Straßenkämpfe in Berlin am 18./19.  März 1848

Deutsche Geschichte

Deutsche Revolution 1848/49

Die Französische Revolution von 1789 ist weltberühmt – und auch in Deutschland gab es einige Jahrzehnte danach eine Revolution: 1848 versuchte das Volk, die große Macht der adeligen Herrscher zu verringern und selbst mehr Mitspracherechte zu erkämpfen.

Von Claudia Friedrich

Die Deutsche Revolution 1848/49 war ein politisches Erdbeben. Damals gab es kein Deutschland wie heute. Das von Deutschen bewohnte Mitteleuropa war in viele kleine und große Staaten zersplittert, die im so genannten Deutschen Bund nur lose zusammengefasst waren.

Nach dem Wiener Kongress von 1814/15 mussten die Menschen die Politik weiterhin im Wesentlichen den adeligen Herrschern ihrer Staaten überlassen. Wer das kritisierte, musste mit Zensur und Verfolgung rechnen. In der Zeit vor der Revolution, dem so genannten Vormärz, versuchte das Bürgertum vergeblich, mehr politisches Mitspracherecht zu bekommen.

Das Gemälde "Das Hambacher Fest" zeigt eine große Menschenmenge mit Fahnen, die zu einem Schloss auf einem Hügel zieht

Schon lange vor der Revolution wuchs der Wunsch nach mehr Freiheit

Nachdem 1848 in Frankreich der König zur Abdankung gezwungen und die französische Republik ausgerufen worden war, sprang der Funke nach Deutschland über, genauer: ins Großherzogtum Baden. Am 27. Februar 1848 beschloss eine Versammlung von Mannheimerinnen und Mannheimern eine so genannte Petition, also eine Liste mit klaren Forderungen: Volksbewaffnung, Pressefreiheit, Gerichte mit Geschworenen auch aus dem Volk und ein deutsches Parlament.

Im März wurden die so genannten Märzforderungen am Regierungssitz Karlsruhe erneut vorgebracht. Großherzog Leopold I. von Baden stimmte den Forderungen zu und bildete ein "Märzministerium", das einige davon umsetzen sollte.

Die Mannheimer Petition verbreitete sich wie ein Lauffeuer und diente auch in anderen deutschen Staaten als Vorbild für ähnliche Märzforderungen. In einigen Ländern wie Österreich und Preußen kam es allerdings auch zu blutigen Barrikadenkämpfen.

Zunächst hatte die Revolution Erfolg: Im Frühjahr 1848 fanden die ersten demokratischen Wahlen in Deutschland statt.

Ab dem 18. Mai 1848 tagte in Frankfurt am Main das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament, die Nationalversammlung. Als rund 400 Abgeordnete aus sämtlichen Staaten des Deutschen Bundes in die Paulskirche einzogen, schwenkten die Menschen Fahnen in Schwarz-Rot-Gold – diese Farben waren zum Symbol für Freiheit und Einigkeit geworden.

Ein Gemälde zeigt die erste Sitzung des deutschen Parlaments in der Paulskirche Frankfurt

Erste Sitzung des deutschen Parlaments 1848

Im Parlament wurde dann darüber gestritten, welche Staatsform in Zukunft gelten sollte. Die Demokraten forderten eine Republik ohne Adel. Die Liberalen, die im Parlament die Mehrheit hatten, stimmten für einen Zusammenschluss der Staaten des deutschen Bundes, aber ohne Österreich.

Es sollte eine konstitutionelle Monarchie sein – also ein Staat mit einem mächtigen Parlament und einem Kaiser als Oberhaupt. Am 28. März 1849 wurde der Beschluss über diese Verfassung feierlich verkündet.

So wurden in der ersten Verfassung Deutschlands mit vielen demokratischen Elementen auch die Menschenrechte als Grundrechte des deutschen Volkes festgeschrieben. Den Posten des Kaisers bot die Nationalversammlung dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. an.

König Friedrich Wilhelm IV. auf einer Grußkarte zum neuen Jahr 1849

König Friedrich Wilhelm IV. wollte nicht von Politikern zum Kaiser gemacht werden

Doch der lehnte die Kaiserkrone ab. Er verstand sich als Herrscher von Gottes Gnaden und nicht als jemand, der von Politikern dazu berufen werden konnte.

Der Präsident der Nationalversammlung, Heinrich von Gagern, und viele andere Abgeordnete traten daraufhin zurück. Von den rund 600 Abgeordneten der Nationalversammlung blieben nur etwa rund 130 übrig, die im Mai 1849 nach Stuttgart zogen.

Doch dort hinderten württembergische Soldaten sie nach kurzer Zeit an ihrer Arbeit. Auch anderswo wurden Landesparlamente aufgelöst und Aufstände niedergeschlagen. Am 23. Juli 1849 kapitulierten die letzten Revolutionäre in der Festung Rastatt. Damit  war die Deutsche Revolution vorbei – die adeligen Herrscher hatten ihre Macht zurückerobert. Die Paulskirche, einst Wiege der deutschen Demokratie, wurde ein Symbol für das Scheitern der Revolution.

Die Paulskirche in Frankfurt von oben bei Nacht

Die Paulskirche in Frankfurt heute

Danach flohen Tausende Menschen aus Deutschland, vor allem nach Nordamerika. Unter ihnen waren auch viele Anführer der gescheiterten Revolution wie Gustav Struve, Friedrich Hecker und Lisette Hatzfeld.

Dennoch wurde der kurzlebige Modellstaat ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte. Und vieles, was die Revolutionäre damals forderten, ist heute erfüllt: das allgemeine Wahlrecht, die Pressefreiheit, Menschenrechte und Bürgerrechte in einem vereinigten Deutschland.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 14.03.2024)

FACHBERATUNG

Dr. Björn Onken, Akademischer Rat, Lehrstuhl Didaktik der Geschichte, Universität Duisburg-Essen

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Quelle: WDR

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