Wie funktioniert der Magen? (1) Speiseröhre: Durch sie landet die Nahrung im Magen. (2) Magensaft: Er zersetzt die Zellstrukturen und spaltet Eiweiße auf. (3) Muskeln: Kontrahieren und zerkleinern so die Nahrung. (4) Pförtner: Dieser entlässt die Nahrung nach und nach in den Darm.

Magen

Wie der Magen funktioniert

Salzsäure gehört zu den stärksten Säuren, die es in der Natur gibt. Der Magen des Menschen produziert davon jeden Tag enorme Mengen, um die Nahrung zu verdauen. Wie genau funktioniert das?

Von Moritz Zajonz

Wie der Magen sich vorbereitet

Der Magen ist für die Nahrung die zweite Station auf dem Weg durch den Körper. Wenn wir zum Beispiel einen Pfannkuchen essen, landet dieser als erstes im Mund. Wir zerkauen ihn mit den Zähnen, vermischen ihn mit Speichel. Anschließend schlucken wir den Brei hinunter in die Speiseröhre.

Der Magen hat sich bereits vorbereitet: Die erste Phase der Verdauung beginnt bereits, bevor wir überhaupt zugebissen haben.

"In der vagalen Phase regen die Sinneseindrücke wie der Geruch oder das Bild von Nahrung die Produktion der Verdauungssäfte im Magen an", sagt Thorsten Pohle. Allein die Vorstellung von Essen reiche aus, um den Magen in Wallung zu bringen, sagt der Facharzt für Innere Medizin am Klinikum in Herford.

Das Auge isst mit: (1) Lecker Essen! Ein Mensch sieht Nahrung. Der Anblick löst im Hirn einen Reiz aus. (2) Säure Marsch! Der Reiz im Hirn feuert die Produktion von Magensäure an.

Lecker Essen – Säure marsch!

Wenn wir Nahrung sehen, in diesem Fall den Pfannkuchen, beginnt der Magen Salzsäure und ein eiweißzersetzendes Enzym zu produzieren, das Pepsin.

Die Salzsäure leistet mit ihrem niedrigen, sauren pH-Wert die Vorarbeit. Sie zerstört die äußeren Zellstrukturen und legt das Eiweiß in deren Inneren frei. Mithilfe der Salzsäure und des Enzyms kann der Körper die Eiweiße zersetzen, die Forscher auch Peptidketten oder Proteine nennen.

Wieso verdaut sich der Magen nicht selbst?

"Im Magen herrscht ein stark saures Milieu. Das tötet Bakterien ab und hilft, um die Nahrung zu verdauen", sagt Thorsten Pohle vom Klinikum in Herford. "Die Säure zersetzt die Zellen."

Wenn die Säure den Zellen schadet – warum greift sie nicht die Magenwand an?

"Die Magenwand hat ein hohes Regenerationspotenzial: Die Zellen erneuern sich häufig", sagt Pohle. Das Gewebe sei zudem gut durchblutet. Der Körper kann die Schäden in der Zellstruktur so besser reparieren.

"Die Magenschleimhaut produziert zudem sehr viel Schleim", sagt der Facharzt für Innere Medizin. Dieser helfe, die Säure von der Magenwand fernzuhalten.

Die Eiweiße, die wir mit dem Pfannkuchen zu uns nehmen, bestehen aus langen, zusammengefalteten Peptidketten. Das Pepsin setzt sich an die Stellen, die zuvor mithilfe der Säure freigelegt worden sind.

Das eiweißzersetzende Enzym zerschneidet die langen Ketten in kurze Stücke: Peptide. Diese kurzen Stückchen kann der Körper später mithilfe von anderen Enzymen leichter weiterverarbeiten.

Die Muskeln kneten die Nahrung im Magen: (1) Nerven an Hirn: Die Magenwand dehnt sich! (2) Hirn an Muskeln: Fangt an zu kneten!

Magenwand dehnen und Muskeln kneten lassen!

Der Magen kommt in Bewegung

Während die Verdauungssäfte ihre Wirkung entfalten, gerät der Magen nun in Bewegung. Der Pfannkuchenbrei berührt und dehnt den Magen. Das reizt die Nerven in der Magenwand, die wiederum einen Stoff namens Gastrin freisetzen.

Dieser Stoff sorgt zum einen dafür, dass der Magen noch mehr Salzsäure und Pepsin abgibt. Zum anderen führt er dazu, dass die Magenmuskeln kontrahieren.

Was einmal ein Pfannkuchen gewesen ist, wird so zu immer kleineren Stückchen zerkleinert. "Dreimal pro Minute befördert die wellenförmige Bewegung der Muskeln die Nahrung gen Schließmuskel", sagt Pohle.

Ab in den Darm! (1) Klappe auf! Der Pförtner lässt nur winzige Mengen passieren. (2) Klappe zu! Die Säure im Brei signalisiert dem Pförtner: Stop, halt!

Klappe auf! Klappe zu!

Bitte nicht drängeln!

Diesen Schließmuskel nennen Forscher auch Pförtner. Er liegt am Ende des Magens und regelt, wie viel Nahrung in den Darm gelangt. Genauer gesagt in den Zwölffingerdarm.

Der Pförtner macht keine Kompromisse: Er lässt nur Stücke hindurch, die millimetergroß sind. Was größer ist, bleibt im Magen und wird noch kleiner zerstückelt.

Woher das Hungergefühl kommt

Der Füllstand des Magens steuert die Ausschüttung des Hungerhormons Ghrelin. Ist der Magen leer, wird viel Ghrelin ausgeschüttet, das Hungergefühl steigt. Ist er voll, wird die Ghrelinproduktion verringert und das Hungergefühl nimmt ab.

„Doch genau dieser Mechanismus ist bei Übergewichtigen möglicherweise fehlerhaft“, erklärt Professor Pohle. „Der Ghrelin-Spiegel kann chronisch, also dauernd, erhöht sein, das Hungergefühl bleibt – und der oder die Betroffene muss öfter etwas essen.“

"Der Brei, den der Pförtner durchlässt, ist noch vermengt mit Salzsäure und dementsprechend sehr sauer und gefährlich für ungeschütztes Gewebe", sagt Pohle. "Damit nicht zu viel Säure auf einmal in den Zwölffingerdarm gelangt, löst der Darm ein Stoppsignal aus, sobald der saure Brei den Pförtner passiert hat."

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gleicht die Säure aus, indem sie Bicarbonat produziert. Der Nahrungsbrei ist nun weniger sauer – der Darm kann ihn so besser weiterverdauen. Ab jetzt übernimmt der Dünndarm die Verdauung.

Hungrig oder satt? Bedienungsanleitung für unseren Körper

Planet Wissen 01.10.2019 03:49 Min. UT Verfügbar bis 01.10.2024 WDR Von Eva Schultes

(Erstveröffentlichung 2016. Letzte Aktualisierung 25.11.2020)

Quelle: WDR

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