Was ist Geld?

Planet Wissen 20.10.2023 02:07 Min. Verfügbar bis 11.04.2028 ARD-alpha

Wirtschaft

Geld

Geld kann viel Gutes, aber auch Schlechtes bewirken. Nur wer sich mit Geld auskennt, kann bei diesem wichtigen Thema mitreden und mitentscheiden.

Von Beate Krol

Die Macht des Geldes

Ohne Geld geht nichts. Das wissen ganz besonders diejenigen, die keines haben: die Armen dieser Welt. Zwei US-Dollar stehen ihnen am Tag zur Verfügung. Das reicht oft nicht einmal für sauberes Wasser und Essen. Eine Wohnung, Strom, Möbel, Bildung und Medikament sind unerschwinglicher Luxus.

Dagegen sind andere Menschen unermesslich reich. Sie haben mehr Geld als manche Staaten und können über Spenden Einfluss auf die Politik nehmen oder – wie es der US-Hegdefondsgründer Paul Singer in Argentinien tat – sogar einen Staat in die Knie zwingen.

Das Geld verleiht aber nicht nur denjenigen Macht, die es besitzen, sondern auch denjenigen, die es verteilen und erschaffen. Das sind die Banken. Sie schöpfen gut 80 Prozent des neuen Geldes und besitzen damit ein mächtiges Privileg. Auch das war ein Grund dafür, warum die Staaten in der Finanzkrise marode Banken retteten.

Eine Hand gibt einer anderen Hand Geldscheine

Money makes the world go round

Der Wert des Geldes

Gleichzeitig ruht die Macht des Geldes und des bestehenden Geldsystems auf erstaunlich tönernen Füßen: dem Vertrauen der Menschen.

Nur weil alle akzeptieren, dass man für Geld Waren und Dienstleistungen erhält, ist das Geld in Form von Scheinen, Münzen und Zahlen auf dem Konto etwas wert. In dem Moment, in dem die Menschen dem Geld das Vertrauen entziehen, verliert es seine Bedeutung.

Beispiele dafür findet man vor allem im Zusammenhang mit großen Krisen. So kam es in der Weimarer Republik zur Hyperinflation, weil sowohl das Kaiserreich als auch die Nachkriegsregierungen die Geldmenge ausgeweitet hatten, um erst den Krieg und dann die Schulden zu finanzieren.

In der Folge verarmten nicht nur unzählige Menschen, es entstanden auch Schwarzmärkte, auf denen Waren mit Waren bezahlt oder im Tausch erworben wurden. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland einen regen Schwarzmarkthandel. Die bevorzugte Währung waren Zigaretten.

Die richtige Geldmenge

Die Angst vor einer Geldentwertung ist auch heute wieder präsent. Theoretisch sollte die Geldmenge an die Realwirtschaft gekoppelt sein und dem Wert der Waren und Dienstleistungen entsprechen. In der Praxis übersteigt die Geldmenge den Güterwert jedoch bei Weitem.

Dass es dennoch noch nicht zur Inflation gekommen ist, erklären Fachleute unter anderem damit, dass sowohl Privatleute als auch Unternehmen große Geldmengen horten. Dadurch droht paradoxerweise eine Deflation: Den Gütern und Waren steht zu wenig flüssiges Geld gegenüber.

Auf diese Weise verbilligen sich zwar viele Waren, was die Verbraucher erst einmal freut, die Unternehmen verdienen aber auch weniger an ihren Produkten, was im schlimmsten Falle zum Verlust von Arbeitsplätzen führt.

Ein wichtiges Thema ist deshalb die Frage, wie das gehortete Geld wieder in den Umlauf kommt. Eine Überlegung besteht darin, die Vermögensbesitzer und -verwalter dazu zu bringen, ihr Geld in öffentliche Infrastrukturprojekte zu investieren.

Allerdings würden sich die potenziellen Anleger wohl nur mit einer halbwegs hohen Rendite locken lassen. Woher die kommen soll, ist noch offen. Ein anderer Weg ist die Vermögensabgabe – ein Instrument, das in der Geschichte mehrfach zum Einsatz gekommen, aber sehr umstritten ist.

Stempel Deflation

In einer Deflation werden viele Waren billiger

Ideen für ein besseres Geld

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Ideen für eine grundlegendere Geldreform. Dazu gehört beispielsweise das sogenannte Vollgeld-Konzept, das eine rein staatliche Geldschöpfung vorsieht und neben den vier bestehenden staatlichen Gewalten noch eine fünfte Gewalt einrichten möchte: die Monetative, eine geldgebende Gewalt.

Die lange Zeit belächelte Idee wird  inzwischen in Fachkreisen ernsthaft diskutiert. Grund dafür ist eine Computersimulation des Internationalen Währungsforums, die ergab, dass die Finanzkrise von 2007 in einem Vollgeld-System deutlich milder ausgefallen wäre.

Eine andere Überlegung geht dahin, das Geldsystem stabiler zu machen, indem man es vielfältiger macht. Dazu sollen die offiziellen Landeswährungen durch Regionalwährungen ergänzt werden. Auch diese Idee wird heute ernster als vor der Finanzkrise genommen.

Auf Sardinien beispielsweise ist die Einführung einer Regionalwährung von der Europäischen Union (EU) gefördert worden. Ähnliche Überlegungen gibt es für Griechenland. In Deutschland gibt es seit vielen Jahren alternative Währungen. Die erfolgreichste ist der "Chiemgauer".

Eng verbunden mit den Regionalwährungen ist der Negativzins, eine weitere Reformidee. Liegt auf einem Geld ein Negativzins, wie es bei den meisten Regionalwährungen der Fall ist, verliert das Geld kontinuierlich an Wert.

Deshalb lohnt es sich nicht, es zu horten, sondern das Geld bleibt in Umlauf. Der Negativzins war lange tabu. Doch im September 2019 führte die Europäische Zentralbank einen Negativzins von 0,5 Prozent ein.

Foto von einem Geldschein KannWas

In Kiel gibt es die Regio-Währung "KannWas"

(Erstveröffentlichung 2014, letzte Aktualisierung 30.11.2020)

Quelle: SWR

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