Bestattungsrituale bei Juden, Moslems und Christen

Religionen sehen den Tod nicht als Ende, sondern als Beginn eines neuen Zustands: Er ist das Tor zum ewigen Leben. Der Tod ist also religiös betrachtet etwas Glückliches, Erstrebenswertes. Dem gegenüber steht die menschliche Angst vor dem Tod und die Trauer der Hinterbliebenen. Trauerrituale sollen diese beiden Aspekte miteinander in Einklang bringen.

Trauernde Juden beerdigen ihre Toten

Im Judentum kümmert sich nach dem Eintreten des Todes die Heilige Bruderschaft (Chevra Kadischa) der jeweiligen Gemeinde, um den Leichnam: sie wäscht ihn, kleidet ihn an und bringt ihn zum Friedhof. Das muss innerhalb von 24 Stunden geschehen.

Im Judentum kümmert sich nach dem Eintreten des Todes die Heilige Bruderschaft (Chevra Kadischa) der jeweiligen Gemeinde, um den Leichnam: sie wäscht ihn, kleidet ihn an und bringt ihn zum Friedhof. Das muss innerhalb von 24 Stunden geschehen.

Nach dem Ritus werden die Toten nur in einem Leinentuch beerdigt. In Ländern außerhalb Israels werden auch schlichte Särge ohne Metall verwendet. Die Erdbestattung (Kevura) ist Pflicht im Judentum: Der Mensch soll vollständig in seinem angestammten Körper wieder auferstehen. Die Gräber werden in Richtung Jerusalem ausgerichtet, denn von dort soll der Messias zum jüngsten Gericht rufen.

Das Grab eines Menschen ist im jüdischen Glauben heilig. Es darf nicht aufgelöst werden. Darum sind die alten jüdischen Friedhöfe häufig sehr stark belegt. Ein schlichter Grabstein verzeichnet den Namen des dort Bestatteten. Grabschmuck ist nicht üblich. Zum Gedenken werden von Grabbesuchern Steine auf das Grab gelegt.

Bei der Beerdigung spricht der älteste Sohn oder ein anderes Familienmitglied das Trauergebet Kaddish in aramäischer Sprache. Ein Jahr lang wird das täglich wiederholt. Sieben Tage sitzt die Familie zur Shiw’a zusammen im Trauerhaus. Nachbarn und Gemeindemitglieder versorgen sie. Ein Jahr leben die Trauernden zurückgezogen. Mit der Setzung des Grabsteins am Jahrestag des Todes endet die Trauerzeit.

Im Islam begleiten den Sterbenden von der Familie gesprochene Koransuren in den Tod. Sein Kopf wird nach Mekka gerichtet. Nach dem Ableben wird der Körper gewaschen, gesalbt, mit Leinentüchern oder seinem Pilgergewand bekleidet und in ein Leinentuch eingeschlagen. Die genauen Vorbereitungsrituale unterscheiden sich zwischen Schiiten und Sunniten, den beiden Hauptrichtungen des islamischen Glaubens.

Die Teilnahme am Trauerzug und an der Bestattung sind im Islam den Männern vorbehalten. Jeder Moslem hat die Pflicht, einen Trauerzug zu begleiten und den Sarg auch ein kleines Stück mitzutragen - ein Akt, durch den Sünden vergeben werden. Die Bestattung soll noch am Todestag stattfinden. Auch im Islam ist nur die Erdbestattung erlaubt. Ein Verbrennen wäre eine Schändung des Leichnams.

Auf dem Friedhof wird der oder die Verstorbene aus dem Sarg gehoben und ins Grab gesenkt. Ein Helfer bettet ihn auf die rechte Seite in Richtung Mekka. In einer kurzen Zeremonie werden Trauergebete gesprochen. Dann helfen alle Trauernden beim Zuschütten des Grabes.

Auch im Islam ist das Grab heilig und bleibt auf ewig erhalten. Es wird als Warteraum vor der Prüfung durch Allah betrachtet. Die Grabstätten sollen einfach gehalten sein, denn im Islam sind alle Verstorbenen vor Allah gleich. Die Grabgestaltung ist unterschiedlich: Schiiten legen ihre Gräber ebenerdig an, während Sunniten häufig Grabhügel errichten.

Der heilige Schrift des Islams (Koran) ermahnt zu gemäßigter Trauer. Drei Tage trauert die Familie in Abgeschiedenheit und wird dabei von Freunden und Nachbarn versorgt. Danach kehrt die Familie in die Gemeinschaft zurück. Trauerfeierlichkeiten und -rituale halten Männer und Frauen voneinander getrennt ab. Nach 40 Tagen trifft sich die Familie erneut am Grab bei einem festlichen Essen. Nach 120 Tagen ist die offizielle Trauerzeit beendet.

Römisch-katholisch, orthodox, evangelisch oder anglikanisch – die Grupperungen im Christentum sind vielfältig. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Trauer- und Bestattungsrituale. Allen gemeinsam ist der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott.

Die Sterbesakramente – die Salbung mit gesegnetem Öl, die letzte Kommunion und der  priesterliche Segen – begleiten das Sterben bei gläubigen Katholiken. Auch die evangelisch-lutherische Kirche praktiziert die Salbung und Segnung von Sterbenden. Nach Eintreten des Todes wird der Leichnam traditionell gewaschen, eingekleidet und bis zu 48 Stunden aufgebahrt. In manchen Regionen wird ein Aussegnungs-Gottesdienst im Sterbezimmer abgehalten, bei dem der Tote zum letzten Mal gesegnet wird.

Die Erdbestattung auf einem Friedhof war jahrhundertelang die einzig akzeptierte Form der christlichen Beisetzung. Wie bei Juden und Moslems soll auch bei den Christen der Verstorbene mit seinem Körper wieder auferstehen können. Die Trauerfeier findet in einer Kirche oder Kapelle oder auch direkt am offenen Grab statt. Die Trauernden helfen symbolisch beim Begräbnis, indem sie etwas Erde oder Blumen auf den Sarg werfen.

Die Trauerfarbe des Christentums ist schwarz. In früheren Zeiten gab es genaue Vorschriften, wann und wie die Trauerkleidung variiert werden durfte. Traditionell dauert die Trauerzeit ein Jahr. Sechs Wochen nach dem Todestag feiern die Katholiken eine Trauermesse, das Sechswochen(seelen)amt. Nach sechs Wochen oder 40 Tagen endet die erste Trauerphase.

Alljährlich zu Allerheiligen und Allerseelen, am 1. und 2. November, gedenken Katholiken ihrer Toten. Sie besuchen und schmücken dazu die Gräber. Die Protestanten erinnern sich an die Verstorbenen im Gottesdienst am letzten Sonntag vor dem 1. Advent, dem Totensonntag.

Stand: 27.01.2023, 14:05 Uhr

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