Barockgärten

Von Gaby Böhne (SWR)

Die Stilelemente im barocken Schloss finden sich auch in den Gartenanlagen wieder

Das Schmuckstück von Schloss Versailles: der "Spiegelsaal". Spiegel reflektieren das Kerzenlicht um ein Vielfaches und erhellen den großen Raum. Zusätzlich bricht sich das Licht in den großen Bleikristall-Leuchtern an Wand und Decke.

Besonders bei schönem Wetter bricht sich das Sonnenlicht in den Wassertropfen und erinnert mit seinen mehrstufigen Kaskaden an einen umgestülpten Kronleuchter aus dem Spiegelsaal. Der Garten wird zum erweiterten Wohnzimmer. Viele Elemente aus dem Haus finden sich im Garten wieder.

Ein prächtig gedeckter Tisch etwa lädt zum Essen ein. Schön wäre es natürlich, wenn man auch draußen essen könnte. Einfach ein paar Kerzenleuchter dazustellen, Blumenarrangements und ein kleines Orchester.

In Italien war das schon ein paar Jahre früher üblich als im barocken Frankreich. Die Wasserrinne im "Tisch des Kardinals" in der Villa Lante bei Viterbo diente dazu, Obst und Wein zu kühlen.

Mehrere Stunden dauerte das Ankleiden und Schminken  für den festlichen Anlass. Bis zu zwölf Unterröcke trugen die Damen, Schnürmieder und schwere Perücken, in die gerne auch Accessoires eingearbeitet wurden. Auch die Herren gingen nicht ungeschminkt und hatten stets Tabakdose, Handschuhe, Gehstock, Hut und Schnupftuch dabei. In Kaufhäusern begegnet man heute noch manchmal dem Begriff "Galanteriewaren", der sich auf dieses Beiwerk bezieht. Genauso wie der Ausdruck für die stolzierenden Männer: Galan!

Diese Damen vor der Würzburger Residenz haben ein Dauerticket für den Garten und sind in der schlichten Alltagsmode des Barock gekleidet. Allerdings  wollte man sich hier nicht an arbeitenden Bauernmädchen erfreuen, sondern griff immer wieder auf Götter und Halbgötter der Antike zurück – man war ja auch selbst irgendwie göttlich! Hier reitet also Europa auf dem Stier. 

Kleine Putten regten die Phantasie des Betrachters an. Die Anordnung der zahlreichen Götter, Putten und auch Zwerge war nicht beliebig, sondern geschah nach einem ausgefeilten System: Sie standen in direktem Bezug zueinander – meist basierend auf antike Mythen oder der zeitgenössischen Literatur. Wer sich auskannte, wusste sofort, welche Rolle er im freien Theaterspiel einnehmen konnte.

Die Ursprünge unserer Freilichtbühnen finden sich im barocken Heckentheater – hier in Hannover-Herrenhausen. Die vergoldeten Bleifiguren sind prominenten Skulpturen der Antike nachempfunden, die im Barock schon als Antiquität galten. Diese Kopien waren so beliebt, dass die Fürsten sie quasi per Katalog beim niederländischen Hersteller anfordern konnten.

Die sogenannte "Schwanenhals-Orangerie" von 1755 hat ihren Namen von dem nach außen gekrümmten Dach, das – im Profil betrachtet – an einen "Schwanenhals"erinnert. Viel Licht durch moderne Glasfenster und eine Bodenheizung ließen Ananas und Zitrusfrüchte auch in den Wintermonaten gut gedeihen. Eine Orangerie hatte in einem barocken Garten immer einen prominenten Platz und war der ganze Stolz ihres Besitzers.

Die Fürsten Esterhazy besaßen mit dieser Orangerie im österreichischen Eisenstadt eines der modernsten Gewächshäuser Europas. Nur noch Schloss Schönbrunn bei Wien konnte damit konkurrieren. Innovativ war die technische Anfertigung großer Glasfenster, die stets viel Lichteinfall ermöglichten.

Diese hohe Decke des Thronsaals im Ordensbau vom Ludwigsburger Schloss ist längst nicht so geschwungen und hoch, wie es scheint. Typisch für die Zeit des Barock ist die "Trompe l'oeil-Malerei" – eine Illusionsmalerei. Man findet sie nicht nur in der Architektur von Kirchen und Schlössern, sondern auch auf Gemälden.

Stand: 20.04.2020, 11:20 Uhr

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