Ölgemälde der katholischen Königin von Kastilien und Leon, Isabella I.(1474-1504)

Inquisition

Die spanische Inquisition

1478 genehmigte Papst Sixtus IV. die Einrichtung einer so genannten Inquisition in Spanien. Vor allem Juden und Muslime wurden danach als Ketzer verfolgt.

Von Horst Basting

Inquisition für die innere Einheit Spaniens

Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Spanier ihr Land endgültig von den Moslems zurückerobert. Die letzte muslimische Bastion Granada fiel 1492, die letzten muslimischen Besatzer wurden von spanischem Boden vertrieben.

Das Land stand nun vor dem Problem der inneren Einheit. Das pragmatische Zusammenleben von Christen, Juden und Moslems hatte ein Ende. Die Koexistenz der verschiedenen Kulturen geriet aus den Fugen, so dass Juden und Moslems zum Übertritt zum katholischen Glauben gezwungen wurden.

Aufgabe der Inquisition war es, solche Juden und Moslems aufzuspüren, die sich zwar als Christen bezeichneten, in Wirklichkeit aber immer noch ihre alte Religion praktizierten – so genannte "Conversos" und "Moriscos". Dominikanermönche wurden mit dem Aufspüren von so genannten Ketzern beauftragt.

Das spanische Königshaus kontrolliert die Inquisition

Schon nach wenigen Jahren wurde die Inquisition nur noch vom Königshaus kontrolliert. Die spanische Inquisition wurde ein Teil des Staatsapparates, es entwickelte sich eine Art Staatssicherheitsdienst.

An der Spitze stand ein vom König vorgeschlagener und formell vom Papst ernannter Kardinal. Der Machtbereich erstreckte sich über das heutige Spanien, die Inseln Sizilien und Sardinien sowie die Kolonien in Amerika.

Die Vorgehensweise der Inquisition ähnelte sehr ihrem mittelalterlichen Vorbild. Denunziantentum und Selbstanzeige waren nach wie vor erfolgreiche Methoden zur Ergreifung von Häretikern ("Ketzern").

Die Inquisition beschränkte sich aber nicht nur auf Ketzerei und Sittenangelegenheiten, ihr Arm erstreckte sich als einzigartige Autorität und Kontrollinstanz in alle Bereiche des täglichen Lebens. Beispielsweise musste sich der Maler Francisco de Goya wegen des Gemäldes "Die nackte Maja" vor der Inquisition verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, das Gemälde sei unzüchtig.

Kolorierter Kupferstich von Bernard Picart: 'Hinrichtung und Verbrennung von Ketzern in Spanien'

Die spanische Inquisition dauerte 300 Jahre

Eine einträgliche Einnahmequelle

Mehr als drei Jahrhunderte lang, von 1480 bis 1820, war die Inquisition in Spanien aktiv – am stärksten von 1485 bis 1520.

Die nahezu einzige Zielgruppe in dieser Zeit waren die Conversos. Gerieten sie in die Fänge der Inquisition, hatten sie noch eine Frist von 40 Tagen, um sich selbst anzuzeigen und mit einer leichten Buße davonzukommen. Der Konfiszierung ihrer Güter konnten sie mit einer Geldzahlung entgehen, eine beliebte Einnahmequelle der Inquisitoren.

Alle Angeklagten wurden auf prunkvollen Glaubensgerichten ("Autodafés") in Anwesenheit von weltlichen und geistlichen Honoratioren verurteilt und die Urteile direkt vollstreckt.

In dieser Zeit war der Beichtvater des Königspaares, Tomàs de Torquemada, als Großinquisitor tätig. In seiner elfjährigen Amtszeit soll er für 2000 Hinrichtungen verantwortlich gewesen sein.

Tomás de Torquemada, Großinquisitor (Todestag 16.09.1498)

WDR Zeitzeichen 16.09.2013 14:37 Min. Verfügbar bis 14.09.2053 WDR 5


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Kampf gegen Aberglauben und Bigamie

Von 1525 bis 1630 verlagerte sich das Vorgehen der Behörde gegen die Moriscos. Zunächst verhielt sich die Inquisition ihnen gegenüber eher zurückhaltend, nachdem sie aber 1502 zur Taufe gezwungen wurden, waren die Moriscos vielen Einschränkungen unterworfen. Sie durften keine Waffen tragen und ihre arabische Sprache war geächtet.

Das Zusammenleben mit den Altchristen verschlechterte sich deutlich und eskalierte 1568 in einem Bürgerkrieg in Granada. In der Folge kam es zu einer Welle von Verfahren gegen die Moriscos. Eine dritte Zielgruppe der Inquisition bildeten die Protestanten, sie war aber vergleichsweise klein.

Von 1630 bis 1720 konzentrierte sich die Inquisition auf die moralischen und religiösen Verfehlungen der Altchristen: Bigamie, Zauberei, Aberglaube. Auch die Conversos gerieten noch mal ins Visier. Hexerei wurde, im Gegensatz zu den staatlichen Gerichten wie etwa in Deutschland, bis auf wenige Ausnahmen nicht mit dem Tode bestraft.

Nach 1730 ging die Zahl der Verurteilten deutlich zurück, 1834 stellte die spanische Inquisition ihre Tätigkeit endgültig ein. Der italienische Historiker Andrea Del Col, einer der besten Kenner der Materie, schätzt, dass im Laufe von 300 Jahren spanischer Inquisition etwa 12.000 Menschen hingerichtet wurden.

Kupferstich von Bernard Picart: Spanisches Inquisitiosgericht während einer öffentlichen Sitzung auf der Plaza Mayor in Madrid

Inquisitionsgericht in Madrid

Quelle: SWR | Stand: 20.04.2020, 10:00 Uhr

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