Die gotische Malerei "Mariae Himmelfahrt" von Sano di Pietro zeigt die Mutter Gottes umgeben von Engeln

Maria

Marienverehrung

Nach Christus selbst ist Maria die zentrale Figur, die in der katholischen Kirche verehrt wird. Viele Gläubige sind der Ansicht, dass Maria als Mutter Gottes die Sorgen der Menschen versteht und sie vor Gott und Christus trägt.

Von Sabine Kaufmann

Die weibliche Seite des Göttlichen

Die Marienverehrung begann sehr früh. Im Hellenismus in den ersten Jahrhunderten nach Christus wurde Maria im griechischen Kulturkreis als weibliche Gottheit verehrt.

Zu den ältesten und wertvollsten Marienbildnissen gehören die schwarzen Madonnen. Obwohl sie heute der wichtigste Kultgegenstand im bayerischen Altötting oder im polnischen Tschenstochau sind, reicht der Ursprung der schwarzen Madonnen zurück in die Hochkulturen von Ägypten und Mesopotamien.

Dort standen vielfach schwarze Fruchtbarkeitsgöttinnen im Zentrum des Glaubens, was der Isis-Kult verdeutlicht. In allen Religionen, in denen weibliche Gottheiten verehrt werden, steht die mitfühlende Seite des Göttlichen im Vordergrund. Auch bei der Marienverehrung geht es letztendlich um das Weibliche in der Gottheit, um Attribute wie Fürsorge, Solidarität und Verständnis.

Gemälde "Christus im Haus seiner Eltern" von 1849/50

Gemälde "Christus im Haus seiner Eltern"

Die Muttergottes

Seit dem Konzil von Ephesus 431 nach Christus hat Maria eine erhabene und besondere Stellung im Christentum. Seit diesem Konzil wird Maria als die Mutter Gottes verehrt. Denn Maria war nicht mehr nur die Christusgebärerin, sondern die Gottesgebärerin.

Doch die damalige Auseinandersetzung drehte sich letztendlich um die Rolle Christi und seiner Bedeutung als wahrer Mensch und wahrer Gott.

"Von Maria nie genug"

Die Verehrung Marias war und ist grenzenlos. Noch heute kennt die katholische Kirche mehr als 30 Mariengedenk- und Feiertage. Und der Monat Mai ist vollständig der Gottesmutter Maria gewidmet. Im 19. Jahrhundert war der Oktober sogar der Rosenkranz-Monat.

In allen Lebenslagen wandten und wenden sich die Menschen noch heute an Maria, sei es während Naturkatastrophen, bei Krankheiten oder in anderen schwierigen Lebenslagen.

Zeichen der Dankbarkeit und des Glaubens sind die oft selbstgemalten Votivtafeln, die an den Wänden vieler Wallfahrtskirchen hängen. "Dank sei Dir Maria", steht auf den Votivtafeln. Maria hat demnach auf die Bitten der Gläubigen gehört und ihnen geholfen.

Marienverehrung zwischen Glaube und Aberglaube

Den Höhepunkt der Marienverehrung markiert die Barock-Frömmigkeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Maria ist die Superheilige, man erwartet von ihr Wunder und jede erdenkliche Hilfe. Rosenkranzgebete sind der Inbegriff der Marienverehrung. Ein sieben Mal geweihter Rosenkranz sei in der Lage, Kranke zu heilen und jedes erdenkliche Unheil abzuhalten, so die Vorstellung.

Gott geriet über die Marienverehrung immer mehr ins Abseits. Der Reformator Martin Luther prangerte den ausufernden Marienkult an: Dieser enthalte zu viel Aberglaube und verdunkle den Christusglauben.

Das Rosenkranzgebet bezeichnete Luther als das "Klappern der Steine" und das "Plappern der Mäuler". Obwohl Luther ein großer Marienverehrer war, wurde der Marienkult innerhalb der protestantischen Kirche verdrängt.

Ein betender Mann hält einen Rosenkranz in den Händen,Matthias Schrader,2005

Rosenkranzgebete sind der Inbegriff der Marienverehrung

Quelle: SWR | Stand: 17.12.2019, 15:15 Uhr

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