Gewitter mit Blitzen über Landschaft

Wetterphänomene

Verhalten bei Gewitter

Millionen Blitzeinschläge treffen täglich die Erde, doch lediglich fünf bis sieben Deutsche sterben jährlich daran. Durch Blitze verletzt werden aber deutlich mehr Menschen. Darum sollte man sich bei Gewitter schnell in Sicherheit bringen.

Von Andreas Kohler

Blitze schlagen in die höchste Erhebung ein

Das Risiko, vom Blitz getroffen zu werden, lässt sich durch einige Grundregeln minimieren. Der Blitz ist eine elektrische Ladung, die einen Spannungsunterschied zwischen der Gewitterwolke und der Erde darunter ausgleicht: 100 Millionen Volt können das sein, und beim Einschlag fließt für den Bruchteil einer Sekunde ein Strom von rund 30.000 Ampère.

Auf etwa 30.000 Grad Celsius wird dabei die Luft um die Entladung herum erwärmt. Diese dehnt sich davon explosionsartig aus und es entsteht ein charakteristisches Geräusch: der Donner. Der Blitz schlägt vorzugsweise in die höchste Erhebung ein. Darum sollte der Wanderer bei Gewitter Felder oder Wiesen möglichst verlassen, um nicht selbst die höchste Stelle darzustellen.

Bei Gewittern: Alle Bäume meiden!

Genauso fatal kann es sein, sich unter einen Baum zu retten: Schlägt der Blitz in den Stamm ein, kann die Spannung überspringen, oder es werden Äste abgesprengt. Diese können dann demjenigen auf den Kopf fallen, der unter dem Baum Schutz sucht.

Der alte Spruch "Eichen sollst du weichen, aber Buchen sollst du suchen!" stimmt so übrigens nicht. Zwar gibt es Theorien, nach der der Blitzeinschlag in Eichen tatsächlich besonders gefährlich sein könnte, da deren Holz einen vergleichsweise hohen Wassergehalt aufweist. Ausreichend belegt ist das aber nicht.

Besser ist es, davon auszugehen, dass der Blitz überall einschlagen kann. Besonders gefährdet sind alleinstehende Bäume.

Alleinstehender Baum

Bei Gewitter besonders gefährlich: alleinstehende Bäume

Blitz und Donner: Weg mit Handy und Fahrrad

Wichtig ist es auch, bei Gewitter Abstand von Metall zu halten: Zwar ziehen Fahrräder, Handys, Skistöcke und Geländer den Blitz nicht an; wenn er aber dort einschlägt, dann leiten Metallgegenstände den Strom besonders gut weiter – das kann zu massiven Verbrennungen führen.

Gefährlich im Freien ist nicht nur der Blitz, der einen direkt trifft, sondern auch der Einschlag in die nähere Umgebung. Im Boden wird der Strom nämlich gut weitergeleitet. Wer im Freien von einem Gewitter überrascht wird, sollte sich daher nie flach auf den Boden legen, sondern immer in die Hocke gehen und die Beine möglichst dicht zusammenstellen. Mehrere Personen, die zusammen im Gewitter unterwegs sind, sollten möglichst Abstand voneinander halten.

Lieber hüpfen als laufen, um einem Gewitter zu entkommen

Am besten schützt ein festes Gebäude mit Blitzableitern – nur vor Leitungen sollte man sich dort in Acht nehmen und auch nicht duschen. Sicher ist man auch im Auto: Es bildet einen sogenannten "Faraday'schen Käfig", benannt nach dem englischen Physiker und Chemiker Michael Faraday. In einem solchen Käfig kann der Strom durch die Metallkarosserie in den Boden fließen, ohne die Insassen zu verletzen.

Gefährlich kann es übrigens sein, vor dem Gewitter wegzurennen. Auch wenn der Blitz mehrere Meter entfernt in den Bogen einschlägt, droht durch die sogenannte Schrittspannung Lebensgefahr. Von der Einschlagstelle aus breitet sich die Spannung kreisförmig aus und verliert dabei an Stärke. Stehen die Füße nun, weil man gerade einen Schritt macht, auseinander, dann besteht zwischen ihnen ein Spannungsunterschied und der Strom kann durch den Körper fließen.

Experten raten tatsächlich, sich mit geschlossenen Beinen hüpfend aus dem Zentrum des Gewitters zu entfernen, wenn es unbedingt sein muss. Aus dem gleichen Grund ist übrigens der Aufenthalt im Wasser bei Gewitter so gefährlich: Auch hier herrscht von der Einschlagstelle des Blitzes aus ein starker Spannungsabfall, und ein im Wasser langgestreckter Körper weist so starke Spannungsunterschiede auf, dass der Strom durchfließt und zu schweren Verletzungen wie Verbrennungen oder gar zum Herzstillstand führen kann.

Blitz schlägt in Kirchturm ein

Blitze schlagen vorzugsweise in die höchste Erhebung ein

Gefährlicher Golfsport

Es gibt außer Laufen und Schwimmen noch einige andere Sportarten, die bei Gewitter besonders gefährlich sind: Reiten zum Beispiel. Zum einen sitzt man auf dem hohen Ross sehr exponiert für den Blitz und zum anderen hat das Pferd eine sehr große Schrittspannung.

Statistisch gesehen ist allerdings Golfen, zumindest in den USA, die gefährlichste Sportart, wenn es blitzt und donnert: Jeder fünfte Blitztote dort hat den Schläger geschwungen und dabei einen Einschlag kassiert.

Allerdings ist die Chance, selbst einen unmittelbaren Blitzschlag relativ glimpflich zu überstehen, gar nicht so schlecht: Paradoxerweise kommt uns da gerade die enorme Stromstärke des Blitzes zu Hilfe, die über den Widerstand des Körpers eine so hohe Spannung aufbaut, dass der Blitz den Abstand zum Boden überbrücken kann und nur über die Körperhülle rast – die Haut ist zudem ein besonders guter elektrischer Leiter.

Einem Menschen soll ein Blitzschlag sogar mehrmals passiert sein: Zwischen 1942 und 1977 wurde der Parkplatzwächter Roy C. Sullivan aus Virginia (USA) sieben Mal Opfer eines Blitzes, verlor dabei unter anderem einen Zehnagel und erlitt immer wieder Verbrennungen an verschiedenen Körperstellen. Im Lotto hat er allerdings nicht gewonnen.

Quelle: SWR | Stand: 30.09.2020, 15:00 Uhr

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