kilometer breit und vier Kilometer lang. Das Terminal, eineinhalb Kilometer lang, wird von 900 hydraulischen Säulen gehalten. Spezialtrupps passen die Säulenhöhe ständig an die Lage der Insel an. Und tatsächlich: Das Terminal hält problemlos stand, wenn die Insel absackt oder die Erde bebt.
Der aufregendste Anflug
Der Stadtflughafen "Kai Tak" wurde zwar 1998 geschlossen und durch den moderneren Mammut-Flughafen Chek Lap Kok ersetzt. Doch bis dahin sorgte er jahrzehntelang für Aufsehen als spektakulärster Flughafen der Welt.
Jeder Pilot musste eine Spezialausbildung absolviert haben, um in der Bucht aus Hochhäusern mitten in Hongkong landen zu dürfen. Viele Flugbegeisterte kamen in die Stadt, um den atemberaubenden Landeanflug selbst zu erleben und zu beobachten.
Die Piloten, oft in Großraumfrachtern, flogen im Landeanflug geradewegs auf ein Hochhaus zu. Dort sahen sie zur Orientierung eine rotweiße Markierung – das Checkerboard. Kurz vorher flogen sie eine scharfe Rechtskurve um 90 Grad, und landeten, mal schlingernd, mal gerade, auf der Landebahn.
Trotz der schwierigen Landebedingungen gab es kaum Unfälle. Jeder Pilot wusste, wie gefährlich der Anflug war und flog deshalb besonders vorsichtig.

Mitten durch Hongkong
Als Nachfolger für den Spitzenreiter bei spektakulären Anflügen gilt heute der Inlands-Flughafen Santos Dumont in Rio de Janeiro. Dort fliegen die Piloten in einer Steilkurve um den Zuckerhut-Berg. Setzen die Räder auf der Landebahn auf, müssen die Piloten stark bremsen – sonst würde das Flugzeug bei der knapp eineinhalb Kilometer langen Landebahn im Wasser landen.
Der erste deutsche Billigflughafen
Von 1950 bis in die 1990er Jahre diente der Flughafen Hahn der US-Armee als Militärstützpunkt. Der Name Hahn kommt von den Amerikanern, weil sie den Namen der angrenzenden Gemeinde besser aussprechen konnten als den eigentlichen Ortsnamen Lautzenhausen.
Der Billigflieger Ryanair setzte sich massiv für den Namen Frankfurt-Hahn ein – obwohl Frankfurt am Main 100 Kilometer entfernt liegt. Der Grund liegt nahe: Mit dem Namen der Metropole und Flughafenstadt Frankfurt lassen sich Flüge besser verkaufen.
Als das US-Militär seine Air-Base an eine zivile Verwaltung übergab, startete im Jahr 1993 der erste zivile Flieger aus dem Provinznest nach Mallorca. 1999 warf Ryanair, die erste europäische Billigfluggesellschaft, ihre Anker aus. Sie startete mit einer Linienverbindung nach London-Stansted, mit zwei Flügen täglich.
Von den einfachen und funktionalen Passagierterminals, die das ehemalige Offizierskasino als Empfangs- und Abflughalle ersetzen, starten Reisende heute zu Zielen in ganz Europa. Der kleine Flughafen im Hunsrück verliert allerdings seit einigen Jahren wieder an Bedeutung. Im Jahr 2007 fertigte er noch knapp vier Millionen Passagiere ab. 2018 waren es nur noch rund zwei Millionen.

Vom ehemaligen Militärflughafen Hahn starten nun Billigflieger
Nach dem Vorbild von Hahn ging 2003 ein weiterer Kleinflughafen mit militärischer Vergangenheit an den Start: Der Flugplatz in Weeze am Niederrhein hatte von 1954 bis Anfang der 1990er Jahre der britischen Royal Air Force als Militärflugplatz gedient. Als ziviler Flughafen trägt er heute den Namen "Airport Weeze". Im Jahr 2018 wurden dort knapp 1,7 Millionen Passagiere abgefertigt.
Der umstrittenste deutsche Flughafen-Ausbau
Der Bau einer Startbahn sorgte Anfang der 1980er für beispiellose Proteste und zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Schauplatz war der Frankfurter Flughafen. Die ersten Pläne für den Bau einer weiteren Startbahn hatten schon in den 1960er Jahren vorgelegen.
Über Jahre hinweg schwoll der Protest – gegen die Rodung von rund 200 Hektar Wald und gegen Lärm. Im Mai 1980 besetzten Bürgerinitiativen den Wald, der der Startbahn zum Opfer fallen sollte. Die Demonstranten zimmerten sich auf dem Startbahn-Gelände Hütten aus Holz, ein Dorf mit mehr als 60 Hütten entstand.
1981 blockierten mehrere zehntausend Demonstranten das Flughafengelände, der Betrieb wurde zeitweise eingestellt. Am 2. November formierten sich hunderte von Polizisten. Mit Wasserwerfern und Knüppeln räumten sie das Hüttendorf. Aber der Protest riss nicht ab.

Startbahn West: Die Bauarbeiten müssen durch ein massives Polizeiaufgebot geschützt werden
1984 eröffnete der Flughafen Frankfurt die 4000 Meter lange "Startbahn 18 West". Doch die Ausbau-Gegner protestierten weiter bis zum 2. November 1987, genau sechs Jahre nach der Räumung des Hüttendorfes. Dann lockten Demonstranten einige Polizisten in einen Hinterhalt. Plötzlich fielen Schüsse. Einige Polizisten wurden verletzt, zwei starben. Erst nach diesem tragischen Vorfall ebbten die Demonstrationen ab.
Die größten Unruhen in der deutschen Geschichte um einen Flughafenausbau trugen damals dazu bei, dass die Partei der Grünen zum ersten Mal 1982 in das hessische Länderparlament gelangte. Die Proteste kosteten den Flughafenbetreiber 20 Millionen D-Mark, die Kosten für Polizeieinsätze beliefen sich auf mehr als 30 Millionen D-Mark.
Quelle: WDR | Stand: 22.10.2019, 15:00 Uhr