Biene im Anflug auf ein Weidenkätzchen

Sinne der Pflanzen

Die Tricks der Blütenpflanzen

Sich fortpflanzen, ohne sich vom Fleck zu bewegen – das klingt nach einer Herausforderung. Kein Problem für die Blütenpflanzen: Im Laufe der Evolution haben sie eine Menge Strategien entwickelt, um das Überleben zu sichern.

Von Andrea Wieland

Bestäubung: Vom Winde verweht

Keine Bestäubung, keine Fortpflanzung – die Blütenpflanzen haben sich einiges einfallen lassen, damit ihre Pollen aus den Staubgefäßen zum Stempel der Samenanlage einer anderen Blüte gelangen. Nur dann beginnt der Samen zu reifen. Nur so kann eine neue Pflanze entstehen.

Etwa die Hälfte der Blütenpflanzen bedient sich einer konventionellen Methode, um sich fortzupflanzen: Sie lassen ihren Pollen vom Wind davontragen – in der Hoffnung, dass sie über die Luft zu einer anderen Blüte der gleichen Art gelangen.

Die Methode funktioniert in der Regel recht zuverlässig. Das liegt auch daran, dass die sogenannten Windbestäuber eine gewaltige Menge an Pollen produzieren; im Fall eines Haselnuss-Kätzchens bis zu 2,5 Millionen.

Um den Aufwand in Grenzen zu halten, statten die Pflanzen die Pollen allerdings mit weniger Sporopollonin aus, das den Pollen wie einen schützenden Mantel umgibt. Pollen von Windbestäubern sind deshalb weniger widerstandsfähig als die Pollen der Pflanzen, die auf tierische Bestäuber setzen. Außerdem produzieren Windbestäuber keinen Nektar.

Gewöhnliches Knäuelgras mit Pollen

Windbestäuber verteilen ihre Pollen über die Luft

Fortpflanzung mithilfe von Tieren

Andere Pflanzen rekrutieren für die Fortpflanzung tierische Helfer. Meist übernehmen Insekten wie Bienen, Wespen oder Hummeln, Schmetterlinge und Falter die Botendienste, aber auch kleine Vögel wie beispielsweise der Kolibri.

Um die Boten zu belohnen, halten die Pflanzen süßen Nektar bereit. Dieser ist in der Blüte versteckt, sodass die Tiere die Staubgefäße streifen, wenn sie vom Nektar trinken wollen. Die Pollen bleiben dann am Körper haften. Fliegen die Insekten anschließend zur nächsten Nektartränke, nehmen sie den Pollen mit und bestäuben dort die Blüte.

Nahaufnahme einer Biene mit Pollen in einer weißen Blüte

Pollenbote: Eine Biene besucht eine Blüte

Farben und Gerüche als Wegweiser

Dieses Prinzip funktioniert allerdings nur, wenn die Botentiere Blüten derselben Art besuchen. Damit sie das tun, verströmen viele Pflanzen unverwechselbare Düfte, die die Insekten bereits aus großer Entfernung riechen können.

Je nach Insektenart kann der Duft auch mal Gestank sein. So verbreitet der Aronstab einen für uns Menschen unangenehmen Kot- und Verwesungsgeruch, weil er Schmeißfliegen und Mücken anziehen will. Um den Gestank zu intensivieren, heizt er zudem seinen Blütenkolben auf bis zu 40 Grad Celsius auf.

Die Tricks der Blumen

Planet Wissen 25.01.2023 03:03 Min. UT Verfügbar bis 07.04.2027 SWR

Pflanzen signalisieren ihren Bestäubern aber auch mithilfe von Farben, wo es noch mehr Nektar zu holen gibt. Die meisten Insekten haben bestimmte Vorlieben. Bienen besuchen beispielsweise gern gelbe und blauviolette Blumen, Hummeln blaue und violette. Rot lockt eher die Tagfalter an, weiß die Nachtfalter – da sie in der Dämmerung helle Farben besser wahrnehmen können als dunkle.

Pflanzen täuschen ihre Bestäuber auch

Manche Pflanzen gaukeln ihren Bestäubern auch vor, echte Sexualpartner zu sein. So verwechseln paarungsbereite Männchen der Solitär-Biene des öfteren Orchideen der Gattung Ophrys mit weiblichen Bienen, weil die Blütenblätter der Pflanze weiblichen Bienen täuschend ähneln und sich auch so anfühlen.

Dazu produziert die Pflanze Sexuallockstoffe, die offenbar noch wirkungsvoller sind, als die der echten Bienenweibchen. Beim vermeintlichen Begattungsakt werden die Orchideen dann bestäubt.

Quelle: SWR | Stand: 13.02.2020, 16:00 Uhr

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