Eine Schildkröte mit Gras im Maul

Schildkröten

Artgerechte Schildkrötenhaltung

Wer sich eine Schildkröte anschafft, geht häufig eine Verbindung fürs Leben ein, denn Schildkröten können sehr alt werden. Die faszinierenden Tiere, die mit ihrer gemütlichen Art so genügsam aussehen, sind nicht einfach zu pflegen. Wenn sie nicht artgerecht gehalten werden, können sie schnell erkranken.

Von Christiane Gorse

Überlegungen vor der Anschaffung

Artgerechte Tierhaltung fängt schon vor dem Kauf an. Denn Schildkröten zu halten, ist keine reine Privatsache. Nach Gesetzen von Bund und Europäischer Union (EU) ist ein Halter dazu verpflichtet, die Tiere artgerecht zu pflegen.

Der Schildkrötenliebhaber muss sich also nicht nur Gedanken darüber machen, ob er eine Schildkröte haben will, sondern auch, welche konkreten Bedürfnisse die spezielle Art hat, die er sich zulegt. Vorsicht ist bei der Größe der Tiere geboten: Oft wachsen die Tiere noch und brauchen in ein paar Jahren als erwachsene Schildkröten viel mehr Platz.

Naturnahe Haltung: die Unterbringung

Am meisten verbreitet in deutschen Haushalten sind die Griechische und die Europäische Landschildkröte. Wasserschildkröten dagegen sind eher Exoten und komplizierter zu halten.

Damit die Tiere sich wohlfühlen, brauchen sie also sehr unterschiedliche Terrarien. Entscheidend sind nicht nur das Element Wasser und der Untergrund, sondern auch eine entsprechende Temperatur, das Maß an ultravioletten Strahlen sowie entsprechende Luftfeuchtigkeit.

Reptilientierärzte wie Dr. Markus Baur von der Tierklinik der Uni München empfehlen, Schildkröten so wenig wie möglich in der Wohnung zu lassen und ihnen einen Platz im Garten einzuräumen.

Ihr Gebiet sollte auf jeden Fall eingezäunt sein, damit sie nicht ausbrechen können und kein "Missgeschick" passiert. Zu vielen Unfällen kommt es, weil sich die Schildkröten plötzlich an unerwarteter Stelle befinden.

Eine Griechische Landschildkröte auf einem kurz gemähten Rasen.

Für Schildkröten ideal: ein Platz im Garten

Ernährung

Am häufigsten kommt es zu Fehlern bei der Ernährung. Erfahrene Pfleger setzen daher auf möglichst naturnahe Ernährung. Auf diese Art erkranken die Schildkröten am kaum und die Befruchtungsrate steigt an – ein Zeichen, dass es den Schildkröten gut geht.

Die Nahrung muss frisch und abwechslungsreich sein. Pflanzenfresser, die in der Wildbahn auch mal eine Schnecke oder ein Insekt nicht verschmähen, sollte man dennoch hauptsächlich vegetarisch ernähren.

Vitamine und Mineralstoffe sind sehr wichtig. Eine unbehandelte Naturwiese mit Kräutern wie Spitzwegerich, Kleearten, Huflattich und Rettichblättern ist für eine Griechische Landschildkröte optimal. Wer einen Garten hat, kann die Nahrung sogar selbst anbauen. Salat am besten ohne künstlichen Dünger aufziehen.

Gewarnt wird vor Gemüseabfall aus dem Supermarkt. Dieser kann viele Pesitizde enthalten und für die Schildkröten schädlich sein.

Eine Schildkröte vor Salatabfällen

Abfälle aus dem Supermarkt sind häufig mit Pestiziden belastet

Winterruhe

Europäische Landschildkröten halten in der Regel Winterruhe. Wenn die Tage kürzer und kälter werden, sucht sich die Schildkröte ein ruhiges Plätzchen, kühlt aus, stellt die Nahrungsaufnahme ein, scheidet aber vier Wochen lang noch Kot aus, bis der Darm leer ist. Dann graben sich die Schildkröten ein, sodass die Temperatur über einen längeren Zeitraum gleichbleibend ist.

Diesen natürlichen Prozess durch Menschenhand herbeizuführen, ist nicht einfach. Im Haus funktioniert das noch am besten in einem extra für die Schildkröten temperierten Kühlschrank.

Auch im Falle der Winterruhe ist ein Garten sehr von Vorteil. Denn dann leitet die Schildkröte die Winterruhe selbst ein und der Besitzer muss sie nur vor Frost und Tieren schützen. Vor allem Nagetiere können Schildkröten während der Winterruhe zusetzen.

Krankheiten

Viele Krankheiten sind ernährungsbedingt. Schildkröten reagieren sehr empfindlich auf unpassende Nahrung. Bei zu viel eiweißhaltiger Nahrung wellt sich der Panzer. Bei zu wenig Mineralien wird der Panzer porös und brüchig.

Leberprobleme durch Giftstoffe erzeugen Gicht, die auch Schildkröten große Schmerzen bereitet. Als häufige Todesursache nennen Experten auch Magersucht, ausgelöst durch Vitaminmangel und tatsächlich auch durch psychische Probleme: Vielleicht fühlt sich die Schildkröte einsam und braucht Unterhaltung durch einen Artgenossen?

Aber auch Erkältungen und Parasiten sind häufig. Warme Inhalationsbäder können helfen, aber im Zweifel gilt immer: Am besten einen Tierarzt aufsuchen, der Erfahrung mit Reptilien hat.

Grundsätzlich gilt: Schildkröten und Reptilien sind nicht einfach zu halten. Man muss sich intensiv mit den Tieren auseinandersetzen. Über die "Deutsche Gesellschaft für Herpatologie und Terrarienkunde" kann man einen "Reptilienführerschein-Kurs" belegen, in dem alle notwendigen Grundlagen vermittelt werden.

Experten empfehlen darüber hinaus noch weitergehende Lektüre, um den Schützlingen ein gutes Leben zu ermöglichen.

(Erstveröffentlichung 2007, letzte Aktualisierung 06.11.2017)

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Quelle: SWR

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