Ein kleiner Ameisenbär

Wildtiere

Ameisenbär

Ameisenbären leben in Süd- und Mittelamerika und ernähren sich ausschließlich von Ameisen und Termiten. Sie besitzen eine bananenförmige Schnauze mit einer klebrigen langen Zunge und einen buschiger Schwanz, der sogar als Zudecke dienen kann.

Von Lydia Möcklinghoff

Der Name Ameisenbär

In Deutschland ist der Ameisenbär auch durch die Zeichentrickserie "Der rosarote Panther" bekannt: Dort jagte die "Blaue Elise" die Ameise Charly. Aber die Blaue Elise in diesem Cartoon war gar kein Ameisenbär, sondern ein Erdferkel.

Außerdem ist der Ameisenbär auch kein Bär im biologischen Sinn. Er gehört mit den Faultieren und Gürteltieren zur Ordnung der Nebengelenktiere. Sie alle sind typische Tiere für die Natur Süd- und Mittelamerikas.

Großer Ameisenbär

Großer Ameisenbär

Die Nebengelenktiere verdanken ihren Namen einem zusätzlichen Gelenk in der Wirbelsäule. Darum kann sich ein Kugelgürteltier wie ein Schweizer Taschenmesser zusammenklappen, wenn Gefahr droht.

Ein Faultier kann sich mithilfe des Gelenks rücklings vom Ast baumeln lassen. Ameisenbären können sich durch das Gelenk komfortabel auf die Hinterbeine stellen, um ihre Krallen zur Verteidigung oder zum Aufkratzen von Bäumen und Termitenhügeln frei zu haben.

Der dreifingrige Ameisenfresser

Insgesamt gibt es vier Arten von Ameisenbären. Die größten sind bis zu zwei Meter lang und leben auf dem Boden, die kleinsten sehen ein bisschen aus wie Eichhörnchen und leben ausschließlich in Bäumen.

Ein Zwergameisenbär auf einer Hand

Zwergameisenbären sind kaum größer als Eichhörnchen

Große Ameisenbären sind sind etwa so hoch wie ein Schäferhund, bestehen aber vor allem aus Schnauze und Schwanz. Diesen benutzen sie, um sich beim Schlafen zuzudecken. Der lateinische Name "Myrmecophaga tridactyla" bedeutet übersetzt "dreifingriger Ameisenfresser".

Denn tatsächlich haben Große Ameisenbären drei lange Krallen an den Vorderpfoten. Mit denen graben sie zum Beispiel im Boden nach Ameisen und Termiten. Oder sie kämmen damit beim Baden gewissenhaft ihren Schwanz.

Die Fellfarbe schützt die Babys

Große Ameisenbären sind schwarz-braun mit weißen Vorderbeinen. Über die Schulter zieht sich eine schwarz-weiße Zeichnung, die der Tarnung des Jungtieres dient.

Das wird von der Ameisenbärenmutter bis zu neun Monate auf dem Rücken getragen. Das Kleine positioniert sich genau so, dass seine schwarze Schulterzeichnung mit dem Fell der Mutter verschmilzt.

Seine Konturen sind auf diese Weise für Feinde wie Greifvögel kaum erkennbar. Bis auf diese Mutter-Jungtier-Gespanne sind Ameisenbären Einzelgänger.

Ameisenbärmutter mit Baby auf dem Rücken

Gut geschützt auf dem Rücken der Mutter

Gesichtsbanane mit Erbsenhirn

Ameisenbären ernähren sich ausschließlich von Ameisen und Termiten, die sie mit ihrer langen Zunge auflecken. Rund 30.000 kleine Insekten pro Tag bleiben so am klebrigen Speichel pappen und werden danach im Magen des Ameisenbären verdaut.

Der langgezogene Schädel erleichtert die Nahrungssuche: Zuerst gräbt der Ameisenbär mit seinen langen Krallen ein Loch in ein Ameisen- oder Termitennest, dann kann er mit der schmalen Schnauze hervorragend darin herumstochern.

Der kleine Kopf hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: In so einer behaarten Gesichtsbanane ist nicht viel Platz für Gehirn. Tatsächlich ist der Ameisenbär daher nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Kopf eines Ameisenbären

Wenig Platz für ein Gehirn

Aufgrund seines kleinen Gehirns kann sich das Tier immer nur auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren. Und wenn ein Ameisenbär auf der Futtersuche nur Ameisen im Kopf hat und sonst von seiner Umgebung wenig mitbekommt, kann das in freier Wildbahn gefährlich sein. Denn in Südamerika schleichen Jaguare und Pumas durch die Wälder, die sich hin und wieder gerne einen Ameisenbären zum Mittagessen gönnen.

Bedrohungen für den Ameisenbären

Der Ameisenbär hat jedoch Glück im Unglück: Sein Fleisch schmeckt offenbar sehr bitter. Dementsprechend wird er von Menschen kaum gejagt und steht auch bei Raubkatzen nicht ganz oben auf der Speisekarte.

Hinzu kommt, dass Ameisenbären im Vergleich zu anderen Beutetieren eher mager und behaart sind und sich dank ihrer langen Krallen auch recht gut wehren können.

Das größte Problem für Ameisenbären ist es daher nicht, gefressen zu werden, sondern im Straßenverkehr zu sterben. Denn die Tiere sind eher langsam und begriffsstutzig und bemerken oft zu spät, wenn sich ihnen ein Auto nähert.

Deshalb, und auch weil sein Lebensraum zunehmend zerstört wird, steht der Große Ameisenbär mittlerweile auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Früher gab es sie von Belize in Mittelamerika bis hinunter nach Uruguay und Nordargentinien. Dort gelten sie aber bereits als ausgestorben.

Toter Ameisenbär am Straßenrand

Eine große Bedrohung für Ameisenbären ist der Straßenverkehr

Der Ameisenbär ist kaum erforscht

Um den Ameisenbären künftig schützen zu können, braucht man vor allem Informationen zu seiner Ökologie. Diese untersucht die Wechselbeziehung eines Lebewesens zu seiner Umwelt.

Wie reagiert ein Ameisenbär etwa auf das Wetter? In welchen Lebensräumen hält er sich am liebsten auf? Die Bedürfnisse dieser uralten Tierart sind bisher kaum erforscht.

Die wenigen Studien, die es gibt, sind meist mehr als 30 Jahre alt. Eigentlich überraschend, streift so ein Großer Ameisenbär doch recht auffällig durch die Savannen seiner Heimat.

Wenn nicht bald Schutzkonzepte entwickelt werden, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Ameisenbär ganz von der Bildfläche verschwindet.

(Erstveröffentlichung: 2017. Letzte Aktualisierung: 19.07.2019)

Quelle: WDR

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