Masern in einem Impfausweis

Krankheiten

Kinderkrankheiten

Kinderkrankheiten – so werden die hoch ansteckenden Infektionskrankheiten genannt, die viele Menschen in den ersten Lebensjahren durchlaufen.

Von Annette Holtmeyer

Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Keuchhusten sind meist harmlos. Dennoch bedeutet eine Erkrankung immer auch ein Risiko: Kinderkrankheiten können zu schweren Organschäden führen, die mitunter sogar lebensgefährlich sind. Ärzte raten deshalb zur Impfung.

Masern, Mumps & Co: Krankheiten kennt jedes Kind

Eltern kennen die Alarmzeichen: Bleibt ihr Kind quengelig, abgeschlagen und mit roten Wangen im Bett, weist dies meist auf eine Krankheit hin. Kommen Pusteln, Pocken oder Ähnliches hinzu, ist der Arzt gefragt. Mögliche Diagnose: eine ansteckende Kinderkrankheit.

Hervorgerufen werden Kinderkrankheiten durch Viren oder Bakterien. Viele der Krankheiten konnten in Deutschland und anderen Ländern durch eine hohe Impfrate zurückgedrängt werden.

Einige, zum Beispiel die Kinderlähmung, sind hierzulande seit Jahren nicht mehr aufgetreten. Andere kehren immer wieder zurück. So kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu lokal begrenzten Masernepidemien in Deutschland.

Junge mit Fieberthermometer im Mund.

Mumps beginnt oft mit Fieber und Müdigkeit

Masern

Masern sind eine hoch ansteckende Virusinfektion, die durch Tröpfcheninfektion, also Husten oder Niesen, übertragen wird. Oft beginnt die Krankheit mit Schnupfen, Reizhusten, einer Bindehautentzündung, Fieber oder Kopfschmerzen. Kleine Flecken an der Mundschleimhaut können auftreten.

Drei bis vier Tage später kommt der charakteristische Ausschlag hinzu: Hellrote Flecken verbreiten sich vom Kopf über Rumpf, Arme und Beine. Bei fortschreitender Krankheit können die Flecken ins Bräunliche übergehen, das Fieber steigt meist stark an.

Die Inkubationszeit, das heißt die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen, beträgt sieben bis 14 Tage. Mögliche Komplikationen sind Entzündungen von Mittelohr oder Lunge.

Besonders gefährlich ist die Gehirnentzündung. Hinweise können eine starke Augenentzündung, Atembeschwerden, Kopfschmerzen oder ein steifer Nacken sein.

Seit März 2020 besteht für Schul- und Kindergartenkinder sowie Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Ei nrichtungen arbeiten, eine Masernimpfpflicht.

Kleiner Junge trinkt aus einem Fläschchen. Sein Gesicht ist von rotem Ausschlag bedeckt.

Mit Masern ist nicht zu spaßen

Mumps

Mumps, auch Ziegenpeter genannt, ist eine ansteckende Viruserkrankung. Übertragen wird sie nicht nur durch Tröpfcheninfektion, sondern auch durch Gegenstände, die mit infiziertem Speichel in Berührung gekommen sind. Oft beginnt die Krankheit mit erhöhter Temperatur oder Grippesymptomen. Später kommt eine nicht eitrige Schwellung der Ohrspeicheldrüse hinzu, zunächst ein-, später beidseitig.

Durch die Schwellung können Schmerzen beim Kauen auftreten, die Wangen werden dick (Hamsterbacken). Eine Erkrankung führt zu lebenslanger Immunität, das heißt, wer einmal erkrankt war, kann sich nicht wieder anstecken.

Die Inkubationszeit beträgt 14 bis 24 Tage. Mögliche Komplikationen: Neben der Ohrspeicheldrüse können auch Bauchspeichel- oder Schilddrüse vom Virus befallen werden. Infizieren sich Jungen nach der Pubertät mit Mumps, kann es zur Hodenentzündung kommen, die zur Sterilität führen kann. Sehr selten kommt es zu einer Hirnhaut-/Gehirnentzündung.

Röteln

Auch Röteln beginnen oft mit grippeähnlichen Symptomen. Später kommen kleine hellrote Flecken hinzu, die sich vom Gesicht auf den ganzen Körper ausbreiten. Im Aussehen ähnelt der Ausschlag einer milden Form der Masern. Oft schwellen die Lymphknoten an, auch Fieber tritt auf. Häufig fühlen sich Röteln-Patienten auch gesund.

Die Inkubationszeit beträgt 14 bis 21 Tage. Mögliche Komplikationen: Röteln sind bei Kindern unproblematisch, es gibt kaum Komplikationen. Bei rund einem Drittel aller erkrankten Frauen kommt es zu Gelenkentzündungen.

Schwere Komplikationen können auftreten, wenn Schwangere an Röteln erkranken. Es kann zu Missbildungen oder Totgeburten kommen. Spätestens vor einer geplanten Schwangerschaft sollte jede Frau deshalb vom Arzt über eine Blutuntersuchung feststellen lassen, ob sie eine Rötelninfektion durchgemacht hat.

Das Foto zeigt einen Jungen mit nacktem Oberkörper, etwa von Augenhöhe bis zum Bauchnabel. Sein Körper ist mit hellroten Flecken bedeckt. Der Hintergrund ist verschwommen.

Bei Kindern sind Röteln in der Regel harmlos

Windpocken

Windpocken sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die weltweit verbreitet ist. Sie kommen von den durch Impfung vermeidbaren Kinderkrankheiten am häufigsten in Deutschland vor.

