Gemälde des trojanischen Pferdes

Archäologie

Troja

Eine griechische Flotte segelt in den Osten. Sie soll die nach Troja entführte Helena, die schönste Frau der Welt, zurück nach Griechenland holen. So schildert es das berühmteste und älteste Epos der Weltliteratur: die Ilias.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Wettstreit der Göttinnen

Homers Werke berichten vom Kampf um Troja, der Belagerung und dem Untergang der legendären Stadt in Kleinasien.

Am Anfang der Sage um Troja steht ein Wettstreit der griechischen Göttinnen Aphrodite (Göttin der Liebe), Pallas Athene (Göttin der Weisheit) und Hera (Frau des Göttervaters Zeus). Die drei streiten darüber, wer von ihnen wohl die Schönste sei.

Sie erscheinen Paris, dem jüngsten Spross des trojanischen Königshauses, und befragen ihn mit schmeichelnden Worten. Paris entscheidet sich für die betörende Aphrodite, die ihm dafür die schönste Frau der Welt zur Ehefrau verspricht. Die von Paris abgewiesenen Göttinnen hingegen schäumen vor Wut.

Statue von Paris

Königssohn Paris zieht den Zorn der Göttinnen auf sich

Raub der Helena

Eines Tages segelt Paris von Troja, das in Kleinasien liegt (in der heutigen Türkei), nach Griechenland und begegnet dort der schönsten Frau der Welt. Er ist sogleich unsterblich verliebt in die schöne Helena. Es dauert nicht lange und die Schöne erwidert die Gefühle des heftig werbenden Königssohns.

Doch Helena ist bereits verheiratet – mit Menelaos, König von Sparta. Paris nutzt die Abwesenheit des Königs und führt Helena fort nach Troja. Doch der trojanische Prinz nimmt nicht nur die Frau des Königs mit, er stiehlt zusätzlich auch noch die Schätze des Menelaos.

Ölgemälde: Entführung von Helena

Die Entführung der Helena löst den Trojanischen Krieg aus

Das Lager der Griechen

Der zweifach betrogene Menelaos ist außer sich vor Wut angesichts einer so dreisten Verletzung des heiligen griechischen Gastrechts. Er dürstet nach Rache und geht zu seinem Bruder Agamemnon, dem mächtigsten König der Griechen und Herrscher von Mykene.

Agamemnon eilt dem gedemütigten Bruder zur Hilfe und mobilisiert eine riesige griechische Flotte unter der Leitung der herausragendsten Kämpfer.

Der tapfere Achill ist mit von der Partie, der bis auf die Ferse am ganzen Körper unverwundbar ist. Aus Ithaka stößt der listige Odysseus hinzu, und auch der riesenhafte Ajax brennt darauf, in die Schlacht zu ziehen. Die griechische Flotte sticht in See und hält Kurs auf Kleinasien. Kurze Zeit später gehen die Griechen vor den Toren Trojas an Land.

Buchmalerei: Zahlreiche Segelschiffe nebeneinander

Eine große griechische Flotte sticht in See

Der Krieg um Troja

Paris hat inzwischen mit Helena Troja erreicht. Sein ältester Bruder Hector und sein Vater Priamos, der König von Troja, sind äußerst ungehalten über den unbedachten Raub der Helena. Zu Recht fürchten sie die Rache des Menelaos.

Die Griechen haben ihre Zelte inzwischen am Strand aufgeschlagen und belagern die Stadt Troja. Schließlich bricht der Krieg zwischen den verfeindeten Völkern aus.

Die Schlachten wogen hin und her, mal haben die Trojaner die Oberhand, mal sind die Griechen stärker. Zu einer wirklichen Entscheidungsschlacht kommt es vorerst nicht. Die Zeit geht ins Land und bald tobt der Krieg schon zehn Jahre.

Doch in diesem Krieg kämpfen nicht nur Menschen. Gebannt blickt die griechische Götterwelt vom Olymp herab auf das Kriegsgetümmel.

