Mitte März 1848 brachen in Wien die ersten Barrikadenkämpfe der Deutschen Revolution aus – also Straßenschlachten, bei denen die Bürger eilig Schutzwälle aus Betten, Möbeln, Marktständen, Zäunen oder Torflügeln errichteten und sich dahinter verschanzten.
Der österreichische Staatskanzler Fürst von Metternich, unter dessen Leitung schon der Wiener Kongress von 1814/15 zusammengekommen war, wollte hart durchgreifen und den Aufstand von Soldaten niederschlagen lassen. Doch die Demonstranten forderten seinen Rücktritt, Metternich trat zurück und floh aus dem Land.
Metternichs Flucht gab auch den Bürgern von Berlin Hoffnung, ihre Forderungen beim preußischen König Friedrich Wilhelm durchsetzen zu können.
Die Revolutionäre hofften auf König Friedrich Wilhelm von Preußen
Vor dem Berliner Schloss versammelten sich am 18. März 1848 zahlreiche Demonstranten. Dann fielen die ersten Schüsse aus den Gewehren der Soldaten – angeblich ein Versehen. Die Revolutionäre reagierten auf den vermeintlichen Angriff und errichteten in Windeseile Barrikaden auf den Straßen. Bis in die Nacht hinein wüteten die Straßenkämpfe, bei denen das Militär auch mit Kanonen in die Menge schoss.
Am Ende waren rund 300 Bürgerinnen und Bürger durch das Militär erschossen worden – sie wurden als "Märzgefallene" berühmt. Einige davon starben sogar als Unbeteiligte in ihren eigenen Wohnungen, als die Soldaten die Wohnhäuser stürmten. Viele der Toten wurden am nächsten Tag vor das Schloss getragen, wo der König gezwungen war, den Trauerzug anzuschauen und sogar als Zeichen der Ehrerbietung seine Mütze abzunehmen.
Der preußische König musste dem Trauerzug vom Schloss aus zuschauen
Unter dem Eindruck der vielen Toten und der blutigen Kämpfe erkannte der König nun die bislang verbotenen Farben Schwarz-Rot-Gold der Nationalbewegung an und ritt zwei Tage später selbst mit einer schwarz-rot-goldfarbenen Armbinde durch die Stadt.
Die Märzgefallenen wurden zum Symbol der Revolution und der 18. März zum Inbegriff des Freiheitskampfes. Seit dem Jahr 2000 trägt der Platz vor dem Brandenburger Tor den Namen "Platz des 18. März" und erinnert damit an die Ereignisse der Barrikadenkämpfe in Berlin – sowie an die erste freie Volkskammerwahl der DDR, die 1990 ebenfalls am 18. März stattfand.
Seit 2000 erinnert ein Platz am Brandenburger Tor an die Revolution
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 02.04.2024)
FACHBERATUNG
Dr. Björn Onken
Akademischer Rat, Lehrstuhl Didaktik der Geschichte, Universität Duisburg-Essen
UNSERE QUELLEN
- Ferdinand Gregorovius: "Europa und die Revolution. Leitartikel 1848-1850". Verlag C.H. Beck, München 2017
- James Hawes: "Die kürzeste Geschichte Deutschlands". Ullstein Taschenbuch. Berlin, 2019
- Alexandra Bleyer: "1848. Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution". Reclam Verlag, Ditzingen 2022
- Dieter Hein: "Die Revolution von 1848/49". Verlag C.H. Beck Wissen. München, 6/2019
- Klaus Ries: "Europa im Vormärz. Eine transnationale Spurensuche". Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung, Band 10. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2016
- Mannheim-Archiv Marchivum: "Petition vom 27.2.1848, die Mannheimer Märzforderungen" (Reproduktion)
- Amalie Struve: "Erinnerungen aus den badischen Freiheitskämpfen den deutschen Frauen gewidmet". Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 1850
- Georg Büchner: "Der hessische Landbote. Friede den Hütten! Krieg den Palästen! Große Klassiker zum kleinen Preis, Band 168". Anaconda Verlag, Köln 2014
- ZEIT Online: "Nach 1848 war nichts mehr wie zuvor". Interview mit Christopher Clark, Professor für Neuere und europäische Geschichte am St. Catherine’s College in Cambridge (21.09.2023)
- Stadt Frankfurt am Main: "Historische Sehenswürdigkeiten – Paulskirche"
- Demokratie-Geschichte.de: "Paulskirche, Frankfurt/Main"
- Deutsches Historisches Museum / Lebendiges Museum Online: "März 1848 – Revolution in Berlin" (03/2012)
- WELT Geschichte: "Märzrevolution 1848. Als der König befielt, 'den Schlossplatz zu säubern', beginnt ein blutiger Kampf" (28.03.2023)
- Deutscher Bundestag: "Robert Blum". Comic von Simon Schwarz (2019)
- Museen Köln: "Erschossen wie Robert Blum" (11/2008)
Quelle: WDR