Evolution in 24 Stunden

Planet Wissen 26.02.2018 01:01 Min. Verfügbar bis 26.02.2027 WDR

Evolutionsmedizin

Die Theorie von der biologischen Evolution

Die Evolutionstheorie wird meist in einem Atemzug mit dem Mann genannt, der sie entwickelt hat: Charles Darwin. Der britische Naturforscher wollte verstehen, wie die Vielfalt des Lebens entstanden ist. Er glaubte, dass alles Leben die Möglichkeit zur Veränderung besitzt.

Von Andrea Wengel

Es überlebt, wer besser angepasst ist

Zufällige Änderungen im Erbgut, sogenannte Mutationen, bescheren den Lebewesen einen Vor- oder Nachteil im täglichen Kampf ums Überleben. Solche Individuen, deren Merkmale für ihr Dasein in einer bestimmten Umgebung von Vorteil sind, haben eine entsprechend höhere Wahrscheinlichkeit zu überleben – und damit auch, mehr Nachkommen zu produzieren.

Mehr Nachkommen bedeutet, dass sich das vorteilhafte Merkmal stärker verbreitet als ein ungünstiges Merkmal, das im Laufe der Zeit seltener wird. Es findet eine natürliche Selektion statt. Charles Darwin nannte das "Survival of the fittest" – zu deutsch: Es überlebt, wer am besten angepasst ist.

Die Evolution der Evolutionstheorie

"Evolution" ist ein theoretisches Verständnisgebäude, das die Entwicklung von Vielfalt aufgrund von Mutation, Selektion und Reproduktion erklärt. Aber auch die Theorie selbst unterliegt gewissermaßen einer Evolution, denn auch sie verändert sich, wird angepasst und entwickelt sich weiter.

So lässt sich anhand der Evolutionstheorie nicht wirklich klären, wie aus Einzellern und einfachen Lebewesen komplexe entstanden sind und welcher Mechanismus dieser Entwicklung zugrunde liegt.

Auch die Idee, dass Anpassungen eines Organismus an die Umwelt an die Nachkommen weitergegeben werden, ist nach den Thesen der biologischen Evolutionstheorie ausgeschlossen. Diese Auffassung wurde bereits 1809 von dem französischen Botaniker und Zoologen Jean-Baptiste de Lamarck vertreten (Lamarckismus) und stand in krassem Gegensatz zu den späteren Lehren Darwins.

Dennoch lernen wir heute, dass sich auch das Leben ins Genom einprägen kann – unter bestimmten Voraussetzungen. Es ist tatsächlich möglich, durch unseren Lebensstil, beispielsweise Ernährung oder Bewegung, Gene ein- oder auszuschalten und diese Veränderungen an die folgenden Generationen weiterzugeben. Epigenetik nennt sich die Forschungsrichtung, die sich mit diesem Phänomen befasst.

Die Zeichnung zeigt den französischen Naturwissenschaftler Jean Baptiste de Lamarck.

Lamarck entwickelte bereits 1809 eine Evolutionstheorie

Zivilisation jenseits der Evolution

Schließlich entzieht sich gewissermaßen der Mensch selbst der Darwin'schen Evolutionstheorie, indem er als kulturelles Wesen seine Umwelt gestaltet und in der von ihm geschaffenen Zivilisation mit ihren sozialen Strukturen die Evolution von der Reproduktion abkoppelt.

Heute produziert Nachkommen, wer will – und nicht, wer am besten an sein Umfeld angepasst ist. Ob und wie viele Kinder wir bekommen, hängt mehr von der Pille ab als von der biologischen Vitalität der Familie.

Und nicht zu vergessen: Die Weitergabe dessen, was wir gelernt haben und die Anhäufung von Wissen verschaffen ebenfalls immense evolutionäre Vorteile. Stärker als bei jedem anderen Lebewesen wird das Verhalten durch Gelerntes beeinflusst.

Wir treffen bewusste Entscheidungen. Deshalb sind wir besonders flexibel und anpassungsfähig. Mit dieser geistigen Evolution ist der Mensch in der Lage, aktiv in die biologische Evolution einzugreifen und sie nach seinen Vorstellungen zu gestalten.

Ein Arzt analysiert ein PET-CT-Bild; im Hintergrund ist die Röhre für diese Positronen-Emissions-Tomographie zu erkennen.

Der Mensch ist in der Lage, in die Evolution einzugreifen

Quelle: SWR | Stand: 16.07.2019, 13:44 Uhr

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