Röntgenbild einer Schulter

Knochenbau

Knochenerkrankungen

Knochen und Gelenke leisten Schwerstarbeit. Um gesund zu bleiben, brauchen sie viel Bewegung sowie Vitamin D und Kalzium. Wenn allerdings die Knochen durch eine Krankheit geschädigt werden, hilft vor allem die spezielle Behandlung durch einen Arzt.

Von Claudia Heidenfelder

Knochenschwund (Osteoporose)

In Deutschland waren nach Angaben der "Bone Evaluation Study" im Jahr 2013 mehr als sechs Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt. Osteoporose ist eine Erkrankung des gesamten Skelettsystems. Die Knochen werden dünner und brechen dadurch leichter. Oft sind eingebrochene Wirbelknochen und Oberschenkelhalsbrüche die Folge.

Nach Angaben des Bundeshilfeverbandes für Osteoporose e.V. sind rund 80 Prozent aller Osteoporose-Patienten Frauen nach den Wechseljahren, bei denen der Knochenschwund durch den Mangel an Östrogenen entstanden ist. Denn Östrogen ist das wichtigste Hormon für den Erhalt der Knochenstruktur, weil es die Aktivität der Knochenabbauzellen kontrolliert und bremst.

Um Osteoporose möglichst früh zu erkennen, kann eine Knochendichtemessung durchgeführt werden, die den Kalziumgehalt des Knochens ermittelt. Körperliche Betätigung, Hormon- und Kalziumzugaben können den Verlauf der Krankheit verzögern.

Knochenerweichung (Rachitis)

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog die Rachitis fast wie eine Seuche durch Europas Großstädte. In englischen Bergbaumetropolen waren teilweise 90 Prozent aller Kinder an der Knochenerweichung erkrankt.

Nach langem Rätselraten fanden die Ärzte endlich den Grund: Die Lebensumstände hatten sich im Verlauf der Industrialisierung rasant verändert, Kinder spielten nicht mehr im Grünen, sondern in dunklen Gassen. Sie arbeiteten sogar in Fabriken oder unter Tage im Bergbau.

Durch die fehlende UV-Strahlung konnte nicht mehr genügend Vitamin D hergestellt werden, das für den Kalziumstoffwechsel beim Knochenaufbau wichtig ist. die Folge war die Mangelerkrankung Rachitis. Durch Ergänzung der Nahrung mit Milchprodukten, Fisch und Lebertran konnte man der Krankheit entgegenwirken.

Heute ist die Rachitis selten geworden, was auch ein Verdienst der Vitamin-D-Prophylaxe bei Säuglingen im ersten Lebensjahr ist. In den Wintermonaten, aber auch wenn Kleinkinder zu sehr vor der Sonne geschützt werden, kann es dennoch zu Mangelerscheinungen kommen.

Mit Milchprodukten gegen Rachitis

Mit Milchprodukten gegen Rachitis

Knochenerweichung im Erwachsenenalter (Osteomalazie)

Als "Osteomalazie" wird die Knochenerweichung im Erwachsenenalter bezeichnet. Gestört ist bei dieser Krankheit die Mineralisation des Knochen. Meist führt eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung zur Knochenerweichung mit entsprechenden Skelettveränderungen.

Im Unterschied zur Osteoporose liegt nur eine Abnahme des Mineralgehaltes vor, nicht der gesamten Knochenstruktur. Tritt die Erkrankung während des Wachstums auf, spricht man von Rachitis.

Gelenkverschleiß (Arthrose)

Der Verschleiß von Körpergelenken ist weit verbreitet. Geschätzt wird, dass rund 40 Prozent aller Bundesbürger an Arthrose leiden. Zu Beginn bemerken die wenigsten ihre Krankheit. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen auf, nämlich dann, wenn der Gelenkknorpel so stark abgerieben ist, dass sich das Gelenk bei Belastung aufreizt.

Arthrose kann an allen Gelenken auftreten, am häufigsten ist jedoch das Kniegelenk betroffen, gefolgt von Schulter-, Zehen- und Hüftgelenk.

Eine Heilung ist bisher nicht möglich. Durch Krankengymnastik und Medikamente können die Beschwerden lediglich gelindert und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden. In schweren Fällen wird oft ein künstliches Gelenk eingesetzt.

Große Fortschritte hat inzwischen die Biotechnologie gemacht, vor allem im Bereich der künstlichen Gewebezucht, dem sogenannten "Tissue Engineering". Dabei kann aus Körperzellen des Patienten neues Knorpelgewebe gezüchtet und implantiert werden. Besonders am Kniegelenk könnte das in Zukunft eine gute Therapieform sein.

Bereits 2008 behandelte beispielsweise die Klinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover die ersten Patienten mit dem körpereigenen gezüchteten Material. Fünf Jahre später zogen die Mediziner eine positive Bilanz: Das Gewebe werde besser vom Körper angenommen als künstliche Materialien.

Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta)

Der französische Maler Henri de Toulouse-Lautrec litt unter dieser Krankheit, bei der Knochen so schnell brechen wie Glas. Der Defekt im Knochenbau wird durch die gestörte Bildung von Kollagen verursacht und ist genetisch bedingt.

Die Krankheit führt zu extrem brüchigen Knochen, schwachem Bindegewebe und geringem Wuchs, da Kollagen den Knochen Halt und Festigkeit verleiht, dem Bindegewebe Elastizität.

Je nach Art des Gen-Defektes verläuft die Erkrankung unterschiedlich. Bei der Frühform kann es bereits im Mutterleib zu mehrfachen Knochenbrüchen kommen. Die Lebenserwartung des Kindes beträgt in diesem Fall nur etwa zwei Jahre.

Bei der Spätform treten erste Knochenbrüche nach dem Säuglingsalter auf. In einigen Fällen kann es durch Umbauvorgänge im knöchernen Bereich des Ohres zu Schwerhörigkeit kommen.

Weitere Begleiterscheinungen sind Blutungsneigung, Überstreckbarkeit der Gelenke sowie Deformierungen durch fehlerhaftes Verheilen von Knochenbrüchen.

Eine Behandlung der Ursachen ist nicht möglich. Therapieversuche mit Aufbaupräparaten wie Anabolika brachten keine Besserung.

In jüngster Zeit wurden bei der Behandlung mit Bisphosphonat beachtliche Erfolge erzielt: Der Wirkstoff ist offensichtlich in der Lage, die Brüchigkeit der Knochen zu verringern.

Quelle: SWR | Stand: 04.11.2021, 09:58 Uhr

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