Eine Frau bekommt ein Tattoo am Arm gestochen.

Tätowierungen

Tätowierstile – so vielfältig wie die Menschen

So vielseitig wie die Techniken des Tätowierens sind seine Stilrichtungen. Einige davon, wie die keltischen Ornamente, überdauern bereits Jahrhunderte. Andere, wie Comic- oder Fantasy-Motive, spiegeln den Geist unserer Zeit wider.

Von Beatrix von Kalben

Keltische und Tribal-Motive

Typisch für den keltischen Tätowierungs-Stil sind verschlungene Zeichnungen, Flechtwerke und Spiralmuster. Die meist schwarzen Muster gehen auf Buchmalereien irischer Mönche im frühen Mittelalter zurück.

Neben den keltischen Verzierungen erfreut sich der Tribal-Stil großer Beliebtheit. Die schwarzen, scherenschnittartigen Ornamente mit stark geometrischer Ausrichtung gehen auf die Tatau-Elemente der Polynesen zurück, die dem Tattoo seinen Namen gaben.

Die Seefahrer, die die Hautkunst der Polynesen im 18. Jahrhundert nach Europa brachten, entwickelten schnell ihren eigenen Stil. Die "Traditionals" genannten maritimen Bilder der Matrosen – wie Segelschiffe, Anker, Kreuze, Meerjungfrauen und von Dolchen durchstoßene oder von Flammen umzüngelte Herzen – folgen einer eigenen, einfach strukturierten Symbolsprache.

Ein Leuchtturm mit dem Namen der Heimatstadt sollte dem Seefahrer Glück auf seinen Reisen bringen, eine Madonna oder Jungfrau Maria stand für die Nähe zu Leben und Tod. Ein Anker bedeutete, dass sein Träger den Atlantischen Ozean überquert hatte.

Maori mit Tätowierungen im Gesicht

Auch heute modern: die Tribal-Muster der Polynesier

Delfine, Indianer, Totenköpfe

Zu den Dauerbrennern unter den Tattoos zählen Natur-Bilder mit Tieren und Pflanzen. Viele Frauen mögen die natürlichen Motive – man denke an die Rose auf der Schulter oder an den Delfin, der sich unterhalb von so manchem Bauchnabel tummelt.

Ebenfalls mit der Natur verbunden sind Indianer-Tattoos. Diese haben wenig mit den ursprünglichen Hautbildern Nordamerikas zu tun, sondern drücken mehr eine Wildwestromantik à la Lederstrumpf und Winnetou aus.

Gern genommen sind die Köpfe stolzer Häuptlinge, aber auch Tiere, die man allgemein mit der Welt der Indianer verbindet: Adler, Falken oder Bären. Besonders Hippies und Biker entdeckten in den 1960er- und 1970er-Jahren die Prärie-Motive für sich. Viele Träger von Indianer-Tattoos bekunden damit ihre Sympathie mit den Indianerstämmen.

In den 1970ern boomten düstere Horror- und Todes-Bilder. Grinsende Totenköpfe und Skelette hatten sich vorher nur die Soldaten beider Weltkriege stechen lassen, die täglich mit dem Tod konfrontiert gewesen waren.

Vor allem Biker drückten mit Bildern von Teufeln, Hexen oder Zombies ihre Angst vor der Zukunft und ihre Verachtung der Gesellschaft aus. Eine Zeit, in der die schwermütige, Vernichtung und Verderben spiegelnde Heavy Metal-Musik ebenso in Mode kam wie Horrorfilme nach dem Muster von "Halloween" oder "Freitag, der 13."

Ein Tätowierer tätowiert einen Wolfskopf

Tiermotive sind nach wie vor beliebt

Micky Maus, Elfen, Roboter

Sinnfrei und bunt geht es in der Stilrichtung "Comic" zu. Ob Superman, Micky Maus oder Fred Feuerstein – erlaubt ist, was gefällt. Das gilt auch für Porträts von Prominenten. Besonders populär sind möglichst realistische, fotoartige Abbilder verstorbener Helden wie Martin Luther King, James Dean oder Marilyn Monroe.

Die Figuren aus Tolkiens Hobbit-Welt liefern die Motive für den "Fantasy"-Stil. Zahllose Prinzessinnen, Elfen, Zauberer und Kobolde bahnen sich aus den Büchern dieser literarischen Gattung ihren Weg auf die Haut ihrer Fans.

Eine weitere Stilrichtung vereint Fantasy und Science Fiction. Inspiriert sind die neuen Motive von den biomechanischen Plastiken und Bildern des Schweizer Künstlers H.R. Gigers.

Auf biomechanischen Tattoos fusioniert der Mensch mit der Maschine. Androiden und Roboter mit humaner Hülle reißen sich den Leib auf, zum Vorschein kommt chromblitzendes Metall. Klaffende Oberschenkel geben den Blick frei auf ein inneres Räderwerk – oder lose Kabel hängen aus der Bauchdecke heraus.

Viele Tätowierer schließen sich keinem bestimmten Stil an, sondern stellen mit individuellen Kundenanfertigungen namens "Customs" die einzigartigen Eigenschaften der Menschen, die sie tätowieren, in den Vordergrund.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 29.07.2019)

Quelle: WDR

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