Und obwohl Göttervater Zeus jede Einmischung "von oben" verboten hat, ergreifen die Unsterblichen Partei und mischen sich beherzt in das Kriegsgeschehen ein. Apoll kämpft auf der Seite der Trojaner, er sorgt für die Pest im Lager der Griechen.

Unterstützt wird Apoll von Aphrodite, die als Beschützerin des Paris auftritt. Dagegen kämpfen Athene, Hera und der Meeresgott Poseidon auf Seiten der Griechen.

Gemälde: Schlachten- und Belagerungsszenen um Troja

Jahrelang toben die Schlachten

Der Groll des Achill

Der berühmteste Held im griechischen Lager ist Achill. Als Agamemnon ihm eines Tages die erbeutete Sklavin Briseis wegnimmt, zu der sich der Held hingezogen fühlt, zieht sich Achill wütend und in seiner Ehre verletzt aus der Schlacht zurück.

Doch sein Freund Patroklos kann nicht länger mit ansehen, wie die Griechen im Krieg an Boden verlieren, weil der schier unbesiegbare Achill die Heerführerschaft verweigert.

Patroklos legt die Rüstung des Achill an und führt die Griechen wieder in die Schlacht gegen die Trojaner. Doch Hector hält Patroklos für Achill und stellt ihn im Zweikampf, Patroklos unterliegt und fällt. Außer sich vor Schmerz über den Tod des Freundes fordert Achill nun Hector zum Kampf.

Hector ist der größte Held im trojanischen Lager. Aber im Zweikampf gegen den furchtbaren Achill hat er keine Chance.

Hector wird von Achill erschlagen, doch sterbend sagt er ihm voraus, dass sein Bruder Paris ihn eines Tages im Kampf töten wird. Die Prophezeiung erfüllt sich später tatsächlich und Achill stirbt durch einen vergifteten Pfeil des Paris, der ihn in die Ferse trifft. Apoll selbst ist es, der den Pfeil des Paris direkt in die verwundbare Ferse des Achill lenkt.

Gemälde: Achilles und der tote Hector

Achilles kann Hector schließlich besiegen

Der Niedergang Trojas

Die Griechen kommen nicht weiter, der Krieg währt nun schon zehn Jahre und die großen Helden der griechischen Streitmacht sind tot. Da hat der listige Odysseus die Idee, ein riesiges hölzernes Pferd zu bauen, das den Trojanern als Siegergeschenk überreicht wird. Die Griechen geben vor, aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Die tapfersten Griechen verstecken sich in dem Pferd, das die Trojaner nichtsahnend als Siegesbeute in ihre Stadt rollen. Nachts klettern die Griechen aus dem Bauch des Pferdes und öffnen ihrer Armee die Tore. Es kommt zu einem fürchterlichen Blutbad: Die Griechen töten König Priamos und alle trojanischen Krieger.

Die Trojaner ziehen das Trojanische Pferd in ihre Stadt, Aquarell von Peter Connolly

Das Trojanische Pferd auf dem Weg in die Stadt

Troja wird bis auf die Grundmauern abgebrannt, Frauen und Kinder werden versklavt. Helena kehrt zu Menelaos zurück, der sie durch Aphrodites Zutun wieder in Ehren als seine Gemahlin aufnimmt.

Nur ein Trojaner kann fliehen: Aeneas, Sohn der Aphrodite, der mit seinem alten Vater Anchises auf dem Rücken aus dem brennenden Troja entkommt. Nach vielen Irrfahrten gelangt er schließlich nach Latium und wird zum Stammvater der Römer.

Doch dies ist eine andere Erzählung, sie wurde von dem berühmten römischen Dichter Vergil verfasst und ging als Gründungsmythos der Stadt Rom in die Literaturgeschichte ein.

Quelle: SWR | Stand: 22.01.2020, 13:59 Uhr

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