Warum entsteht Arthrose?

Planet Wissen 15.10.2019 03:05 Min. Verfügbar bis 15.10.2024 WDR

Krankheiten

Arthrose

Im menschlichen Bauplan ist eine hohe Lebenserwartung nicht vorgesehen. Deswegen müssen wir uns im Alter mit einigen Verschleißerscheinungen abfinden. Eine davon ist die Arthrose – der Knorpelabbau. Er beginnt schon ab dem 30. Lebensjahr.

Von Amanda Mock

Hauptursachen

Ein wichtiger Bestandteil der Gelenke ist die Knorpelsubstanz. Der Knorpel ist ein widerstandsfähiges und gleichzeitig elastisches Material, das die Knochen überzieht und schützt. Zusammen mit der Gelenkflüssigkeit, die den Knorpel nährt, ist Knorpel so etwas wie das "Schmiermittel im Getriebe".

Starkes Übergewicht kann zu übermäßigen Belastungen und über Fehlstellungen zu frühzeitigen Abnutzungserscheinungen führen. Dazu kommen noch Knorpelschäden durch Stöße, Schläge oder Stürze, typischerweise Sportverletzungen. Am häufigsten betroffen sind Knie und Hüfte.

Wer aber meint, Abnutzung vermeiden zu können, indem er sich weniger bewegt, der irrt. Denn nur Gelenke, die regelmäßig bewegt werden, werden auch ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Die alte Weisheit "Wer rastet, der rostet!" besitzt also durchaus Gültigkeit.

Knorpelbruchstücke, die zum Beispiel nach Sportverletzungen im Gelenkspalt schwimmen, können ebenfalls die gesunde Knorpelsubstanz schädigen. Sie wirken wie Sand im Getriebe und können Entzündungen im Gelenk hervorrufen, die den noch vorhandenen Knorpel weiter schädigen.

Ein Teufelskreis, der früher oder später dazu führt, dass Knorpelmasse weiter abgebaut wird, bis auch der Knochen angegriffen wird. Das bedeutet für die Betroffenen vor allem eines: schmerzende Gelenke.

Entzündetes Kniegelenk: Meniskus und Gelenkscheibe

Entzündetes Kniegelenk: Meniskus und Gelenkscheibe

Erste Hilfe bei Gelenkschmerz

Zu Beginn einer Arthrosetherapie sollte die Untersuchung der Körperstatik des Patienten stehen. Oft können schon eine Haltungsschulung oder orthopädische Schuheinlagen helfen, die Beschwerden zu lindern und ein Fortschreiten der Krankheit durch Fehlhaltung zumindest zu verlangsamen.

Die weiteren Möglichkeiten sind zahlreich: Krankengymnastik, Elektro- und Magnetfeldtherapie, aber auch physikalische Therapie können bei Gelenkschmerzen helfen. Was im individuellen Fall hilft, muss im Verlauf der Therapie ausprobiert werden. Das kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein.

Anpassung einer Schuheinlage an den Fuß einer Frau

Orthopädische Einlagen können bereits helfen

Umstrittene Therapien

Hyaluronsäure ist Bestandteil der natürlichen Knorpelsubstanz. Hyaluronsäurepräparate können in den Gelenkspalt gespritzt werden, um dort die Gelenkflüssigkeit anzureichern.

Hyaluronsäure soll wie eine Gelenkschmiere wirken. Schon viele Patienten haben anschließend von einer Linderung ihrer Beschwerden berichtet.

Die Wirksamkeit dieser Therapie ist allerdings umstritten und noch nicht wirklich nachgewiesen, sodass die Kosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Wenn jedoch die einzige Alternative ein künstliches Gelenk ist, empfehlen viele Ärzte, diese Möglichkeit vorher auszuschöpfen.

Bei den Nahrungsergänzungsmitteln verhält es sich ähnlich. Zur Wirksamkeit der unzähligen Präparate auf dem Markt (zum Beispiel Chondritin-, Glucosaminsulfat, Teufelskralle) existieren keine harten Studien.

Im Zweifelsfall gilt aber auch hier: Wer heilt, hat recht. Und wenn ein Patient glaubt, von solchen Präparaten profitieren zu können, spricht (abgesehen vom eigenen Geldbeutel) nichts gegen deren Verwendung.

Spritze mit Hyaluronsäure auf einer Tüte

Hyaluronsäure soll wie Gelenkschmiere wirken

Knorpelzell-Transplantation

Das Hauptproblem bei Arthrose und anderen Knorpelverletzungen ist: Knorpel regeneriert sich nicht, Knorpelzellen wachsen nicht nach.

Bei jungen Patienten – beispielsweise nach Sportverletzungen – kann eine Knorpelzelltransplantation helfen. Dafür muss noch gesunder eigener Knorpel an unverletzten Gelenkstellen vorhanden sein.

In einem ersten Operationsschritt wird eine Knorpelgewebeprobe aus dem Gelenk entnommen, um daraus anschließend im Labor neue Zellen zu züchten.

Innerhalb weniger Wochen wachsen in einer speziellen Nährlösung etwa eine Million neue Knorpelzellen, die dann in einer zweiten Operation wieder in das Gelenk eingebracht werden können.

Die Erfolgsquote dieser Operationsbehandlung soll bei ungefähr 70 Prozent liegen. Profitieren können von ihr allerdings nur jüngere Patienten.

Gelenkersatz

Wenn die Verschleißerscheinungen der Gelenke zu weit fortgeschritten und alle Möglichkeiten der konservativen und medikamentösen Therapie ausgeschöpft sind, bleibt meist nur noch eine Endoprothese – ein künstliches Gelenk.

Da bei jeder Operation ein Teil des gesunden Knochens zur Verankerung der Prothese geopfert werden muss, wird dies so lange wie möglich vermieden.

Bei der Befestigung gibt es Unterschiede: Man spricht von Schaft- oder Kappenprothesen. Die klassischen Schaftprothesen werden richtig im Knochen verankert, die neuerdings immer beliebteren Kappenprothesen werden wie eine Krone auf den vorhandenen Knochen gesetzt.

Diese vermeintlich schonendere Methode wird allerdings nicht von allen Ärzten befürwortet. Sie vertrauen lieber auf die erprobten Schaftprothesen, da es bei den Kappenprothesen nachträglich zu Knochenbrüchen kommen kann. Wem ein Gelenkersatz bevorsteht, der sollte sich also in jedem Fall umfassend informieren.

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 04.11.2021)

Quelle: WDR

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