Die Geschichte des Goldes

Planet Wissen 21.11.2023 02:21 Min. UT Verfügbar bis 27.11.2025 WDR

Wirtschaft

Gold

Schon vor 5000 Jahren hatte der Mensch das Gold für sich entdeckt. Sowohl sein großer Wert als auch seine Schönheit machten Gold zum Symbol der Könige und Götter.

Von Lydia Drozdzynski

Das alte Ägypten und das Gold

Dank der Unvergänglichkeit des Goldes haben wir Zeugnisse der Kultur der Sumerer (ab 2800 vor Christus), deren Stadtstaaten in Mesopotamien lagen, dem heutigen Irak.

Die altägyptischen Pharaonen hielten sich für Abkömmlinge des Himmelsgottes Horus und dementsprechend überhäuften sie sich und ihre Umgebung mit Gold. Im alten Ägypten, wo Silber viel seltener war und teuer importiert werden musste, erhielt das Gold eine wichtige Rolle im Mythos und Glauben.

Die Schönheit und Symbolik machten Gold zum Kennzeichen der Könige und Götter. Alle Opfer- und Schmuckgegenstände, die Könige und Priester benötigten, waren aus Gold.

Im 15. Jahrhundert vor Christus eroberte Pharao Thutmosis III. Babylon in einem goldenen Streitwagen. Er brachte eine Menge Gold nach Ägypten, das stetig durch die Förderung aus den Mienen in Nubien (dem heutigen Sudan) und der arabischen Halbinsel ergänzt wurde.

Die Ägypter unterhielten einen professionellen Bergbau, in dem Tausende Sklaven arbeiteten. Gold war ein Symbol von Macht, Prestige und Unsterblichkeit.

Goldene Totenmaske aus Ägypten

Für die Ägypter hatte Gold einen hohen mythischen Stellenwert

Die Schätze der alten Gräber

1870 legte Heinrich Schliemann den legendären Schatz von Troja frei. Die Fundstätte barg an die 9000 goldene und silberne Gegenstände. Schliemann vermutete, dass die Bewohner von Troja den Schatz vor Plünderungen durch die Griechen geschützt und vergraben hatten.

Am 4. November 1922 entdeckte der britische Archäologe Howard Carter einen der größten Schätze der Weltgeschichte: das Grab des Tutanchamun, der im 14. Jahrhundert vor Christus gelebt hatte.

Tutanchamuns Grabkammer geöffnet (am 16.02.1923)

WDR ZeitZeichen 16.02.2018 14:18 Min. Verfügbar bis 14.02.2028 WDR 5


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Die Archäologen fanden die Mumie des Pharaos von drei Särgen umgeben, wobei der innere aus massivem Gold bestand und mehr als 180 Kilogramm wog. In der Grabkammer befanden sich unter anderem noch ein Streitwagen aus weißem Gold, goldene Ruhebetten, Tutanchamuns Thronsessel und zahlreiche Statuen.

Geld und Gold im Altertum

Bereits 550 vor Christus ließ wohl der legendäre Herrscher Krösus in Lydien (an der Mittelmeerküste Kleinasiens in der heutigen Türkei gelegen) die ersten Münzen aus Gold und Silber prägen.

Einige Wissenschaftler vermuten aber, dass in anderen Teilen der Welt und in China bereits viel früher Münzen benutzt wurden. Da im Chinesischen das Wort für "Gold" und andere Metalle gleich ist, kann man über die Beschaffenheit der Münzen nichts sagen.

Die Ägypter trieben Handel mit Ringen und Edelmetallbarren, den sogenannten Talenten. Ein Talent wog etwa 8,5 Gramm.

Athen wurde durch den Abbau von Silber reich. Dank der Silbervorkommen im Laurion-Gebirge konnten die Athener eine einheitliche Währung schaffen – die Drachme. Die Eule auf der Münze garantierte von Staats wegen das Gewicht und den Metallgehalt der Münze.

Silbermünze mit Eulenmotiv

Die Athener Eule garantierte das Gewicht und den Metallgehalt der Münze

Gold und der Kampf um die Weltherrschaft

Im 4. Jahrhundert vor Christus strebte Alexander der Große die Eroberung weiter Gebiete der damals bekannten Welt an. Um Kriege zu führen, brauchte er Gold, und das hatte ihm bereits sein Vater Phillip II. von Makedonien in Form von Goldminen vererbt.

Alexander musste jedoch seine Macht durch die Eroberung anderer reicher Staaten stützen. Er besetzte die reichen Ländereien des Nahen Ostens: Persien (Iran) und Baktrien (heute Afghanistan), dann Ägypten.

