Organisationen

Rotes Kreuz

Auf der ganzen Welt hilft das Rote Kreuz Menschen in Not – mit Rettungshelfern, Ärzten und Schwestern und mit vielen freiwilligen Helfern.

Von Kerstin Eva Dreher

Von der Idee zur Gründung

Die Geschichte des Roten Kreuzes ist auch die Geschichte von Jean-Henry Dunant. Der Kaufmannssohn aus Genf beobachtete 1859 in Solferino, wie die Streitkräfte unter Kaiser Napoleon III. von Frankreich und Kaiser Franz Joseph von Österreich gegeneinander kämpften.

40.000 Soldaten starben an diesem Tag auf dem Schlachtfeld und unzählige blieben verletzt zurück. Dunant machte sich mit den Einheimischen daran, die Verletzten zu versorgen. Seine Erinnerungen daran, was er nach der Schlacht erlebt hatte, schrieb Dunant in seinem Buch "Eine Erinnerung an Solferino" nieder.

Schlacht von Solferino | Bildquelle: WDR / INTERFOTO

Das Buch erschien 1862. Dunant machte Werbung und schickte es an einflussreiche Persönlichkeiten in ganz Europa. Sein Appell für eine bessere Versorgung und den neutralen Schutz von Verwundeten in bewaffneten Konflikten traf auf breite Zustimmung. Im Februar 1863 wurde darauf in Genf ein fünfköpfiges Komitee gegründet, das Dunants Ideen umsetzen sollte.

Diese Gruppe wurde später der Kern des "Internationalen Komitees des Deutschen Roten Kreuzes". Im August 1864 berief die Schweizer Regierung in Genf eine Konferenz mit Delegierten aus 16 Nationen ein. Drei Wochen später unterzeichneten zwölf der Abgesandten die ersten Genfer oder Rotkreuz-Konventionen.

Das Abkommen legte fest, dass die Hospitäler, Ambulanzen, Sanitätsdienste und Ärzte als neutrale Instanz agieren sollten und dass die Soldaten des Feindes die gleiche ärztliche Versorgung verdienen wie die eigenen Truppen.

Eine Idee, die Geschichte machte: Das Emblem des Roten Kreuzes wurde erstmals 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg als Armbinde eingesetzt. Als Kennzeichen für Ambulanzen, zivile und militärische Rettungsdienste hat es heute einen Bekanntheitsgrad, wie ihn sonst nur internationale Konsumgütermarken erreichen. Weltweit haben das Rote Kreuz und der Rote Halbmond zusammen etwa 125 Millionen Mitglieder.

Das Logo des Deutschen Roten Kreuzes | Bildquelle: Interfoto

Einsatz in aller Welt

Wenn wir vom Roten Kreuz sprechen, ist in der Regel das "Internationale Komitee vom Roten Kreuz", kurz: IKRK gemeint. Dieses wurde 1863 in Genf von Jean-Henry Dunant und seinen Mitstreitern gegründet.

Das IKRK kümmert sich in erster Linie um internationale Konflikte und Bürgerkriege, vor allem in Entwicklungsländern. Es hat den Auftrag, die Einhaltung des Internationalen Humanitären Rechts zu überwachen, dieses zu verbreiten und weiterzuentwickeln.

In muslimischen Ländern ist der "Rote Halbmond" aktiv | Bildquelle: wdr

Das IKRK operiert als unabhängige, unparteiliche und neutrale Organisation in Konflikten. Neben dem IKRK gibt es die 1919 in Paris gegründete "Liga der Rotkreuz-Gesellschaften". Sie nennt sich inzwischen "Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften", das heißt: Sie ist die multinationale Dachorganisation für rund 190 nationale Rotkreuz-Gesellschaften, darunter auch die des "Deutschen Roten Kreuzes" (DRK).

Die nationalen Organisationen agieren unabhängig voneinander. Viele von ihnen verfügen auch über internationale Abteilungen. Diese sind in Abstimmung mit dem IKRK weltweit bei Naturkatastrophen oder in Konfliktgebieten im Einsatz.

Zusammengehalten wird die gesamte Bewegung durch die in den Statuten festgelegten, sieben fundamentalen Grundsätze: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit, Universalität.

Aufgaben in Deutschland

Das "Deutsche Rote Kreuz" (DRK) ist einer der ältesten Rotkreuzverbände weltweit. Bereits im Jahr der ersten Genfer Konvention (1864) wurden in den deutschen Einzelstaaten von Preußen bis Bayern, von Oldenburg bis Baden Rotkreuz-Verbände gegründet. Heute ist das DRK mit etwa vier Millionen Mitgliedern eine der größten nichtstaatlichen Organisationen der Bundesrepublik.

In Landes- und Kreisverbänden, Ortsvereinen und Rotkreuz-Gemeinschaften sind rund 400.000 ehrenamtliche Helfer organisiert. Unentgeltlich und freiwillig sind auch die Hundestaffeln des "Deutschen Roten Kreuzes" (DRK) mit ganzem Einsatz dabei.

Das Deutsche Rote Kreuz im Einsatz Planet Wissen 17.08.2023 04:57 Min. Verfügbar bis 02.12.2026 WDR

Dahinter wirkt ein Stamm festangestellter Experten wie Ärzte, Sanitäter, Techniker, Verwaltungsleute. Auch international hat sich das DRK im Bereich der humanitären Hilfe zu einer der leistungsfähigsten Rotkreuz-Gesellschaften entwickelt.

In Deutschland engagiert sich das DRK sowohl als nationale Hilfsgesellschaft als auch in der Wohlfahrtspflege. Seine Aufgaben sind Zivil- und Katastrophenhilfe, Sanitäts- und Rettungsdienst, Suchdienst, Freiwilligendienst, Blutspendedienst und nicht zuletzt die verschiedenen Bereiche der Sozialarbeit wie Altenpflege, Behindertenhilfe, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe oder Gesundheitsförderung.

Finanziert wird das DRK von seinen Millionen Mitgliedern und durch regelmäßige Spenden, nicht zuletzt aber auch von der Bundesregierung, den Ländern und Kommunen. Sie stellen zweckgebundene Mittel für Aufgaben bereit, die im öffentlichen Interesse liegen.

Ein weiterer Teil der Finanzierung erfolgt durch Kostenerstattung der gesetzlichen Sozial- und Krankenversicherungsträger. Trotz dieser Finanzierung ist das Rote Kreuz aber keine staatliche Organisation und ohne den Einsatz der vielen freiwilligen Helfer wäre seine Existenz nicht gesichert.

Immer im Einsatz: Rettungswagen des DRK | Bildquelle: DRK

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 08.10.2018)