Eine Rakete hebt vom Boden ab

Astronaut

Gefahren im All

Start und Landung gehören bei Raumfahrt-Missionen immer noch zu den gefährlichsten Momenten. Eine Sojus-Rakete startet mit 29 Millionen PS Leistung, verbrennt in wenigen Minuten 300 Tonnen hochexplosiven Treibstoff. Bei der Landung ist der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre kritisch.

Von Dr. Michael Hänel

Risiko: Kosmische Strahlung

Wenn sich Astronauten im Weltraum außerhalb des schützenden Erdmagnetfeldes aufhalten, setzen sie sich permanent starker kosmischer Strahlung aus. Dadurch haben sie ein deutlich höheres Krebsrisiko als auf der Erde.

Im Auftrag der NASA versuchen Forscher herauszufinden, wie und in welchem Ausmaß die kosmische Strahlung auf menschliche Körperzellen wirkt. Die Voraussetzung, um entsprechende Schutzmaßnahmen für die Astronauten zu entwickeln. Ohne sie sind erfolgreiche Langzeit-Missionen zu Mond und Mars nicht vorstellbar.

Von kosmischer Strahlung beschädigte DNA-Kette.

Kosmische Strahlung kann das Erbgut schädigen

Langzeittest auf der ISS

Im Jahr 2015 startete die NASA ein einmaliges Experiment auf der ISS. Der Amerikaner Scott Kelly verbringt mit seinem russischen Kollegen Michail Kornijenko bis zum März 2016 insgesamt 342 Tage in der Schwerelosigkeit. Wichtiger Partner beim Projekt: Scott Kellys Zwillingsbruder Mark. Auch Mark war NASA-Astronaut, aber insgesamt nur 50 Tage im All.

Nach der Rückkehr war Scott Kelly zehnmal so lange im All wie sein Bruder. Als eineiige Zwillinge haben sie vergleichbare Gene. Wird es messbare Unterschiede in ihrem Erbgut geben?  Wird die DNA des Langzeit-Astronauten tatsächlich mehr Schäden aufweisen?

Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Gene von Scott Kelly zwar verändert haben, aber nicht in einem besorgniserregenden Maß. Die meisten Veränderungen haben sich nach seiner Rückkehr auf die Erde wieder zurückgebildet. Die Untersuchungen sind jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen, mit ausführlichen Ergebnissen ist nicht vor 2019 zu rechnen.

Frontalaufnahme von den Kelly-Zwillingen im Schutzanzug.

Die Kelly-Zwillinge – ihre Gene werden auf Strahlungsschäden untersucht

Risiko: Leben in Schwerelosigkeit

Unklar ist auch noch, wie sich die Schwerelosigkeit bei Langzeit-Missionen auf den Körper auswirkt. Deshalb werden schon seit dem Beginn der bemannten Raumfahrt medizinische Untersuchungen bei den Astronauten vorgenommen. Die vitalen Daten der Astronauten auf der ISS werden permanent überwacht und ausgewertet.

Knochenschwund begegnet man mit einem ausgedehnten Sportprogramm. Die sogenannte "Raumkrankheit", eine der Seekrankheit nahe Form von Unwohlsein, verschwindet meist, wenn sich der Raumfahrer an die Umgebung seines Raumschiffes gewöhnt hat und der Gleichgewichtssinn wieder im Lot ist.

Bei bisherigen Langzeitflügen wurden immer wieder auch Schäden an den Augen festgestellt. Ursache noch unbekannt. Ebenso wurden Veränderungen im Hormonhaushalt gemessen. Auch dieses Problem muss von der Weltraummedizin gelöst werden, bevor ein jahrelanger Flug zum Mars in Angriff genommen werden kann.

ESA-Astronaut Thomas Reiter

ESA-Astronaut Thomas Reiter nach seiner Langzeitmission im All 1995

Risiko: Weltraumschrott

Speziell in der Erdumlaufbahn drohen noch ganz andere Gefahren. Am 16. Juli 2015 muss die Crew der internationalen Raumstation ISS aus Sicherheitsgründen einen Teil des Tages in der angedockten Sojus-Kapsel verbringen.

Ein großes Stück Weltraumschrott fliegt auf die Station zu. Ein Ausweichmanöver auf eine höhere Umlaufbahn ist zeitlich nicht mehr möglich. Zum Glück geht alles gut. Das Teil vom ehemaligen sowjetischen Wettersatelliten Meteor 2 trifft nicht die ISS.

Kein Einzelfall. Millionen Trümmerteile unterschiedlichster Größe fliegen rund um den Erdball. Viele stehen unter Beobachtung der Bodenkontrollen, aber nicht alle. Und auch die kleinen Teile können theoretisch eine Katastrophe im All verursachen. Es können geborstene Teile ausrangierter Satelliten sein, aber auch ausgebrannte Raketen-Brennstufen oder Trümmer von Satelliten-Waffensystemen aus den 1970er Jahren.  

Der Weltraumschrott könnte in der Zukunft zu einer der größten Herausforderungen für die Raumfahrt, aber auch Satelliten-Betreiber werden.

Luftbild von der ISS.

ISS fliegt in 400 Kilometern Höhe – immer möglich: die Kollision mit Weltraumschrott

Quelle: SWR | Stand: 04.06.2018, 09:21 Uhr

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