Drei Przewalskipferde – gedrungene Wildpferde in der ungarischen Steppe

Tierzucht im Zoo

Das Przewalski-Pferd

Lange Zeit galt das Przewalski-Pferd als ausgestorben in freier Wildbahn. Heute leben wieder einige hundert wilde Tiere – dank der Nachzucht im Zoo.

Von Alexandra Stober

Spät entdeckt, schnell ausgestorben

Der russische Geograph Nicolaj M. Przhevalsky (oft auch Przewalski oder Prschewalski geschrieben) entdeckte das Wildpferd für die westliche Welt 1877 auf seinen Expeditionen in die Mongolei. Ein Biologe, der 1881 die Überreste eines Exemplars untersuchte, benannte es nach seinem Entdecker: Equus przewalskii.

Forschungsreisender, Entdecker, Chauvinist: Nikolai Prschewalski

WDR Zeitzeichen 01.11.2023 16:04 Min. Verfügbar bis 01.11.2099 WDR 5


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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Przewalski-Pferde für Zoos in Europa gefangen. Viele Tiere überlebten jedoch den Transport nicht. Und die meisten der übrig gebliebenen Przewalski-Pferde starben während des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

Gleichzeitig wurden die Herden in der Mongolei immer kleiner, weil die zunehmende Vieh- und Weidewirtschaft ihren natürlichen Lebensraum zerstörte. Außerdem wurden viele der Pferde abgeschossen.

Schließlich brach die Population der Przewalski-Pferde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts völlig zusammen. Der letzte frei lebende Hengst wurde 1969 gesehen. Danach galt das Przewalski-Pferd in freier Wildbahn als ausgestorben.

Zurück in die freie Wildbahn

Heute leben wieder einige hundert Przewalski-Pferde in der freien Natur – die meisten in der Mongolei, ihrem Ursprungsland, außerdem in China sowie in Ungarn. Bemerkenswert: Obwohl insgesamt 56 Przewalski-Pferden Anfang des 20. Jahrhunderts in westliche Zoos gebracht wurden, trugen nur zwölf davon mit ihren Genen zur gegenwärtigen weltweiten Population bei.

Von 31 Przewalski-Pferden, die den Zweiten Weltkrieg in ihren Zoos überlebten, pflanzten sich nur elf Tiere fort. Außerdem kam 1947 eine Stute zur Zoopopulation hinzu – das letzte in der Wildnis gefangene Przewalski-Pferd.

Bis die ersten Tiere wieder in ihre ursprüngliche Umgebung zurückkehrten, dauerte es 45 Jahre. Ein erster großer Schritt für die erfolgreiche Zucht war die Arbeit von Erna Mohr. Sie veröffentlichte 1959 "The International Studbook for the Przewalski’s Horse". Dieses Zuchtbuch dokumentierte alle 238 Przewalski-Pferde, die zwischen 1899 und 1958 in Zoos gehalten wurden. Nach der Erstveröffentlichung aktualisierte der Prager Zoo das Zuchtbuch jährlich.

Weltweit koordinierte Zuchtprogramme

Als Anfang der 1970er-Jahre deutlich wurde, dass es in der Natur kein einziges Przewalski-Pferd mehr gab, waren es zunächst Einzelpersonen, die sich für die Rettung des Wildpferdes einsetzten: Drei Niederländer gründeten 1977 die Stiftung "Foundation for the Preservation and Protection of the Przewalski Horse".

Zum einen wollte die Stiftung ein computergestütztes Zuchtbuch auf der Grundlage der Version des Prager Zoos einrichten, um anschließend einen langfristigen Zuchtplan daraus entwickeln zu können. Und zum anderen war für die Gründer der Stiftung das langfristige Ziel, irgendwann einmal Przewalski-Pferde wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum auszuwildern.

Das Bild zeigt zwei herumtollende Przewalskipferde in einem deutschen Tierpark.

Kein Vorfahre unseres Hauspferdes

Mit einem Zuchtbuch allein können Populationen allerdings nicht angemessen koordiniert werden. Man erkannte dieses Problem bald weltweit und begann, für alle stark bedrohten Tierarten spezielle Zuchtprogramme einzurichten.

Für das Przewalski-Pferd gibt es sie seit 1979 in Nordamerika (Species Survival Plan, SSP), seit 1985 in Europa (Europäisches Erhaltungszucht-Programm, EEP) und seit 1990 in Australien/Asien (Australasian Regional Association of Zoological Parks and Aquaria, ARAZPA).

Mission geglückt

Seit vielen Jahren arbeiten diese drei Programme zusammen und vereinen heute 63 Institutionen zu einem weltweiten Zuchtprogramm, in dem etwa 600 Przewalski-Pferde nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten betreut werden. Dabei ist der Kölner Zoo gemeinsam mit einem US-amerikanischen und einem australischen Zoo für die Koordination verantwortlich. Zusammen entscheiden die zuständigen Wissenschaftler über den Austausch von Przewalski-Pferden und die Auswahl für Wiedereinbürgerungsprojekte.

Die ersten Tiere wurden 1992 in die Mongolei gebracht –in so genannte Semireservate. Dort konnten die Przewalski-Pferde zunächst in einer natürlichen Umgebung gehalten und ihr Verhalten beobachtet werden.

Untersuchungen zeigten, dass die Pferde noch immer die Fähigkeit besitzen, sich unterschiedlichen Freilandbedingungen anzupassen, obwohl sie viele Generationen lang in menschlicher Obhut gelebt haben. Ab 1997 wurden die ersten Przewalski-Pferde in die Wildnis entlassen.

2013 lebten in drei Regionen der Mongolei Przewalski-Pferd-Populationen mit insgesamt etwa 300 Tieren. Die Herden sind inzwischen sogar in der Lage, sich selbständig durch Nachwuchs zu erhalten – ein großer Erfolg für die langfristige Erhaltung dieser Art, die ohne die gezielte Zucht im Zoo ausgestorben wäre.

(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 19.07.2019)

Quelle: WDR

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