Spion schaut durch einen Feldstecher

Spione

Berühmte Spione – von Mata Hari bis Markus Wolf

Normalerweise arbeiten Spione im Geheimen und setzen alles daran, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Einige wurden dennoch berühmt – weil sie Bundeskanzler zu Fall brachten oder brisantes Material über Atomprogramme weiterleiteten.

Von Ingo Neumayer

Mata Hari – schön, aber erfolglos

Mata Hari wurde 1876 als Margaretha Zelle in den Niederlanden geboren. Sie galt schon früh als große Schönheit und setzte ihre Wirkung auf Männer gezielt ein.

Nach einer gescheiterten Ehe ging sie 1902 nach Paris. Dort startete sie eine Karriere als exotische Nackttänzerin und nannte sich Mata Hari (malaiisch für "Auge der Morgenröte"). Ihre Shows wurden von einflussreichen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Militär besucht. Doch Mata Hari tanzte nicht nur für die High Society, sie hatte auch Dutzende Liebhaber in gehobenen Kreisen.

Als Spionin 1917 hingerichtet: Tänzerin Mata Hari

Die exotische Tänzerin Mata Hari

Nach Beginn des Ersten Weltkriegs versuchte der deutsche Geheimdienst, ihre Kontakte ins feindliche Frankreich zu nutzen. Mata Hari war ständig pleite und sagte zu, als Spionin zu arbeiten.

In Paris konnte sie Offizieren Informationen über die Truppenbewegungen der Franzosen entlocken, die sich mit den Erkenntnissen anderer Spione deckten. Durch abgehörte Funksprüche wurde sie allerdings schnell enttarnt, die meisten ihrer Liebhaber gaben ihr danach nur noch nutzlose Informationen.

Mata Hari, Tänzerin und Spionin (Geburtstag 07.08.1876)

WDR ZeitZeichen 07.08.2021 14:51 Min. Verfügbar bis 08.08.2099 WDR 5


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1916 wurde sie vom französischen Geheimdienst angeworben, der mehr über ihre deutschen Kontakte erfahren wollte. Doch ihre Tätigkeit als Doppelagentin war für beide Seiten wenig fruchtbar.

1917 wurde Mata Hari verhaftet, die französische Regierung ließ an ihr ein Exempel statuieren; die deutsche "Meisterspionin" wurde hingerichtet. Ihr Leben bot danach Stoff für viele Romane, Filme und Legenden. Allerdings: Ihre Leistungen als Spionin waren eher unbedeutend.

Thomas E. Lawrence – der Held Arabiens

Der Brite Thomas E. Lawrence, geboren 1888, studierte zunächst Archäologie und Sprachen. 1909 reiste er nach Syrien und Palästina, wo er jahrelang lebte und Sprachen, Kulturen und Bräuche lernte.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs heuerte der britische Geheimdienst den Arabien-Experten an. Lawrence sollte die arabischen Unabhängigkeitskämpfer gegen die osmanischen Besatzungsmächte unterstützen. Allerdings traten die rebellierenden Beduinenstämme nicht als Einheit auf und waren auch untereinander oft verfeindet.

Lawrence erwarb sich den Respekt der Araber, indem er nicht als britischer Soldat auftrat, sondern sich den Landesbräuchen anpasste: Er trug Turban, zitierte den Koran, sprach die arabischen Sprachen.

Und tatsächlich: So konnte "Lawrence von Arabien" die konkurrierenden Stämme einen. Er entwickelte eine Guerilla-Taktik für die zahlenmäßig unterlegenen Widerstandskämpfer: Sie sabotierten Bahnlinien, griffen kleinere Militärposten an und kappten die Wasserversorgung vieler Städte.

Mit Unterstützung der britischen Armee gelang es 1918, die osmanischen Truppen zum Rückzug zu bewegen. Doch die ersehnte Freiheit wurde nicht erreicht: Arabien unterstand fortan britischem und französischem Einfluss. Eine große Enttäuschung für Lawrence, der sich als Verräter gegenüber seinen arabischen Freunden fühlte. Er ging zurück nach England und starb 1935. Später wurde sein Leben in Hollywood verfilmt.

Thomas Edward Lawrence

Er bekam den Ehrentitel "Lawrence von Arabien"

Klaus Fuchs – der Atomspion

Klaus Fuchs kam 1911 in Rüsselsheim zur Welt. Er studierte Mathematik und Physik und trat 1932 der Kommunistischen Partei Deutschlands bei. 1933 emigrierte Fuchs nach Großbritannien, wo er sich schnell einen hervorragenden Ruf als Wissenschaftler erarbeitete.

Ab 1941 arbeitete er an den britischen und amerikanischen Atomprogrammen mit und war unter anderem am "Manhattan-Projekt" beteiligt, das als Deckname für die Entwicklung von Atomwaffen diente. Doch er behielt sein Wissen nicht für sich.