Nachdem er die persischen Reichsschätze erobert hatte, strebte er weiter gen Osten. Er brachte ungeheure Reichtümer nach Hause und verteilte sie großzügig an das Volk. Dadurch wurde die Wirtschaft angekurbelt. Er starb mit nur 33 Jahren, doch die Auswirkungen seines Handelns überdauerten ihn für lange Zeit.

Gemälde: Alexander der Große zieht in Babylon ein

Alexander der Große eroberte innerhalb kurzer Zeit ein Weltreich

Das Römische Imperium

Rom benötigte enorm viel Gold, um das riesige und stetig wachsende Weltreich unterhalten zu können. Innerhalb weniger Jahrhunderte gelang es den Römern, alle ergiebigen Edelmetallvorkommen von Spanien über Britannien und Dakien (Rumänien) bis Kleinasien zu kontrollieren.

Aber nicht nur dem Imperium brachte das Gold Vorteile, auch einzelne Personen konnten davon profitieren. Gaius Julius Caesar war zum Beispiel hoch verschuldet, als er im Jahre 61 vor Christus als Statthalter nach Spanien ging.

Antike Büste von Julius Caesar

In Spanien kam Cäsar zu Reichtum und Einfluss

Es war ein einträgliches Geschäft. Denn in nur einem Jahr schaffte er es, seine Schulden zu bezahlen und ein Bündnis mit seinen Gegenspielern Crassus und Pompeius einzugehen, das unter dem Namen "Triumvirat" (Dreimännerherrschaft) in die Geschichte einging und in den nächsten Jahren Rom regierte.

Durch Eroberungskriege brachten die römischen Feldherren das Edelmetall in das Reich. Cäsar war in diesem Punkt sehr erfolgreich. Er verteilte die Beute unter das Volk, das ihn sehr schätzte und auch nicht rebellierte, als er sich zum Diktator ernennen ließ.

Julius Cäsar

01:41 Min. UT Verfügbar bis 27.09.2027 Von Franziska Schwarck, Claudio Como

Luxus und Dekadenz beherrschten Rom in den folgenden Jahrhunderten, doch außer Gold besaß das Weltreich kaum eigene Güter. Die Herrscher vernachlässigten die Modernisierung der Minen. Die Edelmetallvorräte gingen zur Neige und es wurde immer schwieriger, das Reich zu unterhalten.

Mit der schwindenden wirtschaftlichen Kraft verschwand auch zunehmend die militärische Stärke, bis das Römische Reich im 4. Jahrhundert nach Christus langsam zerfiel.

Zwei römische Goldmünzen

Jeder römische Kaiser ließ seine eigenen Goldmünzen prägen

Die Alchimie und das Gold

Die Wurzel des Wortes "Alchimie" liegt im arabischen "Al-Kimiya", was soviel wie "Die Kunst der Ägypter" bedeutet. Aus dem alten Ägypten gelangte sie über Spanien nach Europa.

Die Alchimie ist eine alte chemische und naturphilosophische Lehre, die mit Stoffen und Elementen experimentierte. Praktiziert wurde sie bereits im Altertum, erfuhr ihre Blüte im Mittelalter und wurde in der Neuzeit schrittweise von der modernen Chemie abgelöst.

Die naturphilosophische Lehre von Aristoteles (384-322 vor Christus) gab Grund zu der Annahme, dass das Gold im Innern des Erdreiches aus anderen Metallen gebildet wird. Der Mensch wollte diesen Prozess in einem Labor nachahmen und Gold künstlich herstellen.

Könige und Päpste stellten Alchimisten ein, um sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Zudem wollten sie den "Stein der Weisen" finden, mit dem sie ein unedles Metall in Gold transformieren oder ein "Lebenselixier" brauen konnten.

Viele Fürsten im Mittelalter litten an Goldmangel, deshalb unterstützten sie die Alchimisten – oder sie jagten sie. Johann Friedrich Böttger wurde vom Kurfürsten Friedrich August von Sachsen ("August der Starke") gefangen genommen und gezwungen, Gold zu erzeugen.

1708 erfand er dabei durch Zufall das Porzellan, das später "Weißes Gold" genannt wurde. Der Fürst war zufrieden und begann in Meißen mit der Produktion. Böttger starb verarmt einige Jahre später.

Die moderne Chemie verdankt der Alchimie viele Verfahren wie das Destillieren und Filtrieren und Verbindungen wie zum Beispiel Ammoniak, Äther oder Phosphor. Gold allerdings konnten die Alchimisten jedoch nie künstlich herstellen.

