Zeichnung: Hibiskusblüte mit Raupe und Falter des Schwalbenschwanzes

Berühmte Künstler

Maria Sibylla Merian

Von Bärbel Heidenreich

In einer Zeit, in der noch die Meinung herrschte, dass Raupen aus Schlamm entstünden und eine Art "Teufelsbrut" seien, fand Maria Sibylla Merian 1660 als 13-Jährige heraus, dass das nicht stimmen kann.

Sie entdeckte nämlich durch genaue Beobachtungen, dass Insekten Entwicklungsstufen durchlaufen: dass Schmetterlinge Eier legen, aus denen Raupen kriechen, die sich verpuppen und daraus wieder Schmetterlinge schlüpfen. Diese sogenannte Metamorphose hielt sie in vielen Zeichnungen fest.

Sie stellte sich damit gegen den weit verbreiteten Aberglauben, Insekten seien die Vorboten einer Gottesstrafe und riskierte, als Hexe auf dem Scheiterhaufen zu enden. Denn in dieser Zeit fanden noch so genannte Tierprozesse statt, weil man glaubte, dass sich hinter dem teuflischen Getier Seelen von Verstorbenen und Dämonen verbergen.

Bei Insektenplagen riet die katholische Kirche zum Exorzismus, der Teufelsaustreibung. Und Hexen, so glaubte man, kämen oft in Gestalt von Schmetterlingen. Als garstige "Butterfliegen" (butterfly) verhexten sie angeblich Milch und Butter und ließen sie schlecht werden.

Maria Sibylla Merian, Gemälde 1679

Maria Sibylla Merian widerlegte viele Mythen

Maria Sibylla Merian war die Tochter des Kupferstechers Mathäus Merian. Er war berühmt durch Reiseskizzen von Landschaften, Städten und Burgen, die er im eigenen Verlag veröffentlichte.

Die künstlerische Begabung hatte Maria Sibylla von ihrem Vater geerbt. Dazu kam noch ihr wissenschaftliches Interesse an Insekten. In Käfigen und Kisten hielt sie die unterschiedlichsten Falter und Raupen in ihrer Wohnung.

Sie dokumentierte ihre Beobachtungen in zahlreichen Zeichnungen, Kupferstichen und Büchern wie zum Beispiel "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung".

1699 unternahm die 52-Jährige eine Forschungsreise, die bis dahin kaum einer gewagt hatte – und erst recht keine Frau: Sie segelte nach Südamerika, nach Surinam. Sie wollte die Schmetterlinge und Raupen des Dschungels erforschen. Zwei Jahre blieb sie dort.

Aus den Aufzeichnungen und Skizzen schuf sie ihr Lebenswerk, das in einem prächtigen Band mit dem wissenschaftlichen Titel "Metamorphosis Insectorum Surinamensium" veröffentlicht wurde.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 16.10.2017)

Quelle: WDR

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