In Tüllkrock gekleideter, Fahrrad fahrender Zirkusbär in der Manege

Bär und Mensch

Zirkusbären

Lange Zeit wurden Bären im Zirkus vorgeführt: auf Fahrrädern, auf Rollschuhen, auf Stelzen oder als Tanzbären. Doch diese Zirkusnummern waren das Ergebnis von Dressur und Quälerei. Tierschutzorganisationen und Biologen lehnen die Haltung von Bären in Zirkussen daher vehement ab.

Von Susanne Wagner

Grausame Unterhaltung

Schon vor Jahrtausenden wurden Bären weltweit als Attraktion und zur Belustigung des Menschen missbraucht. Im Alten Rom etwa gab es Zirkusveranstaltungen und Schaukämpfe, in denen die "bestialischen Tiere" grausam gequält wurden.

Auch das "Bärenreizen" war ein beliebtes Spektakel, bei dem ein gefesselter Bär von Hunden, mit Peitschen und Pfeffer traktiert wurde. Dieses gnadenlose Spiel wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts gesetzlich verboten.

Den Willen brechen

Zwar werden heute im Zirkus die brutalsten Praktiken, wie sie jahrhundertelang eingesetzt wurden, nicht mehr angewandt. Zum Beispiel stellte man Bären auf glühend heiße Planken, um ihnen das "Tanzen" beizubringen.

Trotzdem wird immer noch zu fragwürdigen Trainingsmethoden wie Futterentzug, Prügel und Stromschlägen gegriffen, um den Tieren das beizubringen, was sie in der freien Wildbahn niemals tun würden.

Meistens verfahren die Dompteure nach dem Prinzip "Strafe und Belohnung". Denn freundliches Zureden und Loben allein bringt keinen Bären dazu, Seil zu springen. Also lässt man sie hungern und winkt so lange mit dem Leckerbissen, bis sie die von ihnen verlangte Akrobatik beherrschen.

Dressur ist immer auch eine Form von Gewalt: Der Wille des Tieres wird gebrochen, das heißt der Bär willigt nicht ein, sondern gibt klein bei. Was bleibt ihm anderes übrig?

Eine Zeichnung in Farbe, die einen Bärentreiber mit zwei Bären darstellt.

Dressur ist immer eine Form der Gewalt

Kleine Käfige

Nicht zuletzt sind Zirkusbären oft in viel zu kleinen und engen Käfigen untergebracht, die ihrem natürlichen Bedürfnis nach Bewegung nicht gerecht werden. Auch der ständige Ortswechsel, die langen Transportwege und die Wartezeiten in den Käfigen verursachen Stress. Wer Bären wirklich mag, lässt sie, wie andere Tiere auch, in Frieden.

Ein Braunbär in einem kleinen Käfig

Selbst 2016 lebten noch einige Zirkusbären in Deutschland in viel zu kleinen Käfigen

Tanzen Bären wirklich?

Zu allen Zeiten schmückten sich Fürsten und Herrscher gern mit Bären. Die breite städtische Öffentlichkeit sah sie oftmals als dressierte Tanzbären. Im 19. Jahrhundert zogen fahrende Schausteller mit ihnen von Ort zu Ort. Fröhlich tanzende Bären wurden als Attraktion vorgeführt. Sobald eine Melodie erklang, bereitete es den Bären scheinbar genauso viel Freude wie den Menschen, sich im Takt hin- und herzubewegen.

Das Schwarzweiß Foto zeigt einen Tanzbär in Ketten

Ein Tanzbär in Ketten

Anfang des 20. Jahrhunderts begegnete man dem Tanzbär auf vielen Jahrmärkten. Er war die Vorlage für die ersten handgeschnitzten Bären in Deutschland und in der Schweiz. Selbst die Urform des heutigen Gummibärchens hieß in den 1920er-Jahren noch Tanzbär.

Aber die Bären tanzten nicht von sich aus – und sie tanzten auf keinen Fall gerne. Vielmehr wurden sie durch Folter dazu gezwungen. Junge Bären wurden auf eine glühend heiße Eisenplatte gestellt. Während sie aufgrund des Schmerzes die Beine hochzogen, ertönte Musik. Damit sie nicht weglaufen konnten, wurden sie angekettet.

Durch die ständige Wiederholung der Prozedur verbanden die Tiere schließlich den Schmerz allmählich mit dem Erklingen der Musik. Diese qualvolle Erfahrung in der Kindheit brachte die dressierten Tanzbären dazu, beim Ertönen von Musik immer die Beine zu heben und scheinbar zu tanzen.

(Erstveröffentlichung 2003, letzte Aktualisierung 25.08.2017)

Quelle: SWR

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