Der Schatz im Elektroschrott
Millionen von Tonnen an Elektroschrott fallen weltweit jedes Jahr an. Darin enthalten sind Metall-Rohstoffe wie Gold, Silber, Kobalt oder Kupfer – und dies in Konzentrationen, wie sie keine Lagerstätte vorweisen kann.
So enthält eine Tonne Elektroschrott aus Computern und Laptops rund 70 Kilogramm Kupfer, 140 Gramm Silber und 30 Gramm Gold. Beim momentanen Marktpreis repräsentieren allein diese drei Edelmetalle einen Wert von mehr als 1500 Euro. Außerdem kommt noch Palladium im Wert von rund 200 Euro dazu.
Handys sind eine noch größere Goldgrube: Eine Tonne Handyschrott enthält rund 240 Gramm Gold, zweieinhalb Kilogramm Silber, 92 Gramm Palladium, 92 Kilogramm Kupfer und 38 Kilogramm Kobalt mit einem Gesamtwert von rund 10.000 Euro. Es lässt sich also richtig Geld verdienen.
Das Problem dabei: Von den Millionen Handys, die jährlich in Deutschland verkauft werden, finden gerade einmal fünf Prozent den Weg ins Recycling. Der große Rest verstaubt in irgendwelchen Ecken oder Schubladen oder verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Hausmüll.
Goldrecycling
Planet Wissen. 30.05.2024. 05:55 Min.. UT. Verfügbar bis 27.11.2025. WDR.
Problem der giftigen Substanzen
Doch der Elektroschrott birgt auch Probleme: In modernen Elektrogeräten stecken hunderte verschiedener Bauteile, bei deren Herstellung zahlreiche giftige und umweltschädigende Substanzen zum Einsatz kommen. Dazu gehören bromierte Flammschutzmittel, aber auch Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber.
Für die Recycler sind diese Stoffe eine große Herausforderung. Denn die wenigsten Hersteller machen sich Gedanken darüber, wie ihr Produkt einmal entsorgt oder recycelt wird. Ein weiteres Problem ist das rasante Wachstum der Abfallmengen: In den 1990er-Jahren wurde ein Computer noch durchschnittlich sieben Jahre genutzt, inzwischen sind es nur noch zwei Jahre.
Die Folge: Die Mengen an Elektroschrott wachsen fast dreimal so schnell wie die des restlichen Abfalls. Immer mehr neue Bauteile mit immer mehr neuen chemischen Materialien und alles in immer größeren Mengen – für die Recycling-Unternehmen eine enorme Herausforderung.
Der technische Fortschritt erzeugt wachsende Müllberge
Illegale Müllentsorgung
Die sogenannte Basler Konvention – ein internationales Umweltabkommen, dem inzwischen rund 170 Staaten weltweit beigetreten sind – regelt die Kontrolle der grenzüberschreitenden Transporte gefährlicher Abfälle. Deutschland ist der Vereinbarung 1995 beigetreten.
Trotzdem werden jährlich rund 150.000 Tonnen deutscher Elektroschrott illegal nach Asien und Afrika exportiert, meist als Gebrauchtgeräte deklariert. Für skrupellose Schrotthändler ein lukratives Geschäft, doch der Wohlstandsmüll bringt den Menschen in den Entwicklungsländern nur Nachteile.
Das "Recycling" findet hier in der Regel unter primitivsten Umständen statt. Völlig ungeschützt werden die Geräte auseinandergebaut, Bildröhren zertrümmert, Platinen in starke Säuren getaucht und Kabelumhüllungen abgebrannt, um an das Kupfer zu kommen.
Der unverwertbare Restmüll wird einfach auf riesige Müllhalden geworfen. Die Belastung für die Menschen und ihre Umwelt ist extrem und wird sich in den betroffenen Gebieten noch auf Jahrzehnte auswirken.
Elektromüll als Ressource
Planet Wissen. 18.05.2020. 04:12 Min.. Verfügbar bis 18.11.2024. ARD-alpha.
Rohstoff-Lagerstätten der Zukunft?
Im Elektroschrott stecken noch viele weitere Metalle, die mit der entsprechenden Technik gewinnbringend recycelt werden könnten. Mit den wachsenden Rohstoffpreisen kommen auch sie zunehmend ins Visier der Recycling-Unternehmen, wie etwa die Metalle der Seltenen Erden oder auch Indium.
Noch gehen uns viele Rohstoffe unwiederbringlich verloren, etwa durch illegale Müllexporte. Doch so viel steht fest: Die Wegwerfgesellschaft ist ein Auslaufmodell. Gerade der Elektroschrott macht deutlich: Was wir heute noch als Müll bezeichnen, hat das Potenzial, zu den Rohstoff-Lagerstätten der Zukunft zu werden.
In Elektroschrott steckt jede Menge wiederverwertbares Metall
Quelle: SWR | Stand: 15.07.2020, 08:14 Uhr