Alkohol

Suchtgedächtnis

Unser Gehirn speichert Belohnungen sofort und merkt sich den Rausch durch Alkohol oder Drogen zunächst als angenehmen Zustand. Doch das kann schnell zu einem ernsten Problem werden.

Von Andrea Wengel

Die Ursachen für Abhängigkeit sind bei den meisten Suchtformen weitgehend vergleichbar, egal ob Nikotin, Alkohol oder auch Heroin. Diese Drogen werden in der Regel in bestimmten Situationen konsumiert, zum Beispiel bei Stress oder während einer Feier.

Doch die Droge, die anfangs angenehm berauscht, kann schnell zu einem ernsten Problem werden. Belohnungen und ihre Auslöser speichert unser Gehirn sofort. Das Gehirn lernt, das Trinken mit einem guten Gefühl zu verbinden. Das geschieht über eine Reihe biochemischer Prozesse, die den Weg in den totalen Kontrollverlust fördern.

Durch den Alkohol kommt es im Gehirn zu einem Dopamin-Kick, der das Lustzentrum anheizt. Auf Dauer verändert dieser Reiz die Gehirnstruktur. Es entstehen mehr Nervenzellen, die auf Alkohol ansprechen. Denn je mehr Nervenenden bereitgehalten werden, an denen die Alkoholmoleküle andocken können, umso besser wird das positive Gefühl verwertet. Es bildet sich ein Suchtgedächtnis.

Jetzt reicht schon ein kleiner Anstoß und der Wunsch nach dem guten Gefühl wird übermächtig. Der Griff nach der Droge ist im Nervennetzwerk festgelegt, das panisch reagiert und heftig rebelliert, wenn es nicht bekommt, worauf es nun programmiert ist. Der Körper zeigt Entzugserscheinungen.

Diese Veränderung im Gehirn scheint sehr stabil zu sein und bildet sich bei Abstinenz nur sehr langsam wieder zurück. Es ist noch unklar, ob das Gehirn jemals wieder seinen alten Zustand erreicht. Forscher suchen nach Wegen, dieses Suchtgedächtnis wieder zu löschen.

(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 21.09.2018)