Tiefsee

Von SWR

Deutschlands erste Forschungsreise

Die Vivaldia ist ein faszinierendes Schiff: der schlanke Liniendampfer wurde um zwei Master ergänzt und zum Forschungsschiff ausgebaut.

Mit "Hipp, hipp, hurrah" wurde die "Valdivia" am 31. Juli 1898 im Hamburger Hafen verbschiedet. Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich hatte die Pläne zur ersten deutschen Tiefsee-Expedition gefördert und sich für eine großzügige finanzielle Ausstattung eingesetzt. Aus einem Liniendampfer wurde so ein modernes Forschungsschiff mit Fotolabor, Mikroskopierraum, Kühlraum mit Kühlmaschine sowie Winden und Ladebäumen für die Mess- und Fanggeräte.

Mit "Hipp, hipp, hurrah" wurde die "Valdivia" am 31. Juli 1898 im Hamburger Hafen verbschiedet. Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich hatte die Pläne zur ersten deutschen Tiefsee-Expedition gefördert und sich für eine großzügige finanzielle Ausstattung eingesetzt. Aus einem Liniendampfer wurde so ein modernes Forschungsschiff mit Fotolabor, Mikroskopierraum, Kühlraum mit Kühlmaschine sowie Winden und Ladebäumen für die Mess- und Fanggeräte.

Um 1900 war die Meeresforschung anders als heute noch kaum auf einzelne Regionen oder Fragestellungen spezialisiert. Und so ging die "Valdivia" auf Weltreise – zu erforschen gab es schließlich überall etwas. Ihr Weg führte von Hamburg durch den Atlantik um Afrika herum bis in die Antarktis. Von dort ging es in den Indischen Ozean und durch das Rote Meer und das Mittelmeer wieder zurück nach Hamburg.

Zum Leiter der Expedition wurde der Zoologe Carl Friedrich Chun (1852-1914) berufen. Chuns Interesse galt der Tiefenfauna des Meeres schon lange vor der "Valdivia"-Expedition. Zu Forschungszwecken reiste er häufig ans Mittelmeer, wo er mit selbst konstruierten Geräten Tiere aus größeren Meerestiefen fing und erforschte.

Stolz präsentieren sich die Expeditionsteilnehmer der "Valdivia" dem Fotografen, der sie kurz vor der Abfahrt ablichtete. In der Mitte sitzt Carl Chun, links daneben der Kapitän des Schiffes, Adalbert Krech. Krech erwies sich als Glücksfall für die Expedition, denn ihm gelangen sogar jene komplizierten Manöver, die das Ziehen eines Schleppnetzes (Dredschen) in bis zu 5000 Metern Tiefe erfordert.

Die "Valdivia" war mit Lotmaschinen der neusten Generation ausgestattet. Als Lotdraht diente ein Klavierdraht von 0,9 Millimetern Durchmesser, 1000 Meter davon wogen nur fünf Kilogramm! Durch ganze Lotungsserien gelang es, die bisherigen Vorstellungen des Tiefenreliefs zum Beispiel im antarktischen Ozean zu erweitern und zu berichtigen.

Zum Jahresende 1898 befand sich die "Valdivia" in antarktischen Gewässern. Die See war ruhig und so entschloss man sich, das große Tiefseeschleppnetz auszubringen. Bis das Netz den Boden erreichte, hatte die große Kabeltrommel mehr als 6400 Meter Stahlkabel ausgegeben. Viereinhalb Stunden sollte es dauern, das Netz nach einstündigem Einsatz wieder an Bord zu holen. Die Erregung war groß: Was würde man zutage fördern?

Eine große Zahl tierischer Organismen brachte das Tiefsee-Schleppnetz ans Tageslicht – ein Fund, der die Forscher überraschte. Leben hatten sie in den gewaltigen Tiefen des antarktischen Meeres nicht erwartet, bei einer Temperatur von nur minus 0,5 Grad Celsius und einem Druck von mehr als 600 bar.

Weihnachten 1898 auf See. Carl Chun erinnerte sich später in seinem Werk "Aus den Tiefen des Weltmeeres" mit Humor an diese Tage: "Immerhin lernte man bald, auf das Wohl der Angehörigen, die über 100 Breitengrade entfernt unserer gedenken mochten, so anzustoßen, dass nicht der ganze 'Eisbrecher' (eine Art Grog) in die Weste des Gegenüber floss."

Die Ruhe nach dem Sturm: Kaffeepause an Deck nach dem Essen. Im Vordergrund steht Carl Chun, der mit der Expedition ein ehrgeiziges Ziel verfolgte. Er wollte zeigen, dass es planktisches Tiefseeleben auch unterhalb von 1000 Metern gab.

Um das Plankton der Tiefsee zu erforschen, wurden erstmals in großem Umfang Vertikal- und Schließnetze eingesetzt. Proben nahm man vor allem dort, wo andere Expeditionen noch nicht hingelangt waren.

Beim Einholen des große Plankton-Vertikalnetzes zeigte sich: Der Einsatz der vielen Instrumente hatte sich gelohnt. Die "Valdivia"-Wissenschaftler konnten nunmehr wissenschaftlich fundiert belegen, dass in allen Meerestiefen Leben existiert, von der lichtdurchfluteten Meeresoberfläche bis hinunter in die Dunkelheit der Tiefseegräben.

Auf die gesunde und erfolgreiche Heimkehr gönnte man sich mit Recht ein Gläschen. Am 1. Mai 1899 gegen 5 Uhr traf die "Valdivia" wieder in Hamburg ein. Seine Majestät persönlich gratulierte dem wissenschaftlichen Stab und der Mannschaft per Telegramm zum Erfolg der Expedition.

Stand: 02.03.2020, 16:00 Uhr

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