Übertragen werden Windpocken durch Tröpfcheninfektion. Auch über das virushaltige Sekret der Windpocken-Bläschen ist eine Ansteckung möglich. Oft beginnt die Krankheit mit Fieber, ein bis zwei Tage später entstehen kleine Knötchen. Sie entwickeln sich zum charakteristischen Windpocken-Ausschlag: stark juckenden Bläschen, gefüllt mit klarer Flüssigkeit, die sich von Gesicht oder Rumpf auf die Glieder ausbreiten.

Die Inkubationszeit beträgt 14 bis 21 Tage. Mögliche, aber sehr seltene Komplikationen sind Lungenentzündungen oder Hirnhaut-/Gehirnentzündungen, die lebensbedrohlich sein können.

Bei erneuter Infektion mit Windpocken-Viren oder Reaktivierung kommt es aber mitunter zur Gürtelrose, einer durch Viren verursachten Hautkrankheit, die mit starken Nervenschmerzen einhergeht. Immer mehr Ärzte raten deshalb mittlerweile zur Windpocken-Impfung.

Eine häufige, aber harmlose Komplikation sind die Windpocken-Narben, die vor allem bei jenen Kindern bleiben, die nicht mit Salben behandelt wurden.

Ein kleiner Junge ist  am ganzen Körper mit Windpocken bedeckt.

Windpocken verbreiten sich schnell wie der Wind

Keuchhusten

Anders als die bislang beschriebenen Erkrankungen ist Keuchhusten eine bakterielle Erkrankung. Es ist eine Entzündung der Atemwege, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird.

Keuchhusten beginnt wie eine Erkältung. Später treten die charakteristischen Hustenanfälle auf: kurze Hustenstöße, gefolgt von krächzendem Einatmen. Das Gesicht verfärbt sich. Nach den Hustenattacken wird ein zäher Schleim hervorgewürgt. Mit der Zeit werden die Hustenanfälle leichter und seltener.

Keuchhusten ist mit einer Krankheitszeit von bis zu sechs Wochen langwierig. Die Krankheit ist weit verbreitet. Mädchen sind öfter betroffen als Jungen. Die Inkubationszeit beträgt sieben bis 21 Tage.

Meist trifft es Säuglinge oder Kleinkinder. Wer einmal Keuchhusten hatte, genießt einen lange andauernden, aber nicht lebenslangen Schutz vor Wiederansteckung. Nach überstandener Krankheit im Vorschulalter kann es bei Jugendlichen oder Erwachsenen erneut zu einem Ausbruch der Krankheit kommen.

Mögliche Komplikationen: Am häufigsten sind Mittelohr- und Lungenentzündung. Heftige Hustenanfälle können zu Blutungen unter der Haut, Leisten- und Nabelbrüchen und anderen Komplikationen führen. Bei Säuglingen kann es statt des Hustens zum Atemstillstand kommen.

Ein junges Mädchen hustet aus vollem Hals in ihre offene Hand.

Mädchen leiden häufiger unter Keuchhusten als Jungen

Scharlach

Auch Scharlach ist eine bakterielle Erkrankung. Verursacht wird sie durch Streptokokken. Diese Bakterien sind für zahlreiche Krankheiten verantwortlich, zum Beispiel für Hirnhaut-, Mandel- oder Lungenentzündung. Übertragen werden die Streptokokken durch Tröpfcheninfektion.

Die Inkubationszeit beträgt nur zwei bis vier Tage. Meist beginnt Scharlach mit plötzlichen Kopf- oder Halsschmerzen, mit Schluckbeschwerden und schnell steigendem Fieber. Kennzeichnend sind ein Hautausschlag und die sogenannte Himbeerzunge. Der Ausschlag beginnt mit kleinen Rötungen am Rumpf und breitet sich schließlich über den ganzen Körper aus. Er trifft aber nicht alle Patienten.

Da verschiedene Streptokokkenarten zu Scharlach führen, kann man mehrmals an dieser Krankheit erkranken. Am häufigsten erkranken Kinder im Vorschul- oder Schulalter. Wird der Patient mit Antibiotika behandelt, besteht die Infektionsgefahr nur wenige Tage lang.

Mögliche Komplikationen: Falls der Patient nicht ausreichend mit Antibiotika behandelt wird, können zwei bis drei Wochen nach der eigentlichen Erkrankung schwere Herz-, Nieren- oder Gelenkschäden entstehen. Lebenslange Dauerschäden sind möglich.

... und Erwachsene ebenso

Anders als der Name vermuten lässt, können auch Erwachsene an Kinderkrankheiten erkranken. Dies gilt sowohl für Erkrankungen, gegen die geimpft werden kann, als auch für Infektionen, gegen die es keine Impfung gibt (zum Beispiel Ringelröteln oder Scharlach).

So trifft beispielsweise Keuchhusten immer wieder auch Erwachsene, oft ohne dass er erkannt wird. Er verläuft dann wie eine schwere, länger anhaltende Bronchitis. Die meisten anderen Kinderkrankheiten verlaufen bei Erwachsenen viel dramatischer als bei Kindern. So können Windpocken für ältere Menschen tödlich sein.

Auch eine Maserninfektion verläuft bei Jugendlichen und Erwachsenen oft viel schwerer, manchmal sogar tödlich. Gefährlich sind scheinbare Kinderkrankheiten vor allem für ältere Menschen, chronisch Kranke und Schwangere, da sie auch das ungeborene Kind gefährden.

Experten empfehlen daher, auch bei Erwachsenen auf einen ausreichenden Impfschutz gegen diese Infektionskrankheiten zu achten.

Das Bild zeigt eine Frau im Krankenbett, die ihren mit roten Flecken bedeckten Oberkörper zeigt.

Masern können Erwachsenen gefährlich werden

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 31.03.2020)

Quelle: WDR

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