Elefanten

Von Birgit Amrehn (WDR)

Familienleben in der afrikanischen Savanne

Das Familienleben spielt sich bei Elefanten hauptsächlich unter den Weibchen ab. Während die Männchen ab der Pubertät zu Einzelgängern werden, bleiben die Weibchen ihr Leben lang in ihrem Familienbund. Durchschnittlich zehn miteinander verwandte Elefantenmütter und ihre Kälber bilden die fest verbundene Herde. Das dominanteste Weibchen mit der größten Erfahrung führt die Gruppe an. Diese Leitkuh bestimmt das Familienleben und stellt sich bei Gefahr als Erste schützend vor ihre Herde.

Elefanten sind Nomaden. Die Leitkuh führt ihre Herde zu den besten Futter- und Wasserstellen. Das Wissen über die Wanderrouten wird von einer Generation an die nächste weitergegeben. Auf ihrem Weg legen die Elefanten in der Regel bis zu 20 Kilometer am Tag zurück. Auf kranke Tiere und den Nachwuchs nimmt die gesamte Gruppe Rücksicht. Es wurde sogar mehrfach beobachtet, dass Elefanten verwundete Herdenmitglieder beim Gehen stützen.

Fressen ist die Hauptbeschäftigung der Elefanten. Zwischen 17 und 19 Stunden täglich verbringen sie damit. Dabei vertilgen sie zwischen 200 bis 300 Kilogramm Futter. Auch Rinde und Holz stehen auf ihrem Speiseplan.

Elefanten lieben es zu baden. Genussvoll planschen Jung und Alt im kühlen Nass. Obwohl sie auch schwimmen können, tun sie dies nur selten.

Der Tod eines Herdenmitglieds reißt eine tiefe Lücke in die soziale Struktur der Gruppe. Oft verharren die Tiere tagelang bei dem Kadaver, berüsseln ihn, stupsen ihn an. Solche Situationen lassen die tiefe Verbundenheit und große Sensibilität der Elefanten erahnen.

Ungefähr einmal im Jahr geraten die einzelgängerischen Elefantenbullen in einen regelrechten Hormonrausch. In dieser Phase, Musth genannt, produzieren sie doppelt so viel des männlichen Geschlechtshormons Testeron wie sonst. In dieser Zeit sind sie äußerst aggressiv und greifen alles an, was sich ihnen in den Weg stellt. Selbst stärkere, dominante Bullen haben im Kampf mit einem Jüngeren, der in der Musth steht, kaum eine Chance. Dadurch gelingt es so manchem Jungbullen, entgegen der Hierarchie unter den Männchen, sein Glück bei den Weibchen zu versuchen.

Ein Elefantenbulle scheint von weitem riechen zu können, wenn ein Weibchen in die Fortpflanzungsphase kommt und paarungsbereit ist. Er schließt sich dann der Herde an, berüsselt die Kandidatin und treibt sie vor sich her. Nebenbuhler schaltet er aus, durch teilweise blutige Kämpfe. Letztendlich entscheidet jedoch auch das Weibchen mit, welchen Bullen sie bevorzugt. Dafür drängt sie ihr Hinterteil gegen den Kopf des Auserwählten. Der Geschlechtsakt selbst dauert nur wenige Sekunden und wird in den darauf folgenden Tagen mehrfach wiederholt.

Nach etwa 22 Monaten Tragzeit kommt der Nachwuchs zur Welt. Eine dicke, weißliche Eihaut umgibt das bereits 100 Kilo schwere Neugeborene. Erfahrene Herdenmitglieder assistieren bei der Geburt. Sie halten Gefahren ab und beruhigen das Muttertier. Diese "Elefantentanten" werden sich auch nach der Geburt für lange Zeit mit um den Nachwuchs kümmern. Die Freude und Aufregung über das neue Herdenmitglied bringt die gesamte Herde mit lautem Trompeten zum Ausdruck.

Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist sehr eng und kann sich noch weit bis ins Erwachsenenalter halten. Im ersten Lebensjahr bleibt der Nachwuchs immer dicht an der Seite der Mutter. Elefanten gehen sehr liebevoll und zärtlich mit ihren Kindern um. Wenn nötig, können sie den ungestümen Nachwuchs aber auch durch einen Stupser oder Schlag mit dem Rüssel zur Vernunft bringen.

Stand: 01.02.2021, 11:17 Uhr

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