Picasso-Beckmann-Ausstellung im Von der Heydt-Museum

Lokalzeit Bergisches Land 14.09.2023 03:12 Min. Verfügbar bis 14.09.2025 WDR Von Thomas Mau

Berühmte Künstler

Pablo Picasso

Der spanische Maler Pablo Picasso gilt als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit dem Franzosen Georges Braque hat er die Kunstrichtung Kubismus begründet, die die Kunstwelt revolutionierte.

Von Andrea Böhnke

Erste Schritte als Künstler

Pablo Picasso – mit vollem Namen Pablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Crispiniano de la Santísima Trinidad Ruiz y Picasso – wird am 25. Oktober 1881 in der andalusischen Stadt Málaga in Spanien geboren.

Er ist der erste Sohn des Malers und Kunstlehrers José Ruiz Blasco und der Hausfrau María Picasso y López. Dass seine Eltern ihm so viele Vornamen geben, ist eine alte spanische Tradition.

Pablo beginnt bereits im Alter von sieben Jahren zu malen und begeistert sich für die Kunst. Seine Eltern sind von Anfang an daran interessiert, sein Talent zu fördern. Sie wünschen sich, dass ihr Sohn eine klassische Kunstausbildung absolviert.

Daher lassen sie ihn auch jeweils an den Schulen einschreiben, an denen der Vater als Kunstlehrer arbeitet. 1897, im Alter von 16 Jahren, beginnt der junge Pablo seinen eigenen Weg als Künstler zu finden.

Er gibt seine Ausbildung an der Königlichen Akademie von San Fernando nach kurzer Zeit auf und genießt lieber das Großstadtleben in Madrid. Mit einem Freund verbringt er auch einige Zeit in einem katalanischen Dörfchen.

Ein Selbstbildnis des jungen Pablo Picasso im November 1945

Der junge Pablo Picasso

Die Blaue Periode

Zwei Jahre verfolgt Pablo seine künstlerische Karriere nicht nennenswert weiter, sondern lebt in den Tag hinein. Dann geht er nach Barcelona, wo seine Familie inzwischen lebt. Er hat sich verändert, spricht jetzt Katalanisch und entscheidet sich, die klassische Kunstausbildung abzubrechen, die seine Eltern für ihn vorgesehen haben.

Von nun an unterzeichnet er seine Werke nicht mehr mit "P. Ruiz", dem Nachnamen seines Vaters, sondern immer öfter mit "P. Picasso", dem Nachnamen seiner Mutter. 1900 stellt Pablo in Barcelona erstmals seine Gemälde in einer Einzelausstellung aus.

Im selben Jahr ist eines seiner Werke im spanischen Bereich der Weltausstellung in Paris zu sehen. Picasso verbringt zu diesem Anlass das erste Mal einige Wochen in Montmartre, dem Kunstviertel von Paris.

1901 nimmt sich ein enger Freund Picassos das Leben, was den jungen Künstler schwer trifft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er vor allem Porträts, Stillleben und Landschaften gemalt und mit verschiedenen Formen, Farben und Perspektiven experimentiert.

Nach dem Verlust seines Freundes wendet sich Picasso malerisch neuen Themen und Techniken zu. In den Werken, die er in dieser Zeit anfertigt, bringt er vor allem seine melancholische Stimmung zum Ausdruck.

Seine Gemälde zeigen nun oft mittellose, traurige und verzweifelte Menschen. Weil er in ihnen fast ausschließlich Blautöne verwendet, nennen Kunstexperten diese Zeit seines Schaffens heute auch die Blaue Periode.

Das Gemälde "Der blaue Raum" zeigt eine nackte Frau in einer Badewanne

"Der blaue Raum" entstand 1901, zu Beginn von Picassos Blauer Periode

Die Rosa Periode und "Les Demoiselles d'Avignon"

Als Picasso im Jahr 1904 nach Paris umzieht, markiert dies das Ende der Blauen Periode. Für den Spanier beginnt eine neue Lebensphase, die sich auch in seinem Schaffen widerspiegelt: die Rosa Periode.

Picasso verwendet jetzt wärmere Farbtöne: Ocker, Rosa und Erdfarben. Er malt oft Akrobaten, Harlekine und andere Zirkuskünstler, die damals eher am Rande der Gesellschaft stehen. Seine Pinselstriche sind weicher und fließender als zuvor, die Formen teilweise leicht verzerrt.

Die Rosa Periode endet 1906. Picasso beginnt an einer großen Komposition zu arbeiten, die später den Namen "Die Fräulein von Avignon" trägt (Originaltitel auf Französisch: "Les Demoiselles d'Avignon"). Kritiker halten das Werk seinerzeit für menschenunwürdig und provokant, da es fünf nackte Frauen in zweideutigen Positionen und mit maskenartigen Gesichtern zeigt.

Picasso bricht in "Les Demoiselles d'Avignon" zudem mit traditionellen Formen und Perspektiven und schafft eine neue, abstrakte Welt. Aus heutiger Sicht legt er mit dem Gemälde den Grundstein für den sogenannten Kubismus, den er später zusammen mit dem französischen Künstler Georges Braque entwickelt.

