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Nur für gekrönte Häupter und klerikale Würdenträger
Die Fasern, mit denen sich die Muschel an Seegräsern festhält, sind besonders reißfest und trotzdem noch feiner als Seide. Da es sehr aufwändig und schwierig ist, den Muschelbart zu bergen und die Fasern zu verarbeiten, ließ dies die Muschelseide nur noch kostbarer werden.
Seit der römischen Antike ist die Steckmuschel, die bis zu einem Meter lang werden kann, bekannt. Vor allem vor der Insel Sardinien war die Ausbeutung der "Pinna nobilis" besonders ausgeprägt. Für ein Kilogramm Muschelseide mussten an die 4000 Muscheln getötet werden. Im Wert war die gesponnene Muschelseide nur mit Gold aufzuwiegen.
Entsprechend exklusiv war es, den begehrten und luxuriösen Stoff zu tragen. Nur gekrönte Häupter und klerikale Würdenträger, Äbte, Päpste, Fürsten und Könige, zierten sich mit Gewändern, Mützen, Handschuhen und Mantelkragen aus Muschelseide. Weltweit sind nur einige wenige Stoffstücke aus Muschelseide erhalten geblieben.
In der zoologischen Sammlung an der Universität Rostock sind noch ein Paar Handschuhe aus Muschelseide zu bestaunen. Doch der ungezügelte Raubbau dezimierte die Zahl der Steckmuschel erheblich. Mitte des 20. Jahrhunderts war sie fast völlig ausgestorben. Die Verschmutzung des Mittelmeeres tat noch ihr Übriges.

Muschelseide: extrem reißfest und doch feiner als Seide
Interessante Informationen für Meeresbiologen
Heute steht die "Pinna nobilis", die zwischen 30 und 40 Jahre alt werden kann, unter Naturschutz. Meeresbiologen liefert die Steckmuschel interessante Informationen über Temperaturschwankungen des Meerwassers. Denn durch Messungen stellte sich heraus, dass die Schale der Steckmuschel umso mehr Sauerstoffisotope aufweist, je höher die Temperatur des Wassers ist.
Besonders interessant für die Forscher ist, dass man anhand der Muschelschalen die Meerestemperaturen über weite Zeiträume zurückverfolgen kann. Ideal für die Analyse ist, dass "Pinna nobilis" dafür nicht getötet werden muss.

Die Große Steckmuschel steht heute unter Artenschutz
Autorin: Sabine Kaufmann
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Stand: 16.10.2017, 13:00