Streichhölzer

Feuer

Streichholz

Die kleinen Hölzchen haben schon viele Kerzen entzündet und dem Menschen den Abend erhellt. Trotz der starken Konkurrenz des Feuerzeugs haben sie es bis heute geschafft, auf dem Markt zu bestehen.

Von Gönke Harms

1669

Der deutsche Alchemist Henning Brand entdeckte Phosphor eher zufällig, denn eigentlich war er auf der Suche nach der Formel für Gold. Jedenfalls beobachtete er während des Versuchs, Urin zu destillieren und einzudampfen, einen weißen Dampf, der sich zu einer grünlich leuchtenden Masse verdichtete.

Zu Brands Erstaunen begann die Masse zu brennen: Phosphor war entdeckt – wurde aber erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts bei der Herstellung von Zündhölzern verwendet.

1680

Der englische Physiker Robert Boyle überzog ein kleines Stück Papier mit Phosphor und ein kleines Stück Holz mit Schwefel. Dann rieb er das Holz am Papier: Ein Feuer entflammte. Trotz dieser Entdeckung hatte Boyle noch kein brauchbares, streichholzähnliches Design erfunden.

1805

Der Franzose Jean-Louis Chancel erfand die ersten Zündhölzer, die mit einer Mischung aus Kaliumchlorat, Schwefel, Zucker und Gummiarabikum überzogen waren. Die Zündung erfolgte durch das Eintauchen der Hölzer in Schwefelsäure, die in einem kleinen Behälter untergebracht war. Diese Erfindung wurde "Tunkfeuerzeug" genannt.

1827

John Walker, englischer Chemiker und Apotheker aus Stockton-on-Tees, erfand die ersten Reibzündhölzer. Er entdeckte, dass ein Feuer entstand, wenn er das Ende eines Hölzchens mit bestimmten Chemikalien überzog, es trocknen ließ und dann zwischen Glaspapier rieb.

Die Chemikalien, die er verwendete, waren Schwefelsäure, Kaliumchlorat, Gummiarabikum und Stärke. Wie Chancel benutzte auch Walker noch kein Phosphor.

1830

Der französische Chemiker Charles Sauria brachte Zündhölzer mit weißem Phosphor hervor. Eine leichte Reibung an irgendeinem Gegenstand erzeugte genügend Energie, um den Phosphor zu entzünden. Man spricht hier von Überallzündhölzern. Sie waren praktisch, hatten aber zwei große Nachteile: Da nur eine geringe Energiezufuhr zur Zündung notwendig war, waren sie extrem gefährlich.

Zudem stellte sich ihre Herstellung als sehr gesundheitsschädigend für die Arbeiter in den betreffenden Fabriken heraus: Die sogenannte Phosphornekrose äußert sich durch Knochenveränderungen, in besonderen Fällen kann sie zum Verlust des ganzen Unter- oder Oberkiefers führen. Sie wurde zur Berufskrankheit der Arbeiter in der Zündholzindustrie.

Brennendes Streicholz

Ein Streichholz ist stimmungsvoller als ein Feuerzeug

1832

In England ließ sich Samuel Jones unter der Nummer 6335 die Erfindung von Reibzündhölzern patentieren. Er kam groß ins Geschäft, indem er John Walkers Erfindung übernahm und die Zündhölzer unter dem Namen "Lucifers" verkaufte. Dieser Name wurde gerade unter Rauchern sehr populär. Die "Lucifers" waren relativ ungefährlich, aber sie hinterließen beim Anzünden einen unangenehmen Geruch.

1844

Der schwedische Chemiker Gustaf Erik Pasch erfand die ersten Sicherheitszündhölzer mit getrennter Zünd- und Reibmasse und ließ sich diese Erfindung patentieren. Sie eroberten bald als "Schwedenhölzer" die Welt.

Den Namen Sicherheitszündhölzer erhielten sie aus folgendem Grund: Der Reaktionspartner des Zündkopfes war nun nicht mehr irgendeine Fläche, sondern nur noch die Reibefläche an der Schachtel, die mit rotem Phosphor überzogen war, einer etwas ungefährlicheren Form des Phosphors.

1884

Nach dem Reichsgesetz vom 13. Mai durfte in Deutschland weißer Phosphor nur noch unter sehr strengen Auflagen gefertigt werden. Später wurde die Verwendung von weißem Phosphor in Zündhölzern ganz verboten.

1884 über 1898 bis heute

Henri Sévène und Emile David Cahen entdeckten, dass sich Zündhölzer bei Zusatz von Phosphorsesquisulfid statt weißem Phosphor im Zündkopf auch an jeder rauen Fläche entzünden lassen.

Diese Überallzündhölzer kennt man aus unzähligen Western-Filmen: Ein Cowboy entfacht das Zündholz mit lässiger Bewegung an seinem Stiefel. Auch heute sind Überallzündhölzer noch gelegentlich in Gebrauch. Doch durchgesetzt hat sich das Sicherheitszündholz.

Der Zündkopf der heutigen Sicherheitszündhölzer besteht aus Sauerstoffträgern (Kaliumchlorat, insbesondere Mangandioxid), leicht brennbaren Stoffen (Schwefel), reibenden Zusätzen (Glaspulver) und Farbstoffen sowie Bindemitteln (Tierleim), die ebenfalls als Flammen bildende Stoffe dienen können. Die Hölzchen sind meist mit Paraffin getränkt.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 24.01.2021)

Quelle: WDR

Darstellung: