Gold

Wie wird der Goldpreis festgesetzt?

Von Lydia Drozdzynski und Corinna Wawrzyniak

Es dauert nur fünf Minuten und ist doch von entscheidender Bedeutung für den täglichen Goldhandel auf der ganzen Welt: Das sogenannte "Fixing", die Festsetzung des Goldpreises.

Seit 1919 treffen sich jeden Werktag um 10:30 Uhr und um 15:30 Uhr fünf Vertreter traditionsreicher Banken, darunter der Vertreter des Hauses Rothschild als Leiter des Fixings, im Handelshaus N M Rothschild & Sons in London.

Das Prozedere zur Festsetzung des Goldpreises ist jeden Tag gleich: Die fünf Bevollmächtigten sitzen an einem runden Tisch in einem holzgetäfelten Raum der Londoner Bank. Der Fixing-Chef nennt den Eröffnungskurs. Jeder Teilnehmer informiert daraufhin telefonisch den Goldhändler seiner Bank, der den aktuellen Kurs an die Kunden weiterleitet, deren Bestellungen (Orders) entgegennimmt und diese wiederum zurück an seinen Chef meldet.

Werden mehr Käufe getätigt als Verkäufe, erhöht der Leiter des Fixings den Preis. Übersteigen die Verkäufe die Käufe, senkt der Leiter den Preis. Dies geschieht so lange, bis sich Angebot und Nachfrage die Waage halten. Täglich werden so bis zu 20 Tonnen Gold bewegt.

Am Ende des Verfahrens vergewissert sich der Leiter nochmals der Zustimmung aller Bankvertreter. Hebt einer von ihnen das vor ihm stehende Fähnchen, protestiert er. Dann wird noch weiter "gefixt" – bis der Leiter das Ritual mit den Worten "The price is fixed!" beendet.

Der Goldpreis für die Börse wird jeden Tag neu festgelegt | Bildquelle: newspixx vario images/Ulrich Baumgarten

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 05.11.2018)