Verschiedene Behälter für Medikamente liegen geöffnet auf einem Tisch, Mann unscharf im Hintergrund

Selbsttötung

Hilfe bei Suizidgedanken

Viele Menschen denken im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal daran, sich selbst zu töten. Das Team des Krisenzentrums Dortmund gibt Rat und Hilfe für Menschen in einer Lebenskrise. Auch für Freunde und Bekannte, die von den Selbsttötungsgedanken erfahren.

Von dem Team des Krisenzentrums Dortmund/Aufzeichnung: Jürgen Dreyer

Grundsätzliches zum Thema Selbsttötung

  • Die meisten Menschen haben irgendwann in ihrem Leben Selbsttötungsgedanken.
  • Die Neigung zum Suizid (Suizidalität) hat in der Regel nichts mit einer Krankheit zu tun und wird nicht genetisch vererbt.
  • Selbsttötungsgedanken sind zumeist Ausdruck einer tiefen Lebenskrise, die aber überwindbar ist.
  • Es gibt Risikogruppen: depressive Menschen, Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige, alte Menschen, vereinsamte Menschen, Menschen, die bereits mehrere Suizidversuche unternommen haben oder in deren Familie es mehrere Suizide in der Vergangenheit gab.
  • Suizidgedanken haben Gründe: oft eine lange Kette von Enttäuschungen, Demütigungen und gescheiterten Lösungsversuchen.
  • Gefährlich sind die sogenannten Auslöser. Das sind die kurzen Situationen, die von außen oft unspektakulär erscheinen – aber wie der Tropfen wirken, der das Fass zum Überlaufen bringt.
  • Es ist entlastend, die Suizidgedanken oder -fantasien offen auszusprechen.
  • Massiv belastende Probleme und Krisen gehören zum Leben jedes Menschen und machen uns stärker, wenn wir sie im Leben lösen.
  • Hinter Suizidgedanken steht meist der sehnliche Wunsch nach einer radikalen Lösung, nach Ruhe und schneller Befreiung von einer starken Belastung oder ein Hilferuf – und nicht der Wunsch, tot zu sein.

Wenn Sie an Selbsttötung denken, sollten Sie...

  • ... sich lange Bedenkzeit geben, um eine Lösung im Leben zu finden, denn Suizid ist ein radikaler Lösungsversuch für ein vorübergehendes Problem.
  • ... mit einem vertrauten Menschen offen über ihre Selbsttötungsgedanken sprechen.
  • ... Hilfsangebote annehmen, auch wenn Sie im Augenblick wenig Zuversicht haben.
  • ... die Telefonseelsorge oder das Kinder- und Jugendtelefon anrufen.
  • ... professionelle Hilfemöglichkeiten aufsuchen: Beratungsstellen, Ärzte, Lehrer, Pfarrer.
  • ... sich Möglichkeiten ausdenken, um schwierige Zeiten zu überbrücken und die akuten Suizidgedanken zu bekämpfen. Zum Beispiel Rausgehen, Freunde besuchen, Kino, Sport.
  • ... sich in schützende Hände begeben (stationärer Aufenthalt), wenn Sie die Verantwortung für sich im Augenblick nicht übernehmen wollen oder können.

Wenn ein nahestehender Mensch an Selbsttötung denkt oder davon spricht, dann...

  • ... sind Sie in dieser Situation nicht an ein eventuell abgegebenes Schweigeversprechen gebunden.
  • ... behalten Sie keine Geheimnisse für sich, wenn sie zum Tod dieses Menschen führen können.
  • ... erkennen Sie ihre Grenzen. Denn Sie können nicht die Verantwortung für das Überleben eines Menschen übernehmen.
  • ... sprechen Sie mit vertrauten Menschen und weihen diese in Ihre Sorgen und Ängste ein. Holen Sie sich also Hilfe für sich selbst.
  • ... zeigen Sie Verständnis für die Situation der selbstmordgefährdeten Menschen, verkleinern Sie nicht deren Probleme, versuchen Sie nicht, sie umzustimmen, machen Sie ihnen keine Vorwürfe.
  • ... schauen Sie genau hin, hören Sie zu, seien Sie aufmerksam und nehmen Sie die Betroffenen ernst.
  • ... geben Sie nur solche Versprechen ab, die Sie wirklich einhalten können.
  • ... sollten Sie dabei wissen: Die Problemlösung steht nicht an erster Stelle. Vielmehr ist als erste Hilfe für die Betroffenen wichtig zu wissen, wie sie sich vor den drängenden Suizidgedanken schützen können.
  • ... lassen Sie sich nicht in einen Sog von Verzweiflung und Schuldgefühlen ziehen, sondern suchen Sie sich Unterstützung.
Ein gemaltes Schild mit der Aufschrift "Warum?", davor Kerzen und Blumen.

"Warum?" Die Frage der Trauernden

Wenn Sie einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren haben, dann...

  • ... erleben Sie möglicherweise schockartig eine dramatische Veränderung Ihrer Lebenssituation und geraten selbst in eine existenzielle Lebenskrise.
  • ... entwickeln Sie oft Gefühle von Schuld und Scham und quälende Selbstvorwürfe.
  • ... fällt es Ihnen schwer, ganz normale Trauer zu empfinden und Abschied von diesem Menschen zu nehmen.
  • ... brauchen Sie oft sehr lange (manchmal mehrere Jahre) um eine Einstellung zum Leben ohne die/den Verstorbene/n zu finden.
  • ... brauchen Sie Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geduld, verlässliche Beziehungen und emotionalen Halt.
  • ... brauchen Sie manchmal im besonderen Maße professionellen Beistand und Hilfe.
  • ... können Sie sich an Beratungsstellen, Krisentelefone, Selbsthilfegruppen und Trauergruppen wenden.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 13.01.2020)

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Quelle: WDR

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