Fußball-WM 2006 – die deutsche Mannschaft

Von Tobias Aufmkolk (WDR)

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ging als Sommermärchen in die Annalen des deutschen Fußballs ein. Mit diesem Team holten Trainer Jürgen Klinsmann und Assitent Jogi Löw den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land.

Nachdem Jürgen Klinsmann sich gegen Oliver Kahn als Nummer 1 ausgesprochen hatte, wurde für Jens Lehmann endlich der große Traum wahr, einmal Stammkeeper bei einem großen Turnier zu sein. Er entwickelte sich zum souveränen Rückhalt für die Mannschaft und sicherte dem deutschen Team mit einer überragenden Leistung im Elfmeterschießen gegen Argentinien den Einzug ins Halbfinale.

Der Bremer Innenverteidiger Per Mertesacker galt als einer der fairsten Abwehrspieler der Welt. Dennoch wurde er lange Zeit als zu bieder und steif bezeichnet. Während der WM strafte er all seine Kritiker Lügen. Zahlreiche Weltklassestürmer, wie hier Zlatan Ibrahimović, hatten keine Chance gegen den kopfballstarken Abwehrspieler.

Große Fragezeichen standen zu Beginn der WM hinter dem Dortmunder Innenverteidiger Christoph Metzelder. Vor dem Turnier lange verletzt gewesen, musste er bei der Borussia seinen Stammplatz räumen. Klinsmann hielt trotzdem an ihm fest und "Metze" rechtfertigte mit herausragenden Leistungen das Vertrauen des Bundestrainers.

Kurz vor der WM brach sich der linke Außenverteidiger Philipp Lahm den Arm. Alles schien vorbei zu sein, die deutsche Mannschaft wäre auf der linken Seite erheblich geschwächt gewesen. Doch Lahm erholte sich schnell und spielte alle sieben Spiele mit einer Manschette durch. Seine herausragenden Leistungen auf der linken Seite ließen nach der WM zahlreiche Spitzenvereine aus Europa Schlange stehen. Gegen Costa Rica schoss Lahm mit dem 1:0 das erste Tor der WM, das das torreichste Eröffnungsspiel aller Zeiten einläutete.

Die rechte Abwehrseite war von Anfang an das Sorgenkind der deutschen Mannschaft. Doch nach einer miserablen Leistung im Eröffnungsspiel stabilisierte sich der Berliner Arne Friedrich und wurde somit zu einem wichtigen Garant für die guten deutschen Abwehrleistungen.

Viel wurde vor der WM über das deutsche Mittelfeld diskutiert. Es sei technisch zu schwach und international nicht wettbewerbsfähig. Mit seinen überragenden Leistungen bewies Torsten Frings das Gegenteil. Ein dummer Faustschlag im Anschluss an das Viertelfinale gegen Argentinien brachte ihn um den Einsatz im Halbfinale gegen Italien. Ein herber Verlust für das deutsche Team.

Der Dortmunder Sebastian Kehl galt bei vielen Experten vor der WM als zu steif und langsam. Während der Vorbereitung profitierte der defensive Mittelfeldspieler wahrscheinlich am meisten vom Fitnessprogramm des Bundestrainers. Im Halbfinale für den gesperrten Frings von Beginn an spielend, zeigte er eine sehr gute Leistung.

Michael Ballack schien vor der WM der einzige deutsche Mittelfeldspieler von internationalem Format zu sein. Er drückte dem deutschen Spiel zwar nicht so sehr seinen Stempel auf wie noch vier Jahre zuvor, stellte sich aber mit herausragenden kämpferischen Leistungen ganz in den Dienst der Mannschaft. Lediglich ein Tor blieb dem gefährlichsten Mittelfeldspieler der Bundesliga versagt.

Der Bremer Tim Borowski machte zeitweise dem formschwachen Bastian Schweinsteiger seinen Stammplatz streitig. Er gab durch seine besonnene Art und umsichtige Spielweise der Mannschaft in schwierigen Phasen die nötige Ruhe. Gegen Argentinien gelang Klose dank seiner Kopfballvorlage der wichtige Ausgleich.

Der Techniker auf der rechten Seite war wie schon bei der WM 2002 enorm wichtig für das deutsche Team. Durch seine Ideen und seine ausgezeichnete Ballbehandlung riss er immer wieder Löcher in die gegnerischen Abwehrreihen. In der ersten Halbzeit im Halbfinale gegen Italien vergab Bernd Schneider die Riesenchance zur Führung, als er frei vor dem Torwart stehend den Ball über die Latte hämmerte.

Bastian Schweinsteiger sollte der kreative Führungsspieler auf der linken Seite sein. Nach einem guten Eröffnungsspiel fielen seine Leistungen in den folgenden Spielen aber steil ab, so dass er seinen Stammplatz zeitweilig an den Bremer Borowski verlor. Eine Galavorstellung im Spiel um den dritten Platz stimmte ihn und seine Fans aber versöhnlich.

Immer wenn er in der Nationalmannschaft spielen durfte, blühte der Kölner Lukas Podolski auf. So auch bei der WM im eigenen Land. Seine drei Tore und das ausgezeichnete Zusammenspiel mit Sturmpartner Klose brachten ihm die begehrte Auszeichnung als bester Nachwuchsspieler des Turniers ein. Damit ließ er sogar so schillernde Figuren wie Cristiano Ronaldo (Portugal, Manchester United) oder Lionel Messi (Argentinien, FC Barcelona) hinter sich.

Lange Zeit galt Miroslav Klose als Weltklassestürmer mit Ladehemmung in den wichtigen Spielen. Während der WM 2006 platzte bei ihm dann endlich der Knoten. Durch seine herausragende kämpferische Einstellung und sein kongeniales Zusammenspiel mit Sturmpartner Podolski schoss er im Laufe des Turniers fünf Treffer. Als Belohnung für seine Treffsicherheit durfte er nach der WM den "Goldenen Ball" als Torschützenkönig in Empfang nehmen.

Oliver Neuville ist der Mann für die wichtigen Tore während einer WM. 2002 schoss er auf den letzten Drücker das entscheidende 1:0 gegen Paraguay im Achtelfinale, 2006 gelang ihm das gleiche Kunststück im Vorrundenspiel gegen Polen. Er gehörte zwar nicht zum Stammpersonal von Jürgen Klinsmann, sorgte bei seinen Einwechslungen aber immer wieder für frischen Wind im deutschen Sturm.

David Odonkor war die große Überraschung des Turniers. Von Klinsmann im letzten Augenblick aus dem Hut gezaubert, wirbelte er bei seinen Einwechslungen immer wieder die gegnerischen Abwehrreihen durch seine enorme Schnelligkeit durcheinander. Die gezeigten Leistungen brachten dem Ersatzspieler von Borussia Dortmund nach der WM gleich einen Vertrag im Ausland bei Betis Sevilla ein.

Stand: 10.05.2023, 16:28 Uhr

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