Ein türkises Stethoskop liegt auf einer Grafik einer Lunge.

Anatomie des Menschen

Lunge

Gesunde Menschen atmen automatisch, ohne darüber nachzudenken. Deswegen schenken viele ihren Lungen keine große Beachtung. Doch wie funktioniert das wichtige Organ?

Von Hans Jürgen von der Burchard

Atmen ist Leben

Raucher muten ihrem Körper einiges zu und müssen mit chronischem Husten oder im schlimmsten Fall Lungenkrebs rechnen. Aber auch die Lungen von Nichtrauchern werden belastet – unter anderem durch Feinstaub.

Die Lunge ist eines unserer leistungsstärksten Organe. Im Idealfall verrichtet sie im Verborgenen ein Leben lang ihren unersetzlichen Dienst. 10.000 bis 20.000 Liter Luft atmen wir jeden Tag automatisch ein und aus. Wie von selbst wird der Körper so mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt, ohne den das Gehirn maximal nur zwölf Minuten überleben kann.

In den feinsten Verästelungen der Lunge arbeiten die Lungenbläschen am lückenlosen Transport der Atemgase. Auf einer Fläche, die aufgefaltet so groß wie ein Tennisplatz wäre, wird wie am Fließband Sauerstoff ans Blut abgegeben und Kohlendioxid aus dem Körper abtransportiert. In jeder Minute fließen dabei fünf bis sechs Liter Blut durch die Lunge.

Anatomiemodell; Rechte: Interfoto/Imagebroker

Die Lunge versorgt das Blut mit Sauerstoff

Volkskrankheit Lungenleiden

Chronische Bronchitis (COPD), Tuberkulose und Lungenentzündung gehören zu den zehn häufigsten krankheitsbedingten Todesursachen. Mit steigender Tendenz, obwohl die Auslöser meistens bekannt sind und oft vermeidbar wären.

Acht von zehn COPD-Patienten sind Raucher. Lungenkrebs hätte ohne Zigaretten Seltenheitswert. Aber auch Asthma erreicht mit fünf Millionen Betroffenen allein in Deutschland die Dimensionen einer Volkskrankheit.

Gefährlicher Feinstaub

Die Lunge steht in ständigem Kontakt mit der Umwelt und ist deshalb besonders großen Gefahren ausgesetzt. In der Luft schwirren Millionen kleinster Staubteilchen herum, auch wenn wir sie nicht sehen. Gerade die allerkleinsten sind die gefährlichsten, denn sie gehen dem raffinierten Filtersystem der Lunge einfach durch die Maschen.

Größere Partikel werden schon in der Nase herausgefiltert, spätestens bleiben sie jedoch am klebrigen Schleim der Bronchien hängen, der den Staub wie eine Fliegenfalle fängt. Feine Härchen, die sich hin und her bewegen wie Ähren im Wind, befördern den Staub samt Schleim einfach wieder heraus.

Aber der gefährliche Feinstaub dringt bis tief in die feinsten Verästelungen der Lunge vor und kann nicht entsorgt werden. Schlimmer noch: Am Feinstaub haften Chemikalien. Diese können schwere Krankheiten auslösen.

 Abgase strömen aus Auto-Auspuff.

Autoabgase belasten die Lunge mit Feinstaub

Die Lunge fit halten

In der Atemmuskulatur steckt jede Menge Potenzial. Wer sie aktiv trainiert, kann ihre Leistung um bis zu 300 Prozent steigern. Oft machen Sportler schlapp, weil die Atemmuskulatur aufgegeben hat, obwohl die Beine noch laufen könnten.

Wenn das am Atmen beteiligte Zwerchfell ermüdet, vermindert ein Reflex des Nervensystems den Blutfluss in den Beinen – eine eingebaute Notbremse, die vor Sauerstoffmangel schützt. Nur wenn auch die Lunge fit ist, kann man laufen, so weit die Beine tragen.

Sport trotz Luftnot

Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis sind noch lange kein Grund, bewegungslos zu bleiben. Die Zeiten, in denen asthmakranke Kinder vom Schulsport befreit wurden, sind vorbei.

Heute weiß man, dass nur mithilfe von Sport- und Bewegungstherapie körperliche und psychische Folgen chronischer Lungenerkrankungen erfolgreich gelindert werden können.

Beim Schulsport sollte ein Asthmatiker laut Deutscher Atemwegsliga einige Punkte beachten, zum Beispiel, dass er sich zwischen den Belastungen beruhigen kann, um nicht zu hyperventilieren. Oft sind Lungensportgruppen hilfreich, in denen das Training speziell auf bestimmte Krankheitsbilder abgestimmt ist.

Eine Frau inhaliert ein Asthmaspray

Auch Asthmatiker sollten Sport treiben

Quelle: SWR | Stand: 21.01.2021, 12:30 Uhr

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