'Maria mit dem Kind' von Carlo Maratta

Religion

Maria

Für Christen ist Maria die Mutter Gottes und bekommt deshalb viele Superlative zugeschrieben: Sie gilt als die schönste aller Frauen, sie ist über alle Grenzen hinweg bekannt und von ihr wurden in der Geschichte die meisten Porträts gemalt.

Von Sabine Kaufmann

Die historischen Quellen

Niemand sonst trägt so viele Beinamen und Titel wie Maria: Sie ist die Mutter und erste Jüngerin von Jesus Christus, sie ist die neue Eva, die unbefleckte Empfängnis. Maria ist aber auch die Himmelskönigin und die reine Magd des Herrn, nicht zu vergessen die Schmerzensmutter ("Mater dolorosa"), die Trösterin der Betrübten und Schutzpatronin der Gläubigen. Die Liste ihrer Namen ließe sich beliebig verlängern.

Die Geburtsevangelien des Matthäus und des Lukas sind die ältesten Texte, die Maria beschreiben. Wichtig für die Menschen war die Frage, wer Maria eigentlich war. Denn Gott suchte sich ja nicht einen beliebigen Menschen aus, um seinen Sohn zu gebären.

Entsprechend wurden die Funktion und die Bedeutung Marias, wie etwa in den Apokryphen, immer weiter ausgebaut. Auch kamen im Laufe der Zeit legendarische Ausschmückungen und fromme Erzählungen hinzu.

Die wichtigste und glaubwürdigste Schrift über Maria ist aber das Protoevangelium des Jakobus, das in der Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden ist und sich auf die Evangelien bezieht. Es beschreibt das Leben Marias am ausführlichsten.

Marias Eltern

Die Eltern von Maria hießen Joachim und Anna. Als Ausgangspunkt in den Marienleben wird die Szene beschrieben, als dem gläubigen Juden Joachim das Opfer im Tempel verweigert wird, weil er kinderlos ist. Betrübt kehrt er zu seinen Herden zurück. Im Traum erscheint ihm ein Engel, der ihm verkündet, dass seine Frau Anna eine Tochter zur Welt bringen wird, die Maria heißen soll.

Joachim eilt nach Jerusalem zurück. An der goldenen Pforte des Tempels begegnet er seiner Frau Anna. Auch sie hatte eine Erscheinung des Engels. Überglücklich teilen sie sich die frohe Nachricht mit.

Wie den beiden verkündet wurde, bringt Anna ihre Tochter Maria zur Welt. In Jerusalem, in der Nähe des Bethesda-Teiches, errichteten Seefahrer die Kirche Mutter Anna. Hier verehren die Christen noch heute die Stelle der Geburt Mariens.

17. Jahrhundert, Öl auf Leinwand, Mutter und Sohn

Die heilige Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben

Nach drei Jahren bringen die Eltern Maria in den Tempel. Hier soll sie bis zur Vermählung erzogen werden. Viele Freier aus dem ganzen Land kommen, um Maria zu ehelichen. Doch unter allen Bewerbern ist allein der Zimmermann Josef würdig genug, um Maria zur Frau zu nehmen.

Josef und Maria leben zusammen in Nazareth. Dort geschieht auch das Ereignis der Verkündigung. Und wie es der Engel vorhergesagt hat, bringt Maria einen Sohn zur Welt, dem sie den Namen Jesus gibt.

Die Geburt Jesu

Doch das Unglaubliche ging der Geburt voraus. Der Erzengel Gabriel erscheint Maria und verkündet ihr, dass sie ein Kind bekommen wird, ohne mit einem Mann zusammengewesen zu sein. Der Himmelsbote erklärt Maria, dass der heilige Geist über sie kommen werde. Ihr Kind sei heilig, denn es sei Gottes Sohn. Und Maria glaubt, was ihr gesagt wird.

Nach der Verkündigung zieht Maria hinauf ins Bergland von Judäa, um ihre Cousine Elisabeth zu besuchen. Als Elisabeth Maria sieht, freut sie sich sehr und prophezeit ihr, sie werde ein göttliches Kind empfangen. Einige Monate bleiben die Frauen zusammen.

Ein Gesetz befiehlt Maria und ihrem Mann Josef, nach Bethlehem zu ziehen, um sich dort registrieren zu lassen. In Bethlehem bringt Maria schließlich ihren verheißenen Sohn zur Welt. Die Geburtskirche in Bethlehem ist einer der wichtigsten Glaubensorte der Christen. An der Stelle, wo sich der Stern befindet, soll Christus geboren worden sein.

Maria und Jesus

Maria hat ein dramatisches Leben vor sich. Nach der Geburt muss sie nach Ägypten fliehen, um ihren neugeborenen Sohn vor der Verfolgung durch Herodes zu bewahren. Nach zwei Jahren kehrt die Familie in ihre alte Heimatstadt Nazareth zurück.

Jesus wird erwachsen und verbringt viel Zeit im Tempel. Er kümmert sich weniger um seine Familie, als um Menschen, denen es schlecht geht und die am Rande der Gesellschaft stehen.

Jesus ist familienkritisch eingestellt. Auch gibt es Spannungen im Verhältnis zwischen Maria und Jesus. In der Bibelstelle, die die Hochzeit von Kanaa beschreibt, distanziert sich Jesus von seiner Mutter, indem er fragt: "Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?" Und im Markusevangelium fragt Jesus: "Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?" Jesus lässt sich nicht durch seine Familie vereinbaren, der neue Glaube ist wichtig.

Gemälde "Christus im Haus seiner Eltern" von 1849/50

Gemälde "Christus im Haus seiner Eltern"

Die schwere Stunde Mariens

Dennoch wird Maria die erste Jüngerin Jesu. Sie folgt ihm nach Jerusalem zu seinem letzten Passahfest und muss mit ansehen, wie ihr Sohn gefoltert und gekreuzigt wird.

Am Kreuz fordert Jesus seine Mutter Maria und seinen Lieblingsjünger Johannes auf, sich gegenseitig als Mutter und Sohn anzuerkennen: "Siehe dein Sohn, siehe deine Mutter". Maria wird auch beim Ereignis von Pfingsten erwähnt, wie sie betend und wartend in der Runde der Jünger auf die Erleuchtung durch den Heiligen Geist wartet.

Nach den aufregenden Ereignissen von Jerusalem zieht Maria schließlich nach Ephesus in Kleinasien. Hier lebt sie bis zu ihrem Tod.

Quelle: SWR | Stand: 17.12.2019, 15:20 Uhr

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