Klaus Fuchs, Kernphysiker und Atomspion (Todestag 28.01.1988)

WDR ZeitZeichen 28.01.2013 14:38 Min. Verfügbar bis 26.01.2053 WDR 5


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Nach dem deutschen Angriff auf Russland 1941 versorgte Fuchs die Sowjetunion mit geheimen Informationen über die Atompläne der Amerikaner und Engländer. So konnten die Sowjets ihren Rückstand gegenüber den Atomprogrammen im Westen schneller aufholen.

1949 wurde Fuchs enttarnt und 1950 in England zu 13 Jahren Haft verurteilt. Er begründete seine Spionageaktivitäten mit seinem Gewissen: Er habe es für gefährlich gehalten, wenn lediglich eine Seite im Kalten Krieg über Atomwaffen verfüge.

Beobachter schreiben Fuchs eine maßgebliche Rolle in der Geschichte des Kalten Krieges zu, da durch seine Tätigkeit schon früh ein Gleichgewicht der Kräfte erreicht wurde. Nach seiner Begnadigung wurde Fuchs 1959 in die DDR ausgewiesen, wo er hoch dekoriert wurde und weiter als Kernphysiker arbeitete. Er starb 1988 in Dresden.

Klaus Fuchs, Juni 1959

"Atomspion" Fuchs wollte für Kräftegleichheit sorgen

Günter Guillaume – der Spion, der den Kanzler stürzte

Auch Günter Guillaumes Spionagetätigkeit hatte Einfluss auf die Weltpolitik. Seinetwegen trat Bundeskanzler Willy Brandt 1974 von seinem Amt zurück. Guillaume, 1927 in Berlin geboren, wurde wie seine spätere Frau Christel Anfang der 1950er-Jahre in der DDR zum Agenten ausgebildet. 1956 reisten die beiden als vermeintliche Flüchtlinge in die Bundesrepublik ein.

Die Guillaumes traten in die SPD ein, wo Günter schnell Karriere machte. 1964 wurde er hauptamtlicher Parteifunktionär, 1969 Wahlkampfchef von Verkehrsminister Georg Leber. Guillaumes politisches Talent sprach sich herum, 1972 wurde er persönlicher Referent von Kanzler Brandt.

Guillaume hatte Zugang zu geheimen Dokumenten, nahm an vertraulichen Gesprächsrunden teil und erfuhr auch Intimes über das Privatleben Brandts, der mit Alkoholproblemen und Depressionen zu kämpfen hatte und dem mehrere Affären nachgesagt wurden.

Als im Mai 1973 Funksprüche des DDR-Geheimdienstes entschlüsselt wurden, in denen Guillaume zum Geburtstag gratuliert wurde, stand er unter Spionageverdacht. Er blieb jedoch weiter in Brandts Umfeld und wurde erst im April 1974 verhaftet.

Nach Bekanntwerden der Affäre übernahm Brandt die Verantwortung und trat zurück. Guillaume und seine Frau mussten wegen Landesverrats ins Gefängnis und gingen 1981 nach einem Austausch mit BRD-Agenten in die DDR zurück.

Ehem. Bundeskanzler Willy Brandt (re., SPD) und Günter Guillaume (SPD/Referent im Bundeskanzleramt) während einer Betriebsversammlung der BKB in Helmstedt,1974

Günter Guillaume (links) brachte Willy Brandt zu Fall

Markus Wolf – Herr der DDR-Agenten

Der Sturz Willy Brandts soll nie das Ziel von Guillaumes Spionagetätigkeit gewesen sein. Das sagte zumindest Markus Wolf, der jahrzehntelange Chef der DDR-Auslandsspionage war.

Wolf (Jahrgang 1923) wuchs in einer jüdischen Intellektuellenfamilie auf, die vor dem NS-Regime in die Sowjetunion flüchtete. Dort wurde er überzeugter Sozialist. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er zurück und machte schnell Karriere in der DDR. Mit 29 Jahren wurde er Leiter des Auslandsnachrichtendienstes.

Wolf galt als langfristiger Planer. Seine Strategie war darauf ausgerichtet, die Führungskreise der bundesdeutschen Gesellschaft zu infiltrieren. Seine Agenten sollten auf normalem Weg hohe Positionen erreichen, erst dann wurden sie aktiviert.

Selbst westliche Geheimdienste zollten Wolfs fachlichem Können Respekt. So gelang es ihm, mehr als 20 Jahre lang zu verhindern, dass aktuelle Fotos von ihm im Westen kursierten. Erst 1979 wurde der "Mann ohne Gesicht" in Schweden fotografiert.

Wolf trat 1986 von seinem Amt zurück und distanzierte sich von der damaligen DDR-Führung. Nach der Wiedervereinigung wurde er wegen Landesverrats und Bestechung vor Gericht gestellt und verurteilt, das Bundesverfassungsgericht hob das Urteil allerdings wieder auf. Wolfs Ruf war dennoch ruiniert, für viele Deutsche personifizierte er die Verbrechen der DDR-Politik. Er starb 2006.

Der DDR-Spion Markus Wolf

Der "Mann ohne Gesicht": Markus Wolf

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 12.08.2021)

Quelle: WDR

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