Filmszene aus "Dirty Dancing": Frances erhält von Tanzlehrer Johnny Mambo-Unterricht.

Gesellschaftstanz

Der Filmklassiker "Dirty Dancing"

1987 kam mit "Dirty Dancing" ein Tanzfilm auf die Leinwand, der die Massen begeisterte. Der Hollywoodstreifen mit Patrick Swayze in der Hauptrolle wurde zum Kassenschlager und löste einen Boom in den Tanzschulen aus.

Von Alfried Schmitz

Erfolg auf der Leinwand, im Radio und als Musical

Alle wollten plötzlich den Mambo so tanzen können wie der Held aus dem Film. Alleine in Deutschland lockte "Dirty Dancing" acht Millionen Besucher in die Kinos. Das Album mit der Filmmusik verkaufte sich weltweit 44 Millionen Mal.

2004 wurde die romantische Liebesgeschichte für die Bühne bearbeitet und feierte als Musical im australischen Sydney Premiere. Bis heute scheint der Zauber von "Dirty Dancing" ungebrochen.

Die Story des Films

Frances Houseman, genannt "Baby", ist ein Teenager aus gutem Haus. Zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester verbringt sie den Sommerurlaub 1963 in einem Ferienresort in den Catskill Mountains. Die Hotelanlagen in dieser waldreichen Mittelgebirgslandschaft sind vor allem bei der New Yorker Oberschicht sehr beliebt.

Den Gästen wird ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm mit Tanzveranstaltungen geboten. Johnny, ein Junge aus der Unterschicht, ist der Star unter den Animateuren. Er ist ein Meistertänzer im Mambo.

Frances knüpft Kontakte zu den Hotelangestellten und lernt Johnny kennen. Als Johnnys feste Tanzpartnerin Penny erfährt, dass sie von einem der Kellner ungewollt schwanger ist, lässt sie das Kind bei einem Kurpfuscher abtreiben. Doch der Eingriff führt zu großen gesundheitlichen Problemen.

Frances' Vater, ein Arzt, rettet Penny vor dem sicheren Tod. Penny fällt für einen wichtigen Tanzauftritt mit Johnny aus. Frances bietet sich als neue Tanzpartnerin an und erhält von Johnny Tanzunterricht. Aus dem anfangs ungeschickten Mädchen wird schließlich eine gute Tänzerin.

Während des Tanzunterrichts kommen sich die beiden näher und verlieben sich. Johnny wird jedoch irrtümlich für die Schwangerschaft von Penny verantwortlich gemacht und muss das Hotel verlassen. Es kommt dennoch zum Happy End: Johnny kehrt zurück, wird rehabilitiert und tanzt mit Frances das berühmte Filmfinale, den Mambo.

Autobiografischer Filmstoff

Drehbuchautorin Eleanor Bergstein verarbeitete in dem Stoff zu "Dirty Dancing" viele Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrer eigenen Jugend. Die Roman-, Theater- und Filmautorin wurde 1938 in New York geboren. Ihre Eltern gehörten zur jüdischen Oberschicht, ihr Vater war ein erfolgreicher Arzt.

Mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Frances verbrachte sie viele Sommerurlaube in den Catskill Mountains, im Luxusresort "Grossinger's", das im Film den Namen "Kellerman's" trägt.

Die malerische Mittelgebirgsregion im US-Bundesstaat New York war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren ein bevorzugtes Reiseziel für wohlhabende jüdische New Yorker Bürger. Die Catskill Mountains wurden daher auch scherzhaft als "jüdische Alpen" bezeichnet.

Bergstein beschreibt die Atmosphäre dort mit sehr viel Humor. Während ihre Eltern in den Urlauben das reichhaltige Entertainment-Angebot des Hotels nutzten und auch viel Zeit auf dem Golfplatz verbrachten, wurde Bergstein zu einer begeisterten Tänzerin. Sie nahm an Tanzveranstaltungen teil und wurde sogar zur Mambo-Queen gewählt.

Da man sich beim Mambo mit seinem Partner sehr erotisch bewegte, wurden diese Tanzpartys "Dirty Dancing" genannt. Und wie im Film verliebte sich auch Bergstein, von ihren Eltern Baby genannt, in ihrer Jugend in ihren Tanzlehrer. Geheiratet wurde aber letztendlich standesgemäßer: Bergstein ehelichte den Literaturprofessor Michael Goldman.

Porträtfoto von Eleanor Bergstein.

Eleanor Bergstein, Autorin von "Dirty Dancing"

Aus der Erinnerung auf die Leinwand

Nachdem Eleanor Bergstein 1980 mit dem Hollywoodstreifen "It's my Turn", mit Michael Douglas und Jill Clayburgh in den Hauptrollen, einen großen Erfolg als Drehbuchautorin verbucht hatte, ging sie daran, ihre Erinnerungen an die Urlaube in den Catskill Mountains zu Papier zu bringen.