Gemälde: Zwei Alchimisten im Labor

Die Alchimisten des Mittelalters wollten Gold künstlich herstellen

Kolumbus und die spanischen Eroberer

Als Christoph Kolumbus aus Genua 1492 zu seiner ersten Reise über den Atlantik aufbrach, träumte er neben dem Beweis einer direkten Seeroute nach Asien auch von Gold und Ehrentiteln, wie zum Beispiel "Admiral des Ozeans" und Vizekönig der von ihm entdeckten Gebiete.

Insgesamt brach er viermal zu Kreuzfahrten auf, um Gold und exotische Waren ins spanische Königreich zu bringen. Das Königspaar Isabella und Ferdinand von Spanien finanzierte mal willig, mal unwillig diese Reisen. Kolumbus und seine Besatzung eroberten und unterwarfen Inseln wie Puerto Rico, Kuba und Jamaika.

Gemälde des Seefahrers Christoph Kolumbus

Christoph Kolumbus

Ihnen folgten in den nächsten Jahrzehnten erbarmungslose und gierige Eroberer, unter ihnen Hernán Cortéz und Francisco Pizarro. Sie töteten einen großen Teil der indianischen Bevölkerung der Azteken, der Maya und der Inka.

Sie raubten und zerstörten ihre Kultur und ermordeten ihre Häuptlinge, immer auf der Suche nach Gold und Reichtum. Spanien wurde durch die Beutezüge zur reichsten Nation des 16. Jahrhunderts. Die Konquistadoren hinterließen dabei eine Spur der Verwüstung von Mexiko bis Peru.

Kolorierter Stich: Inka tragen Gold zu Pizarro.

Die Spanier raubten den Inka Unmengen an Gold

Die Neue Welt und das Gold

Als die Vereinigten Staaten von Amerika 1776 ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone erklärten, besaß der junge Staat keine eigenen Gold- und Silbervorräte. Das herausgegebene Papiergeld hatte keine Deckung und führte zur Inflation. Die einzigen bedeutenden Goldvorkommen wurden in North Carolina entdeckt.

Die USA beendeten 1848 ihre Kämpfe mit Mexiko, indem sie 15 Millionen Dollar für ein großes Gebiet von Texas bis Kalifornien bezahlten. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass in Kalifornien Tage zuvor in der Nähe einer Sägemühle Gold gefunden worden war.

Die Entdeckung führte zum ersten und größten Goldrausch in der Geschichte der USA. Hunderttausende Menschen zog es nach Kalifornien, mit dem Schiff oder über Land. Im Jahrzehnt nach der Entdeckung wurde in Kalifornien Gold im Wert von über einer halben Milliarde Dollar gefunden – fast das 35-fache des Betrags, den die USA für die Gebiete an Mexiko gezahlt hatten.

Wegen der hohen Goldvorkommen und der zunehmenden Besiedlung wurde Kalifornien bereits 1850 zum 31. Bundesstaat der USA erklärt. In den 1860er- und 1870er-Jahren fand der nächste Goldrausch am South Platte River in Colorado statt. Auch hier führten das Goldvorkommen und die steigende Bevölkerungszahl schnell dazu, dass Colorados zum Bundesstaat erklärt wurde.

Beginn des Goldrauschs am Yukon (am 16.08.1896)

WDR ZeitZeichen 16.08.2021 14:34 Min. Verfügbar bis 17.08.2099 WDR 5


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Der letzte große Goldrausch in der Geschichte der USA ereignete sich am Klondike River in Alaska. Nennenswerte Goldfunde beschränkten sich zwar auf die Jahre 1896-1898, doch der Goldrausch am Klondike River fand in vielen Werken der Literatur und Filmgeschichte Einzug und wurde dadurch zum bekannsteten.

Schwarzweiß-Foto: Drei Goldgräber an einem Fluss

Der letzte Goldrausch fand am Klondike River in Alaska statt

Heute lagern die US-Goldreserven im Militärstützpunkt Fort Knox im Bundesstaat Kentucky. Rund 500 Eisenbahnwaggons waren seit 1936 nötig, um nach und nach sämtliche Goldbarren des Landes dorthin zu verfrachten.

Fort Knox gilt seitdem als das am besten bewachte Gebäude der Welt. Ein Diebstahl des Goldes ist sowohl wegen der hohen Sicherheitsvorkehrungen als auch wegen des enormen logistischen Aufwandes nahezu ausgeschlossen.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 30.11.2020)

Quelle: WDR

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