Ein aufgeschlagenes altes Wörterbuch mit Begriffen aus der Räubersprache und deren Übersetzung ins Hochdeutsche.

Räuber

Räubersprache Rotwelsch

Geheimsprachen von Räubern oder Bettlern nennt man auch Rotwelsch. Diese Sprachen stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl und waren dabei auch eine Art Fachsprache.

Von Ermengard Hlawitschka-Roth

Die Fachsprache der Räuber

Rotwelsch zu "schallen" (sprechen) diente früher den Räubern der geheimen Verständigung untereinander, wenn andere nicht mithören sollten. So war es möglich, ohne Probleme eine "Maloche" (Diebstahl) zu planen, selbst wenn Gendarme (also Polizisten) oder gar das Opfer selbst im Raum waren.

Wenn sich die Räuber damals unterhielten, ging es meist um kleinere oder größere Diebstähle, um Einbrüche oder Kutschenüberfälle – aber auch um Angst, denn für die Räuber gehörte Angst zum Alltag.

Am meisten fürchteten sie, verraten zu werden und am Galgen zu enden. Aber sogar diese Aussicht bekam in der "Räuberlogik" noch einen tröstenden Aspekt: Am Galgen starben nicht die einfachen, dummen Bettler, sondern nur die wahrhaft großen Räuber – die, die später einmal als berühmte Männer in die Geschichte eingehen würden.

Räuberleben als Endstation

Den meisten Räubern, Gaunern, Bettlern oder Vagabunden war eine Rückkehr in die Gesellschaft verwehrt. Sie lebten Tag für Tag auf der Straße, meist mit der ganzen Familie. So entstanden im Laufe der Zeit – nicht selten auch in bewusster Abgrenzung zu den Sesshaften – eigene Lebensformen und Traditionen, eine Art Subkultur.

Dazu gehörte auch eine eigene Sprache: das Jenisch oder auch Rotwelsch. Es enthielt Elemente aus dem Jiddischen und der Sprache von Sinti und Roma. Dialekte verschiedener Landschaften mischten sich im Laufe der Zeit ebenso dazu.

Gaunergespräch aus dem 18. Jahrhundert

Ein Gespräch unter Gaunern im 18. Jahrhundert hat Uli Rothfuss in seinem Buch "Schäffer, Räuberfänger" aufgeführt. Es geht – wie sollte es anders sein – um einen Einbruch:

  • "In der Grillische-Käfermärtine z'Herrenberg do scheft e' grandiger Socht, der ist dof zmalochet". (Im Württembergischen zu Herrenberg ist ein rechter Laden, der ist gut zu plündern)
  • "Dean Socht weand m'r maloche!" (Den Laden wollen wir plündern!)
  • "M'r brauche a' Rawine" – "Herrles in der Schambutter scheft n'Rawine". (Wir brauchen eine Leiter – Hier in der Scheune ist eine Leiter)
  • "Heimdig!" schmußt der eine, "der Sochter herrle's am Kleppert, der uns so grandig anlenzt, hat Farmaker!" (Sei still, Der Kaufmann, der da am Tisch sitzt und uns so groß ansieht, der versteht unsere Sprache!)
  • "Des scheft schofel, wir maloche schiebis sonst zopft m' uns Krank" (Das ist bös, wir wollen machen, dass wir wegkommen, sonst nimmt man uns gefangen!)
  • "Se zaint den Baiser und malochet schiebis" (Sie zahlten den Wirt und gingen sogleich)
Ein aufgeschlagenes altes Wörterbuch mit Begriffen aus der Räubersprache und deren Übersetzung ins Hochdeutsche.

Gaunerwörterbuch M - Z


Quelle: SWR | Stand: 10.08.2020, 14:16 Uhr

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