Das Gemälde "Les Demoiselles d'Avignon" zeigt fünf nackte Frauen in anzüglichen Positionen und mit maskenartigen Gesichtern

Das Gemälde "Die Fräulein von Avignon" gehört zur Rosa Periode

Der Kubismus

Der Begriff Kubismus geht zurück auf das französische Wort "cube", was übersetzt Würfel bedeutet. Picasso und Braque zerlegen Objekte in ihre geometrischen Grundformen und zeigen sie aus verschiedenen Blickwinkeln – eine absolute Neuerung in der Kunstwelt.

Bis dahin hatten Künstler Gegenstände vor allem so dargestellt, wie man sie in der Wirklichkeit sehen würde: zum Beispiel eine Vase, auf die man von vorne blickt. Kubisten wie Picasso hätten wahrscheinlich den rechteckigen Boden der Vase gemalt sowie ihre Wände, aufgefaltet wie ein Würfelnetz. Oder sie hätten die Vase auch von oben und unten gezeigt.

Die Werke, die Picasso zwischen 1907 und 1920 anfertigt, wirken oft zersplittert, wie ein Mosaik. Zusammen mit Braque fertigt er auch Collagen an. Die beiden Künstler kleben Papier, Zeitungsausschnitte und andere Materialien auf Leinwände.

Speziell Picasso greift nach langer Zeit wieder vermehrt zu bunteren Farben. Er malt vor allem Stillleben und Porträts, wobei die Formen oft in unterschiedliche Objekte übergehen: zum Beispiel ein Kreis, der zugleich den runden Bauch einer Gitarre darstellt und ein Auge. Die Darstellung von einem Gegenstand aus unterschiedlichen Blickwinkeln ist typisch für den Kubismus.

Mit ihrer revolutionär neuen Herangehensweise bereiten Picasso und Braque damals den Weg für die abstrakte Kunst der Moderne und stoßen weitere wegweisende und grundsätzliche Entwicklungen in der Kunstszene an.

Das Gemälde „Dora Maar im Sessel“ zeigt eine Frau, die aus verschiedenen geometrischen Formen zusammengesetzt ist

Picasso malte auch die surrealistische Fotografin Dora Maar

Einflüsse des Surrealismus und politische Haltung

Die Werke aus Picassos kubistischer Phase scheinen im Gegensatz zu denen zu stehen, die er in den darauffolgenden Jahrzehnten anfertigt. Diese wirken naturgetreuer und er verwendet wieder mehr klassische Techniken.

Es lassen sich zudem Einflüsse des Surrealismus erkennen, auch wenn Picasso selbst das anders sieht. Der Surrealismus ist eine künstlerische Bewegung des 20. Jahrhunderts. Seine Vertreter stellen in ihren Werken traumähnliche, unlogische Welten dar. Ein bekannter Surrealist ist der Spanier Salvador Dalí. Auch einige von Picassos Werken zeigen unwirkliche Perspektiven sowie Szenen aus einer anderen, einer magischen Welt.

In den 1930er-Jahren probiert sich Picasso in anderen Kunstfeldern aus: Er baut Skulpturen und formt Keramiken. Seine Skulpturen finden jedoch erst nach seinem Tod Beachtung, da er sie zu Lebzeiten nicht ausstellt.

Während des spanischen Bürgerkriegs, der von 1936 bis 1939 dauert, unterstützt Picasso die demokratisch gewählten Republikaner und erstellt das berühmte Gemälde "Guernica". Er reagiert damit darauf, dass deutsche und italienische Soldaten die spanische Stadt Guernica bombardieren.

Das Gemälde "Guernica“ zeigt verschiedene leidende und sterbende Figuren

Das Gemälde "Guernica" als Reaktion auf den Bombenangriff auf die spanische Stadt Guernica

Picassos politisches Engagement für die Rechte von armen und unterdrückten Menschen befürworten damals nicht alle. Auch sein Lebensstil bietet immer wieder Anlass für Kritik: Obwohl er zweimal heiratet, hat er während seiner Ehen zahlreiche Affären. Seine zweite Frau ist 18 Jahre jünger als er. Am Anfang ihrer Beziehung ist sie noch minderjährig. Viele sehen Picasso als Macho, der Frauen verachtet und von sich selbst sehr überzeugt ist.

Nichtsdestotrotz gilt Picasso heute als einer der berühmtesten und einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Er stirbt 1973 im Alter von 91 Jahren in seiner Wahlheimat Frankreich und hinterlässt der Nachwelt tausende Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Keramiken, die heute in Museen auf der ganzen Welt zu sehen sind.

Pablo Picassos "Friedenstaube" von 1961

Die "Friedenstaube" ist Picassos wahrscheinlich berühmtestes Werk

(Erstveröffentlichung 2023. Letzte Aktualisierung 19.07.2023)

Quelle: WDR

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