1985 präsentierte sie das Drehbuch zu "Dirty Dancing" ihrer Bekannten Linda Gottlieb, die als Produzentin für die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Meyer (MGM) arbeitete. Linda Gottlieb war begeistert und setzte sich in der Chefetage für das Filmprojekt ein. Die Führung von MGM lehnte ab: Die Story sei zu leicht und zu sanft.

Nach dieser Absage versuchte Eleanor Bergstein ihr Glück bei einer kleineren Filmgesellschaft. Dort erkannte man das Potenzial des Drehbuchs und begann 1986 mit der Produktion, die nach 44 Drehtagen abgeschlossen werden konnte.

In Patrick Swayze, damals Mitte 30, hatte man die Idealbesetzung für den Tanzlehrer Johnny Castle gefunden. Die Rolle des verliebten Teenagers Frances Houseman verkörperte die 1960 in New York geborene Jennifer Grey. Beide waren zu dieser Zeit noch keine großen Hollywoodstars und konnten für vergleichsweise geringe Gagen verpflichtet werden.

Swayze erhielt die für heutige Verhältnisse bescheidene Summe von 200.000 US-Dollar. Als man ihn 2003 für den Film "Dirty Dancing: Havana Nights" für eine kleine Nebenrolle vor die Kameras holte, war sein Marktpreis gestiegen und die Gage betrug fünf Millionen Dollar.

Filmszene aus "Dirty Dancing" mit Patrick Swayze und Jennifer Grey.

Patrick Swayze und Jennifer Grey als Johnny und Frances

Dollarregen, Preise und Auszeichnungen

"Dirty Dancing" gehört zu den erfolgreichsten Low-Budget-Produktionen der Filmindustrie. Der Streifen schlug mit lediglich fünf Millionen Dollar Produktionskosten zu Buche. Das Einspielergebnis sicherte mit 214 Millionen Dollar allerdings einen satten Gewinn für die Verantwortlichen.

Nicht nur an den Kinokassen wurde "Dirty Dancing" zum Publikumsmagnet. Es wurde auch der erste Film, der im Heimvideobereich die Schallmauer von einer Million verkaufter Kopien brechen konnte. Und auch die Filmsongs wurden zu Hits.

Alle drei speziell für den Streifen aufgenommenen Stücke – "The time of my life" von Jennifer Warnes und Bill Medley als Duettpartner, "Hungry eyes" von Sänger Eric Carmen und das von Patrick Swayze selbst gesungene "She's like the wind" – fanden sich weltweit auf den vordersten Plätzen der Hitparaden wieder.

Das Album mit den Songs aus "Dirty Dancing" verkaufte sich mehr als 40 Millionen Mal. Der Film und die Filmmusik wurden mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft, darunter ein Golden Globe und ein Grammy.

"Dirty Dancing" als Bühnenstück

War es in den 1940er- und 1950er-Jahren vor allem populär, erfolgreiche Broadwaymusicals für die Kinoleinwand zu verfilmen, geht die Unterhaltungsbranche heute oft den umgekehrten Weg. Viele Filme werden für die Bühne adaptiert. 2004 war "Dirty Dancing" an der Reihe.

Die Verantwortlichen konnten für die Bearbeitung die Autorin Eleanor Bergstein gewinnen, die für die längere Bühnenfassung noch einige Szenen einbaute, die über den Inhalt ihres Filmdrehbuches hinausgehen.

Als das Musical im November 2004 seine Premiere in Sydney feierte, war zu spüren, dass "Dirty Dancing" nichts von seinem Zauber verloren hatte. Die Vorstellungen waren ausverkauft und die Kritiken waren gut.

Anschließend ging die aufwändig inszenierte und technisch raffiniert umgesetzte Produktion auf Welttournee. Seine Europapremiere hatte "Dirty Dancing" 2006 in Hamburg. In den vier Jahren, in denen die Show in der Neuen Flora lief, kamen zwei Millionen Zuschauer. Es folgten Berlin und Oberhausen.

Im Musical-verwöhnten Londoner West End brach "Dirty Dancing" den Rekord im Vorverkauf. Tickets im Wert von elf Millionen Pfund (damals etwa 16 Millionen Euro) wurden im Voraus gebucht.

Eleanor Bergstein, die bei jeder Produktion involviert ist und die Besetzung bestimmt, sieht den Grund für den Erfolg des Stücks in der Magie des Tanzes. "Das Gefühl, das man bei einem besonderen Tanz hatte, kann man sein ganzes Leben immer wieder spüren", sagt sie.

Die Hauptdarsteller Janina Elkin und Daniel Rakasz und die Autorin Eleanor Bergstein bei der Berlin-Premiere des Musicals "Dirty Dancing".

Die Autorin mit den Hauptdarstellern des Berliner Musicals

(Erstveröffentlichung 2012. Letzte Aktualisierung 03.06.2019)

Quelle: